Leserbrief zum Verkauf des unter Denkmalschutz stehenden Rottweiler Hotels „Zum Sternen“.
Umgang mit der eigenen Stadt – Lehrstücke, die man da findet auf dem Immobiliensektor. Der Sternen, eines der schönsten Lokale dereinst, Restaurant spitzenmäßig, Romantikhotel. Dann weitgehend heruntergewirtschaftet von Rottweilern. Nicht einmal der gefährlich steinschlagende Garten zum Bonifaziusweg hin konnte gründlich saniert werden. Eine Schande.
Was macht schließlich die Bank? Eine Bank ist doch nicht für die Sanierung und Führung eines Hotels da! Nein: Zwangsversteigerung ist das Einzige, was die kapitalistische Verwertungslogik in so einem Fall bereit hält. Dann macht einer das Schnäppchen und man hofft: jetzt kommt wieder Leben in die Bude.
Aber – nix da. Jetzt tritt die andere hässliche Seite des Kapitalismus auf. Und die heißt Spekulation. Der Bürger, auf der Suche nach einem Lokal für seine Goldene Hochzeit im nächsten Jahr, wird so beschieden: Im Sternen, da mache ich gar nichts. Will sagen, da warte ich bis mir ein Dummer das Doppelte des Versteigerungspreises bietet.
Und wieder verstetigt sich ein Leerstand im Kleinod Innenstadt Rottweil. Denn diese Stadt verfügt zwar über eine Innenstadtmanagerin für die Geschäftswelt und eine Wirtschaftsförderung. Aber sie ist doch nicht für die Sanierung und Führung eines Hotels sowie diverser Geschäfte da. Und wie die Bewohner und Besucher sich in dieser Stadt fühlen, ist nicht so furchtbar wichtig.
Die Bürger verdienen die Stadt die sie haben, und die Stadt verdient die Eigentümer wie sie sind. Oder? Gibt es da nicht irgendwo eine Verplichtung des Eigentums dem Wohl der Allgemeinheit zu dienen?
Es gibt sie allerdings auch, die der Allgemeinheit dienen, manche sogar ganz ohne Eigentum. Sehen Sie sich z. B. die Verbesserungen des Panoramaweges samt Quelle am Höllenstein an! Schön, wenn die Dienststellen der Stadt solches Engagement wertschätzen und sich davon anregen lassen.
Bernhard Pahlmann, Rottweil