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    Ein Lockdown muss hart sein – sonst wirkt er nicht

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    Alle rufen nach Ausnahmen. Viele suchen Schlupflöcher. Manche erklären, der Lockdown gelte nicht für sie. Sie weichen ihn auf. Das ist grundfalsch. Ein Kommentar.

    Der Handel leidet. Im Jahresendspurt, im Weihnachtsgeschäft müssen die Türen geschlossen werden. Absatz gleich null, in der eigentlich besten Zeit des Jahres. Da ist diese Zeichnung, die durchs Netz geht, die eine Familie unterm Tannenbaum zeigt. Geschenke werden ausgepackt, der Vater sitzt etwas abseits. Er denkt: „Wie sage ich ihnen nur, dass ich ab nächstem Jahr keinen Job mehr habe?“ Ich stelle mir vor, dass er Angestellter in einem Geschäft des Einzelhandels ist. Die bundesweite Schließung der Läden bedroht Jobs. Und die Existenz der Läden selbst.

    Ruf nach Ausnahmen

    Viele Händler rufen nach Ausnahmen – da gibt es etwa die von einem jungen Einzelhändler mit Laden in Zimmern ausgehende Petition für eine Überarbeitung Corona-Verordnung in Baden-Württemberg, die dem Einzelhandel einen Abholdienst erlauben soll. Das ist verständlich – es werden Wege gesucht, den Betrieb aufrechtzuerhalten, wenigstens auf kleinster Flamme weiter köcheln zu dürfen. Es wird damit aber versucht, den Lockdown aufzuweichen.

    Die Landesregierung lässt den stationären Einzelhandel in Stich„, ruft in der Nacht auf den heutigen Donnerstag der Betreiber der Facebook-Seite eines lokalen Marktplatzes. „Bis zur späten Stunde gibt es keine offizielle Verordnung, wie der beschlossene Lockdown im Einzelhandel umgesetzt werden soll.“ Ich glaube, dass das nicht stimmt. Die „Zweite Verordnung der Landesregierung zur Änderung der Corona-Verordnung“ ist in Kraft und sagt:

    Der Betrieb von Einzelhandel, Ladengeschäften und Märkten, mit Ausnahme von Lieferdiensten einschließlich solcher des Online-Handels, wird untersagt.

    Zweite Verordnung der Landesregierung zur Änderung der Corona-Verordnung vom 15. Dezember 2020

    Es folgen die Details. Und die Ausnahmen. Hier nachzulesen.

    Zugleich erklärt ein lokaler Schlüssel-Notdienstleister, die Ausgangssperre gelte namentlich nicht für ihn. Vielmehr berufe er sich auf Ausnahmen vom Lockdown. Das mag scherzhaft gemeint sein. Aber es signalisiert, dass hier jemand über dem Gesetz stehe. Für mich die falsche Denkrichtung. Schließlich übt er nur eine berufliche Tätigkeit aus, wenn er nachts zu einem Schlüsseldiensteinsatz unterwegs ist. Große machen es vor, etwa die Parfümerie-Kette Douglas, die plötzlich Drogerie sein wollte. Gut, dass sie diesen kindlich-bockigen Versuch abgebrochen haben.

    Oft in den vergangenen Tagen werden beschlossene Maßnahmen nicht in Ruhe auf ihre Sinnhaftigkeit abgeklopft, sondern ohne lange nachzudenken abgelehnt.

    • Beispiel nächtliche Ausgangssperre: So viele werden ja wohl nicht draußen unterwegs sein, damit das was bringt, heißt es allenthalben. Tatsächlich aber geht es darum, die Menschen abends zu Hause zu halten. Gegenseitige Besuche zu unterbinden. Gegenseitige Treffen.
    • Beispiel Maskenpflicht in Innenstädten, etwa in einer Fußgängerzone wie in Rottweil. So viele Leute seien da doch gar nicht unterwegs, heißt es dann, was für ein Blödsinn, ihnen das Tragen einer Alltagsmaske aufzuerlegen. Tatsächlich aber treffen gerade in einer Fußgängerzone wie in Rottweil Bekannte aufeinander, die dann gerne ein Schwätzchen halten. In diesen Situationen geht man sich gerade nicht aus dem Weg. Und nicht zuletzt ist die dauernd sichtbar getragene Maske ein Zeichen, dass wir uns in einer Pandemie befinden. Dass wir uns und andere schützen, achtsam sein müssen.

    Auch Dorothee Eisenlohr klopft derzeit die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie aus persönlicher Sicht ab. Die Oberbürgermeisterin von Schramberg reklamiert für ländliche Gegenden andere Regeln als für Großstädte. So wendet sie sich gegen die Maskenpflicht in Kleinstadt-Fußgängerzonen und die Schließung des dortigen Einzelhandels. Da könnte man auf dem Land aus ihrer Sicht „viel großzügiger sein als in den Einkaufsmeilen der Großstädte“.

    Eisenlohr hat beobachtet: „Wenn ich – egal, ob morgens um 8 Uhr, mittags um 13 Uhr oder abends um 19 Uhr – über unseren mehrere hundert Quadratmeter großen und zur Fußgängerzone gehörenden Rathausplatz gehe, natürlich mit Mund-Nasen-Schutz, bin ich oft die einzige Person. Hier bräuchte es aus Infektionsschutzgründen keine Maskenpflicht“, sagt sie.

    Schade. Hier ruft ein Stadtoberhaupt nach Schlupflöchern. Nicht dazu auf, mitzumachen. Und wo will Eisenlohr die Grenze ziehen? Zwischen Schramberg und Rottweil? Schramberg und Villingen? Schramberg und Stuttgart?

    Flickentepich an Verordnungen droht

    Ist nicht gerade das das Problem: dass alle nach Ausnahmen suchen, danach, wie sie die Verordnungen umgehen können? Es werden schon Stimmen laut, dass sich ein föderales System denkbar schlecht zur Bewältigung einer Pandemie eignet. Dass sie einen Flickenteppich an Verordnungen verursacht.

    Da wir Gott sei Dank nicht in einer Diktatur leben – kann man nicht wenigstens dann, wenn es um die Wurst geht, darauf setzen, dass alle solidarisch an einem Strang ziehen?

    Für mich ist klar: Ein Lockdown muss auch ein Lockdown sein, kein löchriger Käse. Sonst wirkt er nicht.

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    5 Kommentare

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    Lockdown Lover
    Lockdown Lover
    3 Jahre her

    Der Lockdown ist viel zu weich um wirksam zu sein.

    Siegfried Spengler
    Siegfried Spengler
    3 Jahre her

    Ein Lockdown muss hart sein – sonst wirkt er nicht!

    Richtig. Deshalb arbeiten die großen Betriebe auf dem Sulgen mit tausenden von Mitarbeitern weiter, schließlich will man die Wirtschaft nicht an die Wand fahren.

    Zum Ausgleich wird dann auf dem leeren Rathausvorplatz eine Alltagsmaske getragen, auf deren Verpackung kleingedruckt steht: Kein Medizinprodukt.

    Resultat, soeben gesehen: Neuer Rekord für Sieben-Tage-Inzidenz Landkreis Rottweil, je nach Quelle zwischen 329 und 300.

    Aus den Erfahrungen der Schweiz, die uns bei der zweiten Welle 6 bis 8 Wochen voraus ist, prognostiziere ich Sieben-Tage-Inzidenzen von 500 und bundesweite Werte von 50 000 pro Tag.

    Dieter E. Albrecht
    Dieter E. Albrecht
    Antwort auf  Siegfried Spengler
    3 Jahre her

    Man darf nicht mehr über Sinnhaftigkeit und Widersprüchlichkeit diverser Massnahmen nachdenken. Aus der eingeschlagenen Sackgasse kommt die Politik nur noch mit der Impfung raus. Augen zu und durch. Einzig bleibt; Grün, Schwarz und Rot bei den nächsten Wahlen abzuwählen.

    Siegfried Spengler
    Siegfried Spengler
    Antwort auf  Dieter E. Albrecht
    3 Jahre her

    Off Topic:

    Für eine Wahlempfehlung bin ich dankbar, verehrter Herr Albrecht!

    Aber keine Alternative …..

    Wobei in Ba-Wü Rot abwählen? The last unicorn……

    When the last Leni flies
    Over the last crumbling mountain
    And the last Andi roars
    At the last dusty fountain

    Dieter E. Albrecht
    Dieter E. Albrecht
    3 Jahre her

    Mein lieber Peter,

    das ist weder scherzhaft gemeint noch soll es zeigen, dass ich über dem Gesetz stehe. Auch handelt es sich bei dieser Anzeige nicht um einen kindlich-bockigen Versuch.

    Als Schlüsselnotdienstleister bin ich systemrelevant. Doch wenn ich in der gestalteten Anzeige, welche so super ist, dass selbst du wie eine Rakete darauf angesprungen bist, mit dem vorstehenden Satz angefangen hätte … gähn … dann wäre die Botschaft für die Menschen welche in Not geraten könnten nicht angekommen, nicht hängengeblieben.

    Tatsächlich hat ein Kunde um 4 Uhr heute Morgen angerufen, weil er vor seiner Schicht noch mit dem Hund gassi war und sich ausgeschlossen hatte mit der Frage, ob ich denn überhaupt jetzt kommen dürfe oder er bis nach 5 Uhr warten müsse. Da kam mir die Idee dieser Anzeige.

    Und das solltest du eigentlich wissen: Eine gute Werbung braucht einen Aufreisser und muss auf den ersten Blick triggern. Das ist mir gut gelungen.

    Und, diese/r Werbung/Hinweis ist für die in Not systemrelevant. Ich kann nur empfehlen, gleich meine Nummer im Mobiltelefon bzw. Smartphone sofort abzuspeichern. 0151-54420625 (weitere Infos unter http://www.Schluesselnotdienst.info)

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    Peter Arnegger (gg)
    Peter Arnegger (gg)
    … ist seit gut 25 Jahren Journalist. Seine Anfänge hatte er bei der Redaktion der “Schwäbischen Zeitung” in Rottweil, beim Schwäbischen Verlag in Leutkirch volontierte er. Nach einem Engagement bei der zu diesem Verlag gehörenden Aalener Volkszeitung wechselte Arnegger zur PC Welt nach München, einem auf Computer-Hard- und -Software spezialisierten Magazin. Es folgten Tätigkeiten in PR und Webentwicklung.2004, wieder in seiner Heimat angekommen, half Arnegger mit, die NRWZ aus der Taufe zu heben. Zunächst war er deren Chefredakteur, und ist zwischenzeitlich Geschäftsführer der NRWZ Verwaltungs GmbH – und als solcher der verantwortliche Journalist der NRWZ.Peter Arnegger ist 1968 in Oberndorf / Neckar geboren worden.

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    • Beispiel Maskenpflicht in Innenstädten, etwa in einer Fußgängerzone wie in Rottweil. So viele Leute seien da doch gar nicht unterwegs, heißt es dann, was für ein Blödsinn, ihnen das Tragen einer Alltagsmaske aufzuerlegen. Tatsächlich aber treffen gerade in einer Fußgängerzone wie in Rottweil Bekannte aufeinander, die dann gerne ein Schwätzchen halten. In diesen Situationen geht man sich gerade nicht aus dem Weg. Und nicht zuletzt ist die dauernd sichtbar getragene Maske ein Zeichen, dass wir uns in einer Pandemie befinden. Dass wir uns und andere schützen, achtsam sein müssen.

    Auch Dorothee Eisenlohr klopft derzeit die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie aus persönlicher Sicht ab. Die Oberbürgermeisterin von Schramberg reklamiert für ländliche Gegenden andere Regeln als für Großstädte. So wendet sie sich gegen die Maskenpflicht in Kleinstadt-Fußgängerzonen und die Schließung des dortigen Einzelhandels. Da könnte man auf dem Land aus ihrer Sicht „viel großzügiger sein als in den Einkaufsmeilen der Großstädte“.

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    Schade. Hier ruft ein Stadtoberhaupt nach Schlupflöchern. Nicht dazu auf, mitzumachen. Und wo will Eisenlohr die Grenze ziehen? Zwischen Schramberg und Rottweil? Schramberg und Villingen? Schramberg und Stuttgart?

    Flickentepich an Verordnungen droht

    Ist nicht gerade das das Problem: dass alle nach Ausnahmen suchen, danach, wie sie die Verordnungen umgehen können? Es werden schon Stimmen laut, dass sich ein föderales System denkbar schlecht zur Bewältigung einer Pandemie eignet. Dass sie einen Flickenteppich an Verordnungen verursacht.

    Da wir Gott sei Dank nicht in einer Diktatur leben – kann man nicht wenigstens dann, wenn es um die Wurst geht, darauf setzen, dass alle solidarisch an einem Strang ziehen?

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