back to top
...
    NRWZ.deMeinungDen Verkehrsversuch verlängert - eine falsche Entscheidung

    Ein Kommentar zum Mehrheitsbeschluss des Gemeinderats, den Rottweiler Verkehrsversuch in Teilen bis ins Frühjahr 2024 zu verlängern

    Den Verkehrsversuch verlängert – eine falsche Entscheidung

    Artikel
    Kommentare
    Autor / Quelle
    Weitere Artikel
    Für NRWZ.de+ Abonnenten: 

    (Meinung). Noch elf Tage. Nur noch bis zum 15. Oktober 2023 hätte der Rottweiler Verkehrsversuch andauern sollen. Nur noch elf Tage lang hätten gelbe statt weiße Markierungen gegolten, provisorische Einbahnstraßenregelungen sowie jene für Autofahrerinnen und -fahrer von auswärts so wenig hilfreichen Schildertexte wie „Verkehrsversuch – Durchfahrt Friedrichsplatz gesperrt.“ Es kam anders, und das mit Ansage. Doch leider ist das falsch. Ein Kommentar.

    (Rottweil). Das groß angekündigte Projekt „Verkehrsversuch“, von einer Werbekampagne begleitet, reich beschildert und mit größtem Einsatz seitens der Mitarbeitenden im Rathaus umgesetzt, ist ein Rohrkrepierer. Wesentliche Teile hat die Verwaltung nach drei Monaten kassieren müssen. Das Ziel vom Einbahnring um die Innenstadt: nicht umsetzbar. Der Radweg die Marxstraße hinauf: uninteressant, er wird ignoriert. Dafür: Rückstau der Autos. Der kleine Wendehammer am Ende der Schramberger Straße: eine Peinlichkeit. Die Tannstraße als (nicht einmal ausgeschilderte) „Ausweichstrecke“: eine Zumutung für die Anwohnerinnen und Anwohner in dem Wohngebiet, auch dann, wenn sie früher relativ wenig Verkehr abbekommen haben. Und das Verbot der Fahrt vom Nägelesgraben Richtung Friedrichsplatz: Dagegen wird zigmal täglich verstoßen.

    Vor diesem – zugegeben: eher drastisch geschilderten – Hintergrund wirkt die Stadtverwaltung angezählt und etwas bockig. Und mit ihr in ihrer Mehrheit die Stadträtinnen und Stadträte. Gemeinsam wollten und wollen sie etwas bewegen, etwas verändern, etwas verbessern. Sie haben es versucht, ihr Ziel aber verfehlt. Nun versuchen sie es eben weiter. Das ist falsch.

    Einzelhändler, Geschäftsleute begehren auf – und die Verwaltung, und Oberbürgermeister Dr. Christian Ruf antwortet, man wisse auch von anderen, gegenteiligen Stimmen. Das wirkt im positiven Sinne kämpferisch. Im negativen rechthaberisch.

    Er, Ruf, hat schon recht: Veränderung benötigt Zeit und Durchhaltevermögen. Plötzliche Veränderung ruft Unwillen hervor. Vor allem, wenn sich um einen herum alles zu verändern scheint, unaufhaltsam und viel zu schnell. Aber Stimmen von Leuten ignorieren, die sonst eher zurückhaltend auftreten? Die Nehmerqualitäten haben? Auch jene aus der Bürgerschaft? Keine gute Idee.

    Die Begründung der Verwaltung lautet, den Verkehrsversuch weiter betreiben zu wollen, um für die jetzt beschlossene Variante noch Zahlen zu bekommen. Doch das wirkt konstruiert. Vielleicht gerade im anstehenden Weihnachtsgeschäft für den Rottweiler Einzelhandel hätte man nicht an einer die Kunden kirre machenden Verkehrsführung festhalten müssen. Nur um das Gesicht zu wahren.

    Oder ist denn absehbar, dass die verkleinerte Variante nun einen deutlichen Erkenntnisgewinn bringt? Eine rhetorische Frage. Wir werden sehen.

    Jedenfalls: Einen deutlich positiven Effekt hatte der Verkehrsversuch bereits. Der Friedrichsplatz ist heute schon wesentlich ansehnlicher als früher und keine breite Autobahn mehr. Wenn dort erst einmal keine Busse mehr stehen, dann wird er noch schöner. Und den zweispurigen Verkehr, den ertragen die Fußgänger und Radfahrer doch auch in seiner Verlängerung, der Hochbrücktorstraße.

    Man hätte ihn wieder für den Gegenverkehr öffnen können. Dort ist die Geschwindigkeit auf 20 Kilometer pro Stunde beschränkt. Ein Wert, mit dem alle leben können.

    Indessen werden den Menschen und vor allem jenen Leuten, die die Stadt von außerhalb besuchen, weiterhin Provisorien geboten. Und eine einspurige Sperrung, die rund 4500 Autofahrerinnen und -fahrer am Tag zu einer Umleitung innerorts zwingt. Denn eines hat sich doch gezeigt: Außen herum fahren die wenigsten.

    Einen Versuch zu unternehmen, zeugt von Wagemut. Ihn als gescheitert zu erklären und öffentlich die Konsequenzen zu tragen, zeugt von Rückgrat. Den Versuch dem Versprechen gemäß pünktlich zu beenden, zeugt von Verlässlichkeit.

    Wenn sich handfeste Gründe ergeben, weiterzumachen, dann wäre es nachvollziehbar, dass Verwaltung und Ratsmehrheit gegen diese Annahmen verstoßen. Doch diese handfesten Gründe liegen, entgegen den Versicherungen der Befürworterinnen und Befürworter, nicht vor.

    image_pdfArtikel als PDF speichernimage_printArtikel ausdrucken

    Diskutieren Sie mit!

    Hier können Sie einen Kommentar zu unserem Artikel hinterlassen.

    20 Kommentare

    20 Kommentare
    Neueste
    Älteste Meist bewertet
    Inline Feedbacks
    Alle Kommentare anzeigen
    Hans sauer
    Hans sauer
    1 Jahr her

    Als „Auswärtiger“, der von Süden nach Rottweil kommt, ist die Stadt noch unattraktiver geworden. Erst das Tempo-Wirrwarr, nun die idiotische Straßenführung. Man hat im Rottweiler Rathaus anscheinend noch nicht gemerkt, dass es in Rottweil nichts gibt, was es nicht auch anderswo gibt. Und auch in Rottweil hängt man dem Glauben an, dass die Innenstadt von den Innenstadt-Bewohnern leben kann. Nun hofft man auf die Gartenschau. Wenn die so „attraktiv“ wird wie in Balingen, dann gute Nacht. Die Innenstadt wird nichts davon haben. Ob mit oder ohne Hängebrücke, die irgendwann mal kommt …. oder auch nicht.

    mario
    mario
    1 Jahr her

    nah da wundert ihr euch, das es so gekommen ist …ich sagte immer schon das die Bürger von nicht klugen Personen verarscht werden. Ich wusste es immer das das, was politisch Kräfte anzetteln nie gut ausgeht.

    Ich hätte ein vorschlag zu machen ..baut die Straßen ab baut eine Mauer um Rottweil und verkauft das ganze als großes Museum..

    Dann heißt es irgendwann …he last uns nach rottweil, da ist es wie im Mittelalter, ha ha ha

    noch was zum Tempolimit. Wir auto Fahrer sollen genau 20 fahren, und Fahrradfahrer sausen an uns vorbei..arschlecken

    Gruß

    Stefan Weidle
    Stefan Weidle
    Antwort auf  mario
    1 Jahr her

    Sie sagen das so ironisch… und wenn dass das einzige sich noch refinanzierende Restkonzept einer historischen Innenstadt wäre, eine authentische mittelterliche Puppenstube, a‘la Rothenburg o.d.T?

    Fred
    Fred
    1 Jahr her

    Im Mai 2024 sind wieder Gemeinderatswahlen in RW. Merkt euch die aktuelle Situation bis dahin ganz genau und lest euch noch einmal genau durch, welcher Gemeinderat welche Sprüche von sich gegeben hat!

    Bruddler
    Bruddler
    Antwort auf  Fred
    1 Jahr her

    Unter diesem Gesichtspunkt vermag man der Verlängerung des Verkehrsversuchs sogar noch etwas Gutes abzugewinnen, wenn die Diskussionen Anfang des kommenden Jahres erneut „aufbranden“ und sich hierdurch die zwischenzeitlich eingetretenen Erinnerungslücken wieder auffrischen dürften.

    Fred
    Fred
    Antwort auf  Bruddler
    1 Jahr her

    Könnte auch Juni werden. Aktuell ist wohl der 09.06.2024 im Gespräch.

    Und leider ist das Volk dumm und vergesslich. Ich fürchte, die Zeitspanne bis dahin ist zu lang. Aber ich hoffe, dass ich mich irre.

    Karlheinz Will
    Karlheinz Will
    Antwort auf  Fred
    1 Jahr her

    Die Kommunalwahlen in Baden-Württemberg finden am 9. Juni 2024 gemeinsam mit der Wahl zum 10. Europäischen Parlament statt.
    Das Thema aktuell zu halten liegt an uns.
    Die Kandidatenlisten zur Gemeinderatswahl werden wohl ab Anfang 2024 Pressethema sein.

    Rudolf Rau
    Rudolf Rau
    1 Jahr her

    Sehr gut Herr Arnegger. Nur – dringend geöffnet werden sollte die Zufahrt von der Schramberger Straße zum Kapuziner-Parkplatz. Momentan ist es so, dass alle Auswärtigen zu Veranastaltungen im Kapuziner die Schramberger Straße, den Zwinger, den Turmweg und die Konrad-Witz-Straße als Parkplatz benutzen, was einen unglaublichen Park-Suchverkehr mitsich bringt. Hier werden ehemals gute Wohngebiete zum Parkplatz degradiert, da die Zufahrt über den Stadtgraben nicht gefunden wird. Die Halb-Wendeplatte am Ende der Schrambeger Straße ist eine Farce und wird als Baustelle wahrgenommen mit dem Ergebnis, dass die Autofahrer den Zwinger/Einfahrt Konrad-Witz-Straße als Wendemöglichkeit benutzen. Dies bringt zwangsläufig wieder ein unnötig höheres Verkehrsaufkommen in diese Wohngegend. Deshalb dringende Bitte an die Stadtverwaltung: Bitte sofort wenigstens die Zufahrt zum Kapuziner-Parkplatz durch die Schramberger Straße ermöglichen und dies bitte unabhängig auch von anderen angedachten Verbesserungen des Verkehrs.-Versuches.

    Florian
    Florian
    Antwort auf  Rudolf Rau
    1 Jahr her

    So hat jeder sein St. Florian Prinzip. Wir haben in der Marxstraße auch die Nase voll!

    Bruddler
    Bruddler
    1 Jahr her

    Treffender Kommentar, vielen Dank!
    Erlauben Sie mir bitte die kleine Anmerkung, dass m.W. nach aktuellem Stand trotz ZOB auch künftig Busse auf dem Friedrichsplatz halten werden, da dort weiterhin eine beidseitige Haltestelle beabsichtigt ist. Zwar dürften dann die Busse nicht mehr solange stehen, aber spätestens wenn sich die Taktung im Stadtbus i.S. der Schaffung einer „echten“ Alternative zum motorisierten Individualverkehr erhöhen wird, dürfte alleine die Frequenz der Busse den heutigen Eindruck der „roten Wand“ weiterhin vermitteln.

    Corneia
    Corneia
    1 Jahr her

    Sehr guter Kommentar.
    Unterhält man sich mit Mitarbeiter des Rathauses, wird dieser Verkehrsversuch vehement verteidigt. Manchmal bekommt man das Gefühl einer Hirnwäsche…..nein, findet sicher nicht statt aber ist sehr interessant.
    Natürlich wird es nicht bei diesem Verkehrsversuch bleiben. Es wird von der Stadtverwaltung nicht geändert werden, da ja auch im Hinblick auf die Gartenschau einiges in Angriff genommen werden muss und sich dementsprechend die Straßenverkehrsführung verändern wird. Man hat dies entsprechend in Balingen gesehen und dort mitgelitten.
    Die Bewohner innerhalb der Stadt sind mit dem Wissen dort wohnhaft, dass dies nun einmal beinhaltet, dass der Verkehr so fließt, wie er eben fließt. Man nimmt dafür die positiven Dinge gerne mit mag aber die negativen dafür nicht wirklich annehmen. Gehört aber eben dazu. Und wer das von sich weißt, lebt wohl nicht in der Realität. Sich jetzt entsprechend dagegen zu wehren, entbehrt jedem Verständnis.
    Andere, die nicht direkt in der Stadt wohnen und sich bewusst dagegen entschieden haben um eben den Stadtverkehr nicht haben zu müssen und somit auch den „Benefit“ der kurzen Wegen oder der entsprechenden Busverbindung nicht nutzen zu können, dürfen nun darunter leiden, dass die Stadt sich an der Verkehrsführung vergreift und sich der Verkehr entsprechend anders verzweigt.
    Weitere Anfahrtswege sind entsprechend auch zu planen, der CO2 Ausstoß wird infolge dessen sicherlich nicht geringer…..man könnte weiter ausführen. Faktisch gesehen ist dies in meinen Augen eine Farce. Unterhält man sich mit Menschen – auch denen, die innerhalb wohnen und hier vor allem die etwas ältere Generation – findet man recht selten jemanden, der dies gutheißt.

    Florian
    Florian
    Antwort auf  Corneia
    1 Jahr her

    Gartenschau ist die nächste Augenwischerei für den Handel und den Bürgern. Fragt Mal nach wie viel Mehreinnahmen in Balingen generiert wurde. Die Zahlen sind ernüchternd.

    Christoph Wiest
    Christoph Wiest
    1 Jahr her

    Gut geschrieben… und wartet ab des beilbt dabei das der Friedrichsplatz einspurig bleibt !!

    Johannes Kraut
    Johannes Kraut
    1 Jahr her

    Sehr guter Kommentar. Sehe ich genauso…

    Magdalena
    Magdalena
    1 Jahr her

    Vielen Dank für Aufarbeitung!

    Fred
    Fred
    1 Jahr her

    Gut geschrieben.

    Wo kann man denn das Abstimmungsergebnis nachlesen? Also: Wer hat namentlich wie abgestimmt?

    Peter Arnegger (gg)
    Antwort auf  Fred
    1 Jahr her

    Vermutlich im Ratsprotokoll in ein paar Wochen. Wir haben’s nicht mitnotiert.

    Florian
    Florian
    Antwort auf  Peter Arnegger (gg)
    1 Jahr her

    Wenn es keine Verschlusssache wird ….

    Christoph Wiest
    Christoph Wiest
    Antwort auf  Fred
    1 Jahr her

    CDU Fraktion und Eine Frei Wählerin

    Fred
    Fred
    Antwort auf  Christoph Wiest
    1 Jahr her

    …waren GEGEN eine Verlängerung dieser absurden Veranstaltung.

    Nicht dass das noch einer falsch versteht.

    image_pdfArtikel als PDF speichernimage_printArtikel ausdrucken

    Peter Arnegger (gg)
    Peter Arnegger (gg)
    … ist seit gut 25 Jahren Journalist. Seine Anfänge hatte er bei der Redaktion der “Schwäbischen Zeitung” in Rottweil, beim Schwäbischen Verlag in Leutkirch volontierte er. Nach einem Engagement bei der zu diesem Verlag gehörenden Aalener Volkszeitung wechselte Arnegger zur PC Welt nach München, einem auf Computer-Hard- und -Software spezialisierten Magazin. Es folgten Tätigkeiten in PR und Webentwicklung.2004, wieder in seiner Heimat angekommen, half Arnegger mit, die NRWZ aus der Taufe zu heben. Zunächst war er deren Chefredakteur, und ist zwischenzeitlich Geschäftsführer der NRWZ Verwaltungs GmbH – und als solcher der verantwortliche Journalist der NRWZ.Peter Arnegger ist 1968 in Oberndorf / Neckar geboren worden.

    Beiträge

    image_pdfArtikel als PDF speichernimage_printArtikel ausdrucken

    Festliche Stimmung beim DHG-Weihnachtskonzert

    „Vor vielen hundert Jahren“ lautete das Motto des diesjährigen Weihnachtskonzerts des Droste-Hülshoff-Gymnasiums in der Auferstehung-Christi-Kirche.Rottweil - Vom barocken Chorsatz über weihnachtliche Popsongs bis...

    Leckereien aus Hyères

    Eine 14-köpfige Gruppe vom Comité de Jumelage aus Hyères, darunter Präsident Marco Soiteur, Vizepräsidentin Christine Krapf- Laborde und Isabelle Buttafoghi als Vertreterin der Stadt...

    image_pdfArtikel als PDF speichernimage_printArtikel ausdrucken

    (Meinung). Noch elf Tage. Nur noch bis zum 15. Oktober 2023 hätte der Rottweiler Verkehrsversuch andauern sollen. Nur noch elf Tage lang hätten gelbe statt weiße Markierungen gegolten, provisorische Einbahnstraßenregelungen sowie jene für Autofahrerinnen und -fahrer von auswärts so wenig hilfreichen Schildertexte wie „Verkehrsversuch – Durchfahrt Friedrichsplatz gesperrt.“ Es kam anders, und das mit Ansage. Doch leider ist das falsch. Ein Kommentar.

    (Rottweil). Das groß angekündigte Projekt „Verkehrsversuch“, von einer Werbekampagne begleitet, reich beschildert und mit größtem Einsatz seitens der Mitarbeitenden im Rathaus umgesetzt, ist ein Rohrkrepierer. Wesentliche Teile hat die Verwaltung nach drei Monaten kassieren müssen. Das Ziel vom Einbahnring um die Innenstadt: nicht umsetzbar. Der Radweg die Marxstraße hinauf: uninteressant, er wird ignoriert. Dafür: Rückstau der Autos. Der kleine Wendehammer am Ende der Schramberger Straße: eine Peinlichkeit. Die Tannstraße als (nicht einmal ausgeschilderte) „Ausweichstrecke“: eine Zumutung für die Anwohnerinnen und Anwohner in dem Wohngebiet, auch dann, wenn sie früher relativ wenig Verkehr abbekommen haben. Und das Verbot der Fahrt vom Nägelesgraben Richtung Friedrichsplatz: Dagegen wird zigmal täglich verstoßen.

    Vor diesem – zugegeben: eher drastisch geschilderten – Hintergrund wirkt die Stadtverwaltung angezählt und etwas bockig. Und mit ihr in ihrer Mehrheit die Stadträtinnen und Stadträte. Gemeinsam wollten und wollen sie etwas bewegen, etwas verändern, etwas verbessern. Sie haben es versucht, ihr Ziel aber verfehlt. Nun versuchen sie es eben weiter. Das ist falsch.

    Einzelhändler, Geschäftsleute begehren auf – und die Verwaltung, und Oberbürgermeister Dr. Christian Ruf antwortet, man wisse auch von anderen, gegenteiligen Stimmen. Das wirkt im positiven Sinne kämpferisch. Im negativen rechthaberisch.

    Er, Ruf, hat schon recht: Veränderung benötigt Zeit und Durchhaltevermögen. Plötzliche Veränderung ruft Unwillen hervor. Vor allem, wenn sich um einen herum alles zu verändern scheint, unaufhaltsam und viel zu schnell. Aber Stimmen von Leuten ignorieren, die sonst eher zurückhaltend auftreten? Die Nehmerqualitäten haben? Auch jene aus der Bürgerschaft? Keine gute Idee.

    Die Begründung der Verwaltung lautet, den Verkehrsversuch weiter betreiben zu wollen, um für die jetzt beschlossene Variante noch Zahlen zu bekommen. Doch das wirkt konstruiert. Vielleicht gerade im anstehenden Weihnachtsgeschäft für den Rottweiler Einzelhandel hätte man nicht an einer die Kunden kirre machenden Verkehrsführung festhalten müssen. Nur um das Gesicht zu wahren.

    Oder ist denn absehbar, dass die verkleinerte Variante nun einen deutlichen Erkenntnisgewinn bringt? Eine rhetorische Frage. Wir werden sehen.

    Jedenfalls: Einen deutlich positiven Effekt hatte der Verkehrsversuch bereits. Der Friedrichsplatz ist heute schon wesentlich ansehnlicher als früher und keine breite Autobahn mehr. Wenn dort erst einmal keine Busse mehr stehen, dann wird er noch schöner. Und den zweispurigen Verkehr, den ertragen die Fußgänger und Radfahrer doch auch in seiner Verlängerung, der Hochbrücktorstraße.

    Man hätte ihn wieder für den Gegenverkehr öffnen können. Dort ist die Geschwindigkeit auf 20 Kilometer pro Stunde beschränkt. Ein Wert, mit dem alle leben können.

    Indessen werden den Menschen und vor allem jenen Leuten, die die Stadt von außerhalb besuchen, weiterhin Provisorien geboten. Und eine einspurige Sperrung, die rund 4500 Autofahrerinnen und -fahrer am Tag zu einer Umleitung innerorts zwingt. Denn eines hat sich doch gezeigt: Außen herum fahren die wenigsten.

    Einen Versuch zu unternehmen, zeugt von Wagemut. Ihn als gescheitert zu erklären und öffentlich die Konsequenzen zu tragen, zeugt von Rückgrat. Den Versuch dem Versprechen gemäß pünktlich zu beenden, zeugt von Verlässlichkeit.

    Wenn sich handfeste Gründe ergeben, weiterzumachen, dann wäre es nachvollziehbar, dass Verwaltung und Ratsmehrheit gegen diese Annahmen verstoßen. Doch diese handfesten Gründe liegen, entgegen den Versicherungen der Befürworterinnen und Befürworter, nicht vor.

    image_pdfArtikel als PDF speichernimage_printArtikel ausdrucken

    [adinserter name="AnzeigenImArtikelDesktop"]

    Das interessiert diese Woche

    [adinserter name="AnzeigenImArtikelDesktop"]