back to top
...
    NRWZ.deFasnet in und um RottweilLiebesbrief an Rottweil und die Fasnet

    Liebesbrief an Rottweil und die Fasnet

    Artikel
    Kommentare
    Autor / Quelle
    Weitere Artikel
    Für NRWZ.de+ Abonnenten: 

    Diesen Leser-, nein, diesen Liebesbrief an die Stadt Rottweil und ihre Fasnet hat die NRWZ erhalten.

    Liebes Rottweil,

    ich muss mich bei dir entschuldigen. Lange habe ich dir vorgeworfen, kein richtiges Zuhause zu sein. Ein Ort, dem man in der Adoleszenz entflieht. Weg von der besonderen schwäbischen Mentalität hin zu mehr Offenheit und Freigeist.

    Doch ich muss gestehen, ich habe mich wieder in dich verliebt. Durch deine Fasnet, die viel mehr ist als ein würdeloses Besäufnis oder eine verstaubte Tradition. Köln, Mainz Rottweil und Rio. Und unsere Kindheit.

    Hört man die ersten Töne des Narrenmarsches schmeckt es nach der Brezel am Morgen von der Bäckerei Mink. Man verspürt die stolze Vorfreude, wenn man den Geruch der gestärkten Oberhemden für die Narren riecht.

    Man erinnert sich, wie man auf Zehenspitzen vor den drapierten Larven in Omas Stube tanzt – ganz vorsichtig, da man sie bis zum Montagmorgen nicht anfassen darf. Fasnet, das ist der Geschmack der ersten Apfelschorle beim Warten auf den großen Sprung und Linsen mit Spätzle.

    Aus der Kneipe tönt „Eins kann mir keiner nehmen und das ist die pure Lust am Leben“ und man darf morgens um 7.30 Uhr zum ersten Mal an der Weinschorle des Onkels nippen. Es ist und war das geduldigste Warten. Die aufrichtigsten kindlichen Gebete für Sonnenschein.

    Eine Welt voller Wandel und Polaritäten. Angst und Ziellosigkeit. Und die Rottweiler? Reagieren auf die charmanteste Art, die man sich vorstellen kann: mit Humor und purer Lebensfreude. Mal nicht alles ernst nehmen und die Mundwinkel hängen lassen. Nicht nach dem Haar in der Suppe suchen. Die Wirklichkeit da draußen kann warten und für eine knappe Woche steht die Welt still.

    Ein närrisches Lagerfeuer, bei dem Hass und Missgunst keinen Platz haben. Kein schwäbisches „Mir san mir“, sondern eine Einladung an die ganze Welt die stolzen Traditonen zu teilen. Fällt eine Träne, wischt sie ein wohlwollender Narr gar hinweg und erinnert an das Credo der Rottweiler Fasnet „Jedem zur Freude und niemand zum Leid“.

    Auf der Straße und in den Narrenstuben erzählt man sich humorvoll Geschichten über Freundschaft, Familie, Jugend, Heimat und der Liebe. Man trinkt eine Schorle mit dem damaligen Schwarm aus der Klasse 10a und berichtet vom Leben fernab von Rottweil: in Bombay, Frankfurt oder Tokio.

    Jedem zur Freude und niemand zum Leid und die Einladung an den Rest der Welt an den Tisch der schwäbischen Warmherzigkeit. Man kann das veraltet oder naiv finden, ich finde es sympathisch, heimelig und sogar etwas kosmopolitisch.

    Florine Weiss, Berlin

    image_pdfArtikel als PDF speichernimage_printArtikel ausdrucken

    Diskutieren Sie mit!

    Hier können Sie einen Kommentar zu unserem Artikel hinterlassen.

    2 Kommentare

    2 Kommentare
    Neueste
    Älteste Meist bewertet
    Inline Feedbacks
    Alle Kommentare anzeigen
    Mona
    Mona
    10 Monate her

    Mit der Liebe kannˋs nicht so weit her sein, wenn man ROTTWEIL mehrfach falsch schreibt…

    Peter Arnegger (gg)
    Antwort auf  Mona
    10 Monate her

    Das geht auf unsere Kappe. Schlecht redigiert, sind Übertragungsfehler aus einem PDF.

    image_pdfArtikel als PDF speichernimage_printArtikel ausdrucken

    NRWZ-Redaktion
    NRWZ-Redaktion
    Unter dem Label NRWZ-Redaktion beziehungsweise NRWZ-Redaktion Schramberg veröffentlichen wir Beiträge aus der Feder eines der Redakteure der NRWZ. Sie sind von allgemeiner, nachrichtlicher Natur und keine Autorenbeiträge im eigentlichen Sinne.Die Redaktion erreichen Sie unter redaktion@NRWZ.de beziehungsweise schramberg@NRWZ.de

    Beiträge

    Die Fachstelle Sucht Rottweil zieht um

    Nach mehr als 30 Jahren in der Schrambergerstraße 23 bricht die Fachstelle Sucht Rottweil zu neuen Ufern auf. Die langjährige Arbeit in der bisherigen...

    Prozessqualität muss im Vordergrund stehen und nicht die Immobilie

    Leserbrief zum Artikel Investoren-Wettbewerb für das alte Feuerwehr-GeländeDas angedachte MVZ für eine neue Immobilie auf dem alten Feuerwehrgelände sehe ich als Alibi der Hilflosigkeit,...

    Leserbrief: Es ist nie zu spät!

    Dass Herr Seitz entsetzt ist über den Abbruch des Landratsamtes kann ich nur allzu gut verstehen: Seit den ersten Erwägungen eines kompletten Neubaus im...

    Zündendes Neujahrskonzert mit den Besten des Landes 

    Das Sinfonische Jugend-Blasorchester Baden-Württemberg gastiert am Montag, 6. Januar, um 17 Uhr im Dr.-Ernst-Hohner-Konzerthaus Trossingen.Eine zehnjährige Tradition erfreut im Januar jedes Jahr die Besucher...

    image_pdfArtikel als PDF speichernimage_printArtikel ausdrucken

    Festliche Stimmung beim DHG-Weihnachtskonzert

    „Vor vielen hundert Jahren“ lautete das Motto des diesjährigen Weihnachtskonzerts des Droste-Hülshoff-Gymnasiums in der Auferstehung-Christi-Kirche.Rottweil - Vom barocken Chorsatz über weihnachtliche Popsongs bis...

    image_pdfArtikel als PDF speichernimage_printArtikel ausdrucken

    Diesen Leser-, nein, diesen Liebesbrief an die Stadt Rottweil und ihre Fasnet hat die NRWZ erhalten.

    Liebes Rottweil,

    ich muss mich bei dir entschuldigen. Lange habe ich dir vorgeworfen, kein richtiges Zuhause zu sein. Ein Ort, dem man in der Adoleszenz entflieht. Weg von der besonderen schwäbischen Mentalität hin zu mehr Offenheit und Freigeist.

    Doch ich muss gestehen, ich habe mich wieder in dich verliebt. Durch deine Fasnet, die viel mehr ist als ein würdeloses Besäufnis oder eine verstaubte Tradition. Köln, Mainz Rottweil und Rio. Und unsere Kindheit.

    Hört man die ersten Töne des Narrenmarsches schmeckt es nach der Brezel am Morgen von der Bäckerei Mink. Man verspürt die stolze Vorfreude, wenn man den Geruch der gestärkten Oberhemden für die Narren riecht.

    Man erinnert sich, wie man auf Zehenspitzen vor den drapierten Larven in Omas Stube tanzt – ganz vorsichtig, da man sie bis zum Montagmorgen nicht anfassen darf. Fasnet, das ist der Geschmack der ersten Apfelschorle beim Warten auf den großen Sprung und Linsen mit Spätzle.

    Aus der Kneipe tönt „Eins kann mir keiner nehmen und das ist die pure Lust am Leben“ und man darf morgens um 7.30 Uhr zum ersten Mal an der Weinschorle des Onkels nippen. Es ist und war das geduldigste Warten. Die aufrichtigsten kindlichen Gebete für Sonnenschein.

    Eine Welt voller Wandel und Polaritäten. Angst und Ziellosigkeit. Und die Rottweiler? Reagieren auf die charmanteste Art, die man sich vorstellen kann: mit Humor und purer Lebensfreude. Mal nicht alles ernst nehmen und die Mundwinkel hängen lassen. Nicht nach dem Haar in der Suppe suchen. Die Wirklichkeit da draußen kann warten und für eine knappe Woche steht die Welt still.

    Ein närrisches Lagerfeuer, bei dem Hass und Missgunst keinen Platz haben. Kein schwäbisches „Mir san mir“, sondern eine Einladung an die ganze Welt die stolzen Traditonen zu teilen. Fällt eine Träne, wischt sie ein wohlwollender Narr gar hinweg und erinnert an das Credo der Rottweiler Fasnet „Jedem zur Freude und niemand zum Leid“.

    Auf der Straße und in den Narrenstuben erzählt man sich humorvoll Geschichten über Freundschaft, Familie, Jugend, Heimat und der Liebe. Man trinkt eine Schorle mit dem damaligen Schwarm aus der Klasse 10a und berichtet vom Leben fernab von Rottweil: in Bombay, Frankfurt oder Tokio.

    Jedem zur Freude und niemand zum Leid und die Einladung an den Rest der Welt an den Tisch der schwäbischen Warmherzigkeit. Man kann das veraltet oder naiv finden, ich finde es sympathisch, heimelig und sogar etwas kosmopolitisch.

    Florine Weiss, Berlin

    image_pdfArtikel als PDF speichernimage_printArtikel ausdrucken

    [adinserter name="AnzeigenImArtikelDesktop"]

    Das interessiert diese Woche

    [adinserter name="AnzeigenImArtikelDesktop"]