(Meinung). Wir schreiben Montag, den 24. Januar 2022: Eine Aktion gegen die sogenannten „Spaziergänger“ formiert sich in der Oberen Hauptstraße in Rottweil. Während es an den Eingängen immer wieder zu Aufeinandertreffen der „Spaziergänger“ und den Ordnern der Kundgebung kommt, nimmt der Protest für das Impfen und für den solidarischen Kampf gegen das Coronavirus und COVID-19 Form an.
Es fällt auf, dass dieselben „Spaziergänger“, welche für die angeblich eingeschränkte Meinungsäußerung auf die Straßen gehen, nun selbst versuchen, die Menschen davon abzuhalten, für die Demokratie zu demonstrieren. Insbesondere durch kindisches Verhalten wie lauten „Mäh-Rufen“ oder Pöbeleien abseits der Menschenkette, fallen vereinzelt Personen auf.
So stellt sich mir nun die Frage, spalten wir mittels diverser Regelungen über den Eintritt in Örtlichkeiten wie Restaurants und Geschäften die Gesellschaft oder spaltet sich eine kleine Gesellschaft in einer Filterblase der Halbwahrheiten und „Fake News“ von der normalen „Mitte“ ab? Die Antwort ist Ja! Betrachtet man die traurige Bilanz des Montagabends, so wird deutlich, dass der Begriff der „Spaziergänge“ eine Inszenierung illegaler Demonstrationen im Deckmantel eines friedlichen, eigentlich erholsamen Spazierganges darstellen soll.
Wenn, nach Angaben der „Spaziergängern“, statt den offiziell gezählten 1300 Teilnehmer sogar 3300 anwesend waren, wird eine Mehrheit inszeniert, die es eigentlich gar nicht gibt. Es wird also versucht zu manipulieren, besonders hervorgehoben durch dauerhaftes im-Kreis-laufen innerhalb der Umrundung der Innenstadt. Diese Mehrheit definiert sich durch Inszenierung, gerade da nicht alle Teilnehmer aus der Stadt Rottweil stammen, sondern einen weiteren Anfahrtsweg auf sich nehmen, wie beispielsweise einige „Spaziergänger“ aus dem Ortenau-Kreis.
Der Wolf im Schafspelz zeigte sein hässlichstes Gesicht am Montagabend. Mit dem Hitlergruß und Ausrufen wie „Wir sind das Volk“ offenbarten die „Spaziergänger“ die Gesinnung und die Absicht der illegalen Demonstration. Es erinnert stark an die „PEGIDA“-Zeiten 2015, welche ebenfalls ein Nest für rechtspopulistische/rechtsextremistische Ansichten darstellten. Es dürfte alles gesagt sein, wenn 1300 Menschen den Tod von 241 Menschen (Stand: 26.01.2022, 18:48 Uhr) an COVID-19 verharmlosen. Normalerweise erwartet man eine Hinterfragung der angewandten Methoden, es behauptet sich das Gegenteil: Auf Telegram feiert man sich selbst für das Ausrufen solcher Sprüche.
Den Herrschaften kann man nur noch eines an die Hand geben, hinterfragen Sie doch mal wirklich etwas und kommen Sie ins Grübeln darüber, wem oder was Sie auf illegalen Demonstrationen, gegen ein angebliches Corona-Regime, hinterherlaufen.
„Narren vermehren sich, wenn die Klugen schweigen“, sagte einst schon Nelson Mandela. Unter dem Motto „Impfen statt Schimpfen“ findet nächsten Montag bereits die nächste Gegendemonstration statt, um 18 Uhr in der Oberen Hauptstraße in Rottweil.
Luca Musacchio
Ich hab keinen Spaziergänger ausmachen können, der versucht hat die Gegendemonstranten davon ab zu halten. Sie sagen selbst, dass nur vereinzelte ausgemacht werden konnten, die sich idiotisch verhalten haben. Selbes kann man auch über die Gegendemonstranten sagen, die beleidigend, diskriminierend und ähnlich kindisch versucht haben die Spaziergänger zu provozieren. Idioten gibt es auf beiden Seiten.
Die Spaziergänger befinden sich in Ihren Augen in einer Fake-News-Blase? Die Spaziergänger versuchen mit der Teilnehmerzahl von 3300 zu manipulieren? Möglicherweise sollten Sie sich mal Informieren, wie diese Fake-News zustande kommen: https://www.nrwz.de/rottweil/1300-oder-3300-spaziergaenger-in-rottweil-swr-erklaert-den-fehler/334398
Der Verharmlosung der 241 verstorbenen steht eine Übertramatisierung und Instrumentalisierung gegenüber. Warum kann man sich nicht in der Mitte treffen und unabhängig der Meinung zur Coronapolitik jedem das Recht zusprechen um diese Menschen zu trauern und ihrer zu gedenken?
Bitte hinterfragen sie auch einmal wirklich etwas und kommen sie ins Grübeln darüber, was die Coronapolitik mit Rechtsextremismus zu tun haben soll.
Es macht für mich einen großen Unterschied, ob man MIT Nazis oder FÜR Nazis auf die Straße geht. Ersteres ist in einer Demokratie zu tollerieren. Sonst rutschen wir ganz schnell in einen Linksfaschismus ab.
Und zu ihrem Schlusssatz: beziehen Sie das Zitat auf die Narrenhochburg Rottweil? Halten Sie sich besser von den Klepfern fern.
Die Frage, ob man MIT oder FÜR Nazis auf die Straße geht, erübrigt sich ab dem Zeitpunkt, an dem man einer Demonstration teilnimmt, zu der die AfD aufruft.
Ich sehe eine ganz andere Dynamik, als die, dass Menschen sich friedlich gegen die Coronapolitik versammeln: Die Spaziergänger kapseln sich ab, sie fühlen sich unter ihresgleichen stark, sind in einen Sog geraten, der ihnen das Gefühl gibt, mehr zu wissen, als der Rest, Helden zu sein, die unser aller Zukunft retten.
Dabei sind ihnen alle Mittel recht, auch, wenn die AfD ihre Finger im Spiel hat, auch, wenn Rechte mitlaufen.
Der Zweck heiligt aber nunmal nicht alle Mittel.
Es ist schon gut und richtig, dass sich Gegenbewegungen installieren.
Zu Ihrer Richtigstellung bezüglich der „Fake-News“: Ihnen ist schon bewusst, wie transparent die angebliche „Lügenpresse“ Fehler einräumt und sich zum Dialog bereit zeigt?
Im Grunde genommen ist es doch so: Die „Impfbefürworter“ haben nur ein einziges Argument: Wir vertrauen der Wissenschaft.
Die Gegner haben viele hundert Argumente, es reicht von simpler Angst vor einer Impfung, über (größtenteils) vermeintliche Gründe für eine Diktatur, der daraus resultierenden Politikmüdigkeit bis hin zu Verschwörungstheorien und letztendlich eben auch volksverhetzenden, rechten Prinzipien.
Ein gefährliches Pulverfass.
Dass bisher vieles geduldet wurde, sehen sie als Bestätigung an.
Mir persönlich ist es herzlich egal, wer geimpft ist oder nicht.
Ich kann eine Nichtimpfung nicht verstehen, jedoch akzeptieren.
Für die Spaziergänge fehlt mit allerdings jegliches Verständnis:
Es ist immerwieder paradox zu hören, dass jemand kein „Coronaleugner“ ist, jedoch für die Freiheit auf die Straße geht. Wer glaubt, dass Corona existiert, aber nur für Risikogruppen eine Gefahr darstellt und sich ergo nicht impfen lässt, der wird doch, bei allem, was unumstritten ist, nicht ohne Maske im großen Pulk spazieren gehen? Selbst wenn nur die Risikogruppen unser Gesundheitssystem überlasten können, selbst wenn man argumentiert, dann müsse man dieses eben ausbauen, ändert es doch nichts an der Situation, dass wir momentan dieses Risiko der Überlastung haben und deshalb auf Schutzmaßnahmen, wenn nicht die Impfung, dann doch wenigstens auf Abstand und Masken, zurückgreifen?
Dass die Spaziergänger um die Covidtoten aus unserem Kreis trauern, finde ich geradezu anzüglich.
Was die Vergleiche mit dem dritten Reich angeht: Diese finde ich absolut widerwärtig.
Nein, Spaziergänger, die, um es Klartext auszudrücken, auf die vorherrschende wissenschaftliche Meinung und deshalb auf die politischen Vorgaben „scheissen“, sind in keiner Weise vergleichbar mit den „Märtyrern“ damals. Sie „kämpfen“ für sich selbst, nicht für eine andere Minderheit.
Die Wissenschaft ist auch nicht, wie damals, von der Politik beeinflusst, sondern es ist genau andersherum.
Allerdings, die ersten Anhänger, die damals nachts mit Fackeln für Hitlers Partei spazieren gingen, um letztendlich die Regierung in Form des Kaisers zu stürzen, die kann man schon mit den Spaziergängern heute vergleichen.
Umso wichtiger, dass unsere Regierung diesesmal einen Riegel vorschiebt.
Sehen wir es pragmatisch: Mit Omikron gibt es berechtigten Anlass zur Hoffnung, dass wir in eine Endemie kommen.
Bisher war es doch so, dass, wer solidarisch sein wollte, aus Prinzip lieber nicht an Demos teilgenommen hat.
Das wird sich nun vermutlich ändern:
Den Spaziergängern wird mehr und mehr der Grund fehlen, auf die Straße zu gehen, nämlich all denen, die ihr „altes Leben“ zurückwollen.
Für den harten Kern, der vermutlich an den Spaziergängen festhalten wird, weil es ihm um anderes ging, haben wir dann die Antwort in Form größerer Gegendemos, weil Menschen auf die Straße gehen, die es aus Solidarität in der Pandemie nicht getan haben.
Gut, die Spaziergänger, die dann nicht mehr kommen, werden es als ihre Leistung verbuchen, wenn die Maßnahmen aufgehoben werden.
Auf das DANKE an die Geimpften wartet man sicherlich vergeblich.
Aber das ist am Ende auch egal.
Hauptsache, es kehrt wieder Ruhe ein und die rechte Brühe wird in ihre Schranken verwiesen.