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    Eine Nummer kleiner tut’s auch

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    (Meinung). Ein „runder Geburtstag“ steht an, so formulierte es Frank Sucker, mit 1250 Jahren erste urkundliche Erwähnung von Rottweil. Wirklich – ein Geburtstag? Wessen Geburtstag? Der eines Blatts Pergament in der Schweiz? Nein, im Ernst: Da scheint eine Begriffsverwirrung zu herrschen. Das runde Jubiläum betrifft ausschließlich die 771 ausgestellte Urkunde, auf der die Stadt erstmals erwähnt wird. So was gibt es bei den allermeisten Städten und Gemeinden.

    Aber was wird dort gefeiert? Die erste urkundliche Erwähnung? Ach was. Das machen vielleicht ein paar Historiker. Gefeiert wird der „Geburtstag“ der Stadt und Gemeinde. Bloß als Beispiele, weil sie in der Diskussion im Gemeinderat erwähnt wurden: Sowohl unsere närrische Partnerstadt Überlingen (2020) als auch Neckarsulm (2021) feiern 1250 Jahre (nachgewiesenes) Bestehen der Stadt, also ihren „Geburtstag“. Und alle andern auch. Wohl wissend, dass die Städte schon länger bestehen, dass die Urkunden aber der älteste Beweis ihres Bestehens sind.

    In Rottweil ist das aber anders. Rottweil hatte, als die Urkunde 771 geschrieben wurde, schon rund 700 Jahre auf dem Buckel – in irgendeiner Form. Nachweislich. Daher auch das Prädikat „älteste Stadt Baden-Württembergs“. Die urkundliche Erwähnung ist also sicher für Historiker, ob studierte oder Hobby-, von Bedeutung. Den meisten Nicht-Historikern aber geht das Ereignis, salopp gesagt, sonst wo vorbei.

    Also Leute: Macht mal halblang!

    Das soll jetzt nicht heißen, dass die Stadt alles abblasen soll. Schließlich sind viele Menschen in Rottweil geschichtsbewusst, wie auch an dem großen Interesse, das dem Geschichts- und Altertumsverein (GAV) entgegengebracht wird, abzulesen ist. Aber es gibt sicher noch Möglichkeiten zur weiteren Ausdünnung des Programms. Das bürgerschaftliche Engagement des GAV sollte zweifellos unterstützt werden, und die geplante Ausstellung verspricht, interessant zu werden und viele Besucher anzulocken. Im Corona-Notfall wäre das eben auch einige Monate später möglich. Das gilt auch für die Vorträge, jedenfalls für die mit heimischen Referenten. Ob dann ein „wissenschaftliches Kolloquium“ mit lauter Fachleuten wirklich sein muss, steht aber auf einem andern Blatt. Das klingt schon ein bisschen nach „elitär“.

    Was aber in Zeiten von klammen Kassen gar nicht geht: Groß auf die Pauke hauen. 10.000 Euro, die man nicht hat, ausgeben für ein Logo (!), Transparente und Fahnen, das ist schon in normalen Zeiten übertrieben und hier jedenfalls dem Anlass nicht angemessen. Eine oder zwei Nummern kleiner tut’s auch.

    Und feiern können wir ja trotzdem, wenn wir wieder dürfen. Voriges Jahr hatten wir ein tolles Fest, und wenn die Gründung der Stadt, wie auf der Rottweiler Webseite angedeutet, auf das Jahr 74 zurückgeht, können wir in vier Jahren wieder feiern – dann sind es 1950 Jahre. Und das wäre dann wirklich ein „Geburtstag“.

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    Wolf-Dieter Bojus
    Wolf-Dieter Bojus
    ... war 2004 Mitbegründer der NRWZ und deren erster Redakteur. Mehr über ihn auf unserer Autoren-Seite.

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    Das interessiert diese Woche

    (Meinung). Ein „runder Geburtstag“ steht an, so formulierte es Frank Sucker, mit 1250 Jahren erste urkundliche Erwähnung von Rottweil. Wirklich – ein Geburtstag? Wessen Geburtstag? Der eines Blatts Pergament in der Schweiz? Nein, im Ernst: Da scheint eine Begriffsverwirrung zu herrschen. Das runde Jubiläum betrifft ausschließlich die 771 ausgestellte Urkunde, auf der die Stadt erstmals erwähnt wird. So was gibt es bei den allermeisten Städten und Gemeinden.

    Aber was wird dort gefeiert? Die erste urkundliche Erwähnung? Ach was. Das machen vielleicht ein paar Historiker. Gefeiert wird der „Geburtstag“ der Stadt und Gemeinde. Bloß als Beispiele, weil sie in der Diskussion im Gemeinderat erwähnt wurden: Sowohl unsere närrische Partnerstadt Überlingen (2020) als auch Neckarsulm (2021) feiern 1250 Jahre (nachgewiesenes) Bestehen der Stadt, also ihren „Geburtstag“. Und alle andern auch. Wohl wissend, dass die Städte schon länger bestehen, dass die Urkunden aber der älteste Beweis ihres Bestehens sind.

    In Rottweil ist das aber anders. Rottweil hatte, als die Urkunde 771 geschrieben wurde, schon rund 700 Jahre auf dem Buckel – in irgendeiner Form. Nachweislich. Daher auch das Prädikat „älteste Stadt Baden-Württembergs“. Die urkundliche Erwähnung ist also sicher für Historiker, ob studierte oder Hobby-, von Bedeutung. Den meisten Nicht-Historikern aber geht das Ereignis, salopp gesagt, sonst wo vorbei.

    Also Leute: Macht mal halblang!

    Das soll jetzt nicht heißen, dass die Stadt alles abblasen soll. Schließlich sind viele Menschen in Rottweil geschichtsbewusst, wie auch an dem großen Interesse, das dem Geschichts- und Altertumsverein (GAV) entgegengebracht wird, abzulesen ist. Aber es gibt sicher noch Möglichkeiten zur weiteren Ausdünnung des Programms. Das bürgerschaftliche Engagement des GAV sollte zweifellos unterstützt werden, und die geplante Ausstellung verspricht, interessant zu werden und viele Besucher anzulocken. Im Corona-Notfall wäre das eben auch einige Monate später möglich. Das gilt auch für die Vorträge, jedenfalls für die mit heimischen Referenten. Ob dann ein „wissenschaftliches Kolloquium“ mit lauter Fachleuten wirklich sein muss, steht aber auf einem andern Blatt. Das klingt schon ein bisschen nach „elitär“.

    Was aber in Zeiten von klammen Kassen gar nicht geht: Groß auf die Pauke hauen. 10.000 Euro, die man nicht hat, ausgeben für ein Logo (!), Transparente und Fahnen, das ist schon in normalen Zeiten übertrieben und hier jedenfalls dem Anlass nicht angemessen. Eine oder zwei Nummern kleiner tut’s auch.

    Und feiern können wir ja trotzdem, wenn wir wieder dürfen. Voriges Jahr hatten wir ein tolles Fest, und wenn die Gründung der Stadt, wie auf der Rottweiler Webseite angedeutet, auf das Jahr 74 zurückgeht, können wir in vier Jahren wieder feiern – dann sind es 1950 Jahre. Und das wäre dann wirklich ein „Geburtstag“.

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