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    Die Misere mit den alternativlosen Corona-Maßnahmen

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    (Meinung). Bald ist Jahrestag. Noch einen Monat, dann leben wir ein Jahr in der Pandemie und wissen, was Lockdown bedeutet. Aktuell drastischer denn je. Ein Ende dieser Corona-Maßnahmen ist nicht in Sicht. Und mit ihnen ist es nichts als eine Misere, meint unser Kommentator. Dennoch sind sie – festhalten, gleich kommt das Unwort des Jahres 2010 – alternativlos.

    Fast ein Jahr Corona: Was lernen wir daraus? Beispielsweise Demut, aus meiner Sicht. So sollten wir nie mehr milde lächelnd auf vermeintlich weniger leistungsfähige Nationen herabblicken. Das aktuelle Trauerspiel um zu wenige Impfdosen, um überlastete Leitungen und Server bei den Impf-Anmeldungen, um den verzögerten Start der Impfung insgesamt – und das in Deutschland 2020/21. Mann, Mann, Mann.

    Nicht wenige der Protagonisten in diesem Trauerspiel hätten mutmaßlich in der privaten Wirtschaft keine Chance. Es regieren: Dilettantismus und Regelchaos, allenthalben. Hü-Hott-Gebaren à la „Kein zweiter Lockdown des Einzelhandels“ versus verlängerter Lockdown für – den Einzelhandel. Und mangelhafte Notversorgung der vom Lockdown betroffenen Unternehmen. Planlosigkeit.

    Das ist eine Misere. Und doch: Wer möchte Politiker sein, in diesen Zeiten? Auch, wenn das Ergebnis drittklassig ist: sie tun ihr Bestes. Und Hand aufs Herz: Wären wir, die Bevölkerung in Summe, einsichtiger, zurückhaltender, dann wären Grundrechtseingriffe wie die Ausgangs- und Besuchsbeschränkungen nicht nötig.

    Denn, auch das zeigt ein Jahr Corona: Uns, die wir auf dem Land und in vermeintlicher Idylle leben, geht es wie allen. Auch unser vergleichsweise kleines Rottweiler Impfzentrum muss den Mangel verwalten. Schöne Randnotiz: Das Landratsamt nimmt sich die Zeit, um per Pressemitteilung darauf hinzuweisen, nicht für die Misere verantwortlich zu sein. Die Impfterminsoftware wird vom Bund zur Verfügung gestellt, heißt es. Sie könne vom Landratsamt nicht beeinflusst werden, heißt es weiter.

    Kollege Wolf-Dieter Bojus rechnete gestern vor:

    Wer sich alsbald gegen Covid-19 impfen lassen möchte, muss Geduld haben: Einstweilen kommen im Kreisimpfzentrum (KIZ) gerade mal 150 Menschen dran – in der Woche, dazu zunächst 300 in den Pflegeheimen. Berechtigt zur Impfung in der ersten Phase sind laut der überschlägigen Berechnung von Landrat Dr. Wolf-Rüdiger Michel über 13.000 Menschen – davon 9500 über 80-Jährige, dazu Pflegepersonal. Bei einer Impfquote von 70 Prozent seien das über 9000 Erst-Impfungen.

    „Impf-Termine weiter knapp“

    Wenn dieser Mangel keine Misere ist, was dann? Hier wurden Erwartungen geweckt. Und nun bitter enttäuscht.

    In einer Schulstadt wie Rottweil immer spannend: alles rund um die Schulen. Das Chaos rund ums Homeschooling herrscht auch hier, in der Kleinstadt. Das Chaos um die Öffnungen der Schulen herrscht vor allem auch hier, weil Rottweil sich im Land des Sonderwegs, in Baden-Württemberg befindet. Es ist zum Weinen.

    Der Einzelhandel – der darbt auch hier. Dass manchem Händler der „Ar… finanziell jetzt schon auf Grundeis“ gehe, sagte mir kürzlich ein Rottweiler Einzelhändler. Man muss sich das vorstellen: Bei vielen gehen die Hilfsgelder nicht ein, einigen von ihnen geht die Puste trotz der staatlichen Gelder langsam aus. Ein schleichender wirtschaftlicher Tod, der für unsere Blicke verborgen hinter den verschlossenen Ladentüren stattfindet. Gerade auch in der Kleinstadt Rottweil, deren Händler in der Phase zwischen den Lockdowns noch Kunden in die Läden locken konnten, weil man sich hier kennt und einander vertraut. Nun versucht die neue Innenstadtmanagerin Tamara Retzlaff die im GHV zusammengeschlossenen Händler mit einem Social-Media-Guide zu motivieren.

    Die Gastronomie – leidet sozusagen Hunger. Die Wirte müssen ihr gutes Essen in billige Styroporverpackungen stecken. Manche sagten schon nach dem ersten Lockdown, dass sie einen zweiten nicht überleben würden. Jetzt sind sie mittendrin, ein Ende ist nicht in Sicht.

    Die sozialen Kontakte – sie sind auf Niedrigstniveau. Misanthropen mag das zupass kommen, normalen Menschen ist es ein Graus, sich nicht treffen zu dürfen. Gerade auch in einer Kleinstadt, in der man sich kennt. Es gibt jetzt Geburtstags-Video-Konferenzen. Und die Leute gehen sich auf der Straße misstrauisch aus dem Weg. Die Stadt, nach 20 Uhr fast völlig ausgestorben. Es ist eine Misere, auch das.

    Hier und da mucken auch in dieser ländlichen Idylle die Leute auf. Betreiber einer Shishabar aus einer Kreisgemeinde starteten vorgestern eine kleine Umfrage auf Instagram. Ergebnis: 248 der rund 330 Umfrageteilnehmer wollen ein Ende der Corona-Maßnahmen und „mit Covid leben“ (und wohl auch sterben). „Danke, dass ihr es auch satt habt“, heißt es in der Antwort der Umfragestarter, „das Ergebnis spricht für sich“:

    In Schramberg und im benachbarten Balingen sowie Villingen gibt es Autokorsos gegen die Corona-Maßnahmen. Verrückte, selbstsüchtige Welt.

    Wie lautet die Alternative?

    Denn: Zu den Corona-Maßnahmen der Bundes- und der Landesregierung gibt es – ganz offenkundig – keine Alternativen. Wir können nur durchzuhalten versuchen und auf den hoffentlich irgendwann in ausreichendem Maße verfügbaren Impfstoff vertrauen. Wir können nicht einfach „normal leben“, wie es die Leute aus der Shishabar fordern. Wir müssen zunächst warten, bis die Infektionszahlen nachhaltig gesunken sind. Bis Corona im Griff ist.

    Dann können wir uns auf Lockerungen freuen. Auf ein möglichst normales, freies Leben. Endlich.

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    Peter Arnegger (gg)
    Peter Arnegger (gg)
    … ist seit gut 25 Jahren Journalist. Seine Anfänge hatte er bei der Redaktion der “Schwäbischen Zeitung” in Rottweil, beim Schwäbischen Verlag in Leutkirch volontierte er. Nach einem Engagement bei der zu diesem Verlag gehörenden Aalener Volkszeitung wechselte Arnegger zur PC Welt nach München, einem auf Computer-Hard- und -Software spezialisierten Magazin. Es folgten Tätigkeiten in PR und Webentwicklung.2004, wieder in seiner Heimat angekommen, half Arnegger mit, die NRWZ aus der Taufe zu heben. Zunächst war er deren Chefredakteur, und ist zwischenzeitlich Geschäftsführer der NRWZ Verwaltungs GmbH – und als solcher der verantwortliche Journalist der NRWZ.Peter Arnegger ist 1968 in Oberndorf / Neckar geboren worden.

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    Nicht wenige der Protagonisten in diesem Trauerspiel hätten mutmaßlich in der privaten Wirtschaft keine Chance. Es regieren: Dilettantismus und Regelchaos, allenthalben. Hü-Hott-Gebaren à la „Kein zweiter Lockdown des Einzelhandels“ versus verlängerter Lockdown für – den Einzelhandel. Und mangelhafte Notversorgung der vom Lockdown betroffenen Unternehmen. Planlosigkeit.

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    Kollege Wolf-Dieter Bojus rechnete gestern vor:

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    „Impf-Termine weiter knapp“

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    In einer Schulstadt wie Rottweil immer spannend: alles rund um die Schulen. Das Chaos rund ums Homeschooling herrscht auch hier, in der Kleinstadt. Das Chaos um die Öffnungen der Schulen herrscht vor allem auch hier, weil Rottweil sich im Land des Sonderwegs, in Baden-Württemberg befindet. Es ist zum Weinen.

    Der Einzelhandel – der darbt auch hier. Dass manchem Händler der „Ar… finanziell jetzt schon auf Grundeis“ gehe, sagte mir kürzlich ein Rottweiler Einzelhändler. Man muss sich das vorstellen: Bei vielen gehen die Hilfsgelder nicht ein, einigen von ihnen geht die Puste trotz der staatlichen Gelder langsam aus. Ein schleichender wirtschaftlicher Tod, der für unsere Blicke verborgen hinter den verschlossenen Ladentüren stattfindet. Gerade auch in der Kleinstadt Rottweil, deren Händler in der Phase zwischen den Lockdowns noch Kunden in die Läden locken konnten, weil man sich hier kennt und einander vertraut. Nun versucht die neue Innenstadtmanagerin Tamara Retzlaff die im GHV zusammengeschlossenen Händler mit einem Social-Media-Guide zu motivieren.

    Die Gastronomie – leidet sozusagen Hunger. Die Wirte müssen ihr gutes Essen in billige Styroporverpackungen stecken. Manche sagten schon nach dem ersten Lockdown, dass sie einen zweiten nicht überleben würden. Jetzt sind sie mittendrin, ein Ende ist nicht in Sicht.

    Die sozialen Kontakte – sie sind auf Niedrigstniveau. Misanthropen mag das zupass kommen, normalen Menschen ist es ein Graus, sich nicht treffen zu dürfen. Gerade auch in einer Kleinstadt, in der man sich kennt. Es gibt jetzt Geburtstags-Video-Konferenzen. Und die Leute gehen sich auf der Straße misstrauisch aus dem Weg. Die Stadt, nach 20 Uhr fast völlig ausgestorben. Es ist eine Misere, auch das.

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    Wie lautet die Alternative?

    Denn: Zu den Corona-Maßnahmen der Bundes- und der Landesregierung gibt es – ganz offenkundig – keine Alternativen. Wir können nur durchzuhalten versuchen und auf den hoffentlich irgendwann in ausreichendem Maße verfügbaren Impfstoff vertrauen. Wir können nicht einfach „normal leben“, wie es die Leute aus der Shishabar fordern. Wir müssen zunächst warten, bis die Infektionszahlen nachhaltig gesunken sind. Bis Corona im Griff ist.

    Dann können wir uns auf Lockerungen freuen. Auf ein möglichst normales, freies Leben. Endlich.

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