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    Corona-Meldungen des Landratsamts Rottweil: Mehr Anonymität, bitte!

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    (Meinung). Manche Bürger lechzen geradezu danach: genauere Infos über die Corona-Infizierten. Und zwar bezogen auf den Wohnort. Dem will das Landratsamt Rottweil ab diesem Wochenende nachkommen. Ich meine dazu: bloß nicht! Ein Kommentar

    Ein paar dürre Zeilen

    Die Meldungen über neue, über weitere Corona-Infizierte, die sind bisher ein paar dürre Zeilen. Die täglich aktualisierte Nachricht liest sich so:

    Im Landkreis Rottweil wurden am 26.03.2020 36 weitere Coronavirus-Fälle bestätigt. Damit liegen im Landkreis bislang insgesamt 86  (41 Männer, 45 Frauen) bestätigte Fälle vor. Die Altersspanne der neu hinzugekommenen Fälle liegt zwischen 20 und 90 Jahren. Das Gesundheitsamt steht mit den Erkrankten in Verbindung, ermittelt die Kontaktpersonen und trifft weitere erforderliche Maßnahmen.

    Quelle: Landratsamt Rottweil

    Wir erfahren, wie viele Männer und wie viele Frauen in welcher Altersspanne neu infiziert worden sind. Und das in Bezug auf den Landkreis Rottweil als bislang kleinste geographische Einheit – nach den Einheiten „Welt“, „Europa“, „Deutschland“ und „Baden-Württemberg“. Wir erfahren nicht, wie alt die einzelnen Infizierten jeweils sind und wir erfahren noch nicht, woher genau, aus welcher Stadt oder Gemeinde sie kommen.

    Ich finde das richtig so. Es wirkt ein wenig abstrakt und stillt nicht den Hunger nach genauester Information. Aber: Wie weit soll diese gehen?

    Wie weit soll das gehen?

    Das Amt hat nun vor, auch die Orte zu nennen, will die Corona-Fälle nach Gemeinden aufschlüsseln. Das verschiebt die Grenze, die bisher eher virtuell und wenig greifbar dort lag, wo wir den Zollenalbkreis betraten oder den Schwarzwald-Baar-Kreis. Wo wir in den Landkreis Tuttlingen fuhren oder Freudenstadt. Hinweisschilder, irgendwo im Wald.

    Jetzt sollen wir erfahren, beispielsweise: zehn neue Fälle in Rottweil, acht in Schramberg, drei in Dunningen, zwei in Deißlingen, vier neue Infektionen in Wellendingen-Wilflingen, fünf Fälle in Zimmern und vier in Dietingen.

    Oder, drehen wir doch nochmal an der Schraube, verfeinern wir das Ergebnis, filtern wir nach Teilorten: Dann würden wir erfahren, beispielsweise: zehn neue Fälle in Rottweil, acht in Schramberg, davon 6 in Sulgen und zwei in der Talstadt, drei in Dunningen, zwei in Deißlingen, beide in Lauffen, vier neue Infektionen in Wellendingen, alle im Ortsteil Wilflingen, fünf Fälle in Zimmern, davon zwei in Flözlingen, einer in Stetten und zwei im Kernort, und vier in Dietingen, davon zwei in der Kerngemeinde, einer in Gößlingen und ebenfalls einer in Irslingen.

    Vielleicht noch die Stadtviertel, die Straßennamen dazu? Die Hausnummern? Die Namen der Menschen, und wer von ihnen bereits verstorben ist? Verzeihen Sie, aber das wären nur weitere logische Schritte, die das Landratsamt gehen könnte.

    Weltweites Problem

    Sie merken vielleicht: Das bringt nichts. Die Corona-Pandemie heißt allein deshalb schon so, weil sie ein weltweites Problem ist. Das Virus verbreitet sich ohne Rücksicht auf Gemeindegrenzen. Es macht an Landesgrenzen nicht Halt. Es klettert quasi über Kontinente. Und es infiziert alle, die es kriegen kann.

    Das Virus macht uns damit alle gleich. Wir sind alle bedroht. Willkürliche Grenzziehungen sind völlig unwirksam. Das sehen wir auch an den aktuellen Infektionszahlen oben. Männer und Frauen, gleichermaßen und fast jeden Alters.

    Aber kommen wir zurück zum Informationsbedürfnis der Bürger. Natürlich macht es einen Unterschied, ob man gerade im schwer getroffenen Kreis Heinsberg oder im bislang vermeintlich seligen Rottweil lebt. Aber müssen wir wissen, dass es – verzeihen Sie mir das, liebe Leser dort, das Beispiel ist willkürlich gewählt – gerade in Bösingen eine besonders hohe Zahl an Neu-Infektionen gibt? Nein. Das müssen wir nicht.

    Was würde es auch bringen? Wir sollen schlicht Abstand zueinander wahren. 1,5 Meter gelten als praktikabel und ausreichend, zwei Meter als supersicher. Einen Abstand Dunningen-Bösingen oder Schramberg-Aichhalden einzuhalten, ist absolut sinnfrei.

    Nicht nur sinnlos, auch gefährlich

    Das Landratsamt plant, kleinteiliger zu melden – und das halte ich nicht nur für sinnlos, sondern zudem auch für gefährlich. Schnell würden Gemeinden, in denen das Virus gerade besonders stark grassiert, zu Seuchengebieten gestempelt. Das ist nicht einmal das Problem der anderswo Lebenden – wir dürfen derzeit ohnehin nur stark eingeschränkt unsere Häuser und Wohnungen verlassen. Ich muss nicht bei Bösingen mit dem Hund spazieren.

    Wie aber fühlen sich die Menschen in diesen Gemeinden, in unserem Fall in Bösingen, wenn das Landratsamt mit dem Finger auf sie zeigt? Schauen Sie mal in die Gesichter älterer Menschen beim Einkaufen, wenn man ihnen ein wenig zu nahe zu kommen droht, aus Versehen. Aufkommende Panik.

    Übrigens: Die bisherigen Grenzziehungen entsprechen genau den jeweiligen Zuständigkeitsbereichen der Entscheidungsträger. Wir erfahren Zahlen für die Bundesrepublik Deutschland, für die Bundesminister Jens Spahn gerade zu stehen hat. Durch die föderale Struktur erfahren wir Zahlen auch aus Baden-Württemberg, dessen Landesregierung für die Corona-Verordnung zuständig ist, die etwa auch in Bösingen gilt. Und wir erfahren Zahlen aus dem Landkreis Rottweil, dessen Gesundheitsamt für den Umgang mit der Gefahr hier vor Ort zuständig ist.

    Reine Lust an der Statistik

    Die Städte und Gemeinden des Landkreises als noch kleinere Einheiten hatten sich zunächst auf eine gemeinsame Linie bei den eigenen Verordnungen verständigt und unterliegen nun den Verfügungen des Landes. Hier und da mag die eine oder andere Kommune noch etwas weiter gehen, aber diese Verordnungen klären nur noch Detailfragen.

    Es mag sein, dass es für die Strategie im Kampf gegen das Virus für ein Gesundheitsamt interessant ist, auszuwerten, wo gerade ein möglicher Brennpunkt entsteht. Wo es eingreifen sollte. Dann kann die Abriegelung einzelner Gemeinden, wie schon geschehen, einen Sinn machen.

    Aber die reine Lust an der Statistik? Geht’s noch?

    Das Virus greift die gesamte Menschheit an. Weil die Welt eingeteilt ist, wird der Kampf dagegen landesweit geführt. Wir sitzen insofern alle in einem Boot. Es geht daher um Zusammenhalt, nicht um Trennendes. Mehr Anonymität, bitte!

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    9 Kommentare

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    Werner Mayer
    Werner Mayer
    4 Jahre her

    Es ist richtig das die Menschen in einem „sauberen“ Ortsteil/Ort etwas entspannter sind als in dem Weniger „sauberen“ Gebieten! Doch ist mir das zuhauf lieber da in den belasteten Gegenden die Menschen wesentlich erhöht auf die Ausbreitung achten und sich garantiert disziplinierter Verhalten! Gönnen wir den „Sauberen“ doch noch die paar Tage und sind nicht neidisch! Wir alle brauchen vielleicht mal Hilfe und wer sollte die dann freiwillig leisten?
    Max Transparenz in dieser Krise sollte selbstverständlich sein!! Den nur so können wir auch Fehler schneller erkennen. Aber bei der Transparenz im LKR sind wir noch wie im Kommunismus! Hätten wir unsere kleinen Krankenhäuser nicht nieder gemacht (waren nicht die Bürger) hätten wir auch in Schramberg und anderswo bessere Chancen!! Ich denke vielleicht werden die verantwortlichen doch noch zur Rechenschaft gezogen! Leider muss die Intransparenz und Gier wieder einmal das kleine Volk bezahlen!

    Frank Broghammer
    Frank Broghammer
    4 Jahre her

    Ich finde dass der Landkreis Rottweil extrem hinterm Mond ist.
    Alle umliegenden Landkreise veröffentlichen die Zahlen transparent.
    Alle umliegenden Landkreise richten die erste Corona Ambulanzen ein nur Landkreis Rottweil nicht.
    Warum????????
    So langsam frag ich mich ob da eine gewisse Person fehl am Platz ist.
    Auch mit der Müllpoltik habert es gewaltig.

    Peter
    Peter
    4 Jahre her

    Es gibt keine genauen Angaben , weil alles erstunken und erlogen ist ! Mit genauen Angaben könnten man diesen Lügenzirkus schnell durchschauen !

    Rainer Braun
    Rainer Braun
    4 Jahre her

    Genau. und allen anderen LRA (Ortenaukreis, Schwarzwald-Baar) fehlt der Weitblick der NRWZ? Eigentlich reichen mir ja die weltweiten Zahlen? Und das Volk im Kreis Rottweil ist so dumm, dass ein vernünftiges Handeln bei umfassender Information nicht zu erwarten ist? Ich habe noch von keinem anderen LK gehört, dass die umfassenden Informationen zu leichtsinnigem Handeln verleitet hätten.

    Peter Arnegger (gg)
    Antwort auf  Rainer Braun
    4 Jahre her

    Niemand außer Ihnen hat behauptet, die weltweiten Zahlen würden reichen.

    Rainer Braun
    Rainer Braun
    Antwort auf  Peter Arnegger (gg)
    4 Jahre her

    Ironie nicht verstanden? Als Bürger wünsche ich mir maximale Transparenz und Information für umsichtiges HAndeln. Und dazu sind die meisten Bürger unserer Demokratie entgegen der Äußerung von Herrn Aden durchaus in der Lage.

    Peter Arnegger (gg)
    Antwort auf  Rainer Braun
    4 Jahre her

    Da bin ich völlig bei Ihnen. Oder sagen wir: fast. Aber das habe ich ja dargestellt.

    Gerhard Aden
    Gerhard Aden
    4 Jahre her

    Ich schließe mich der Einschätzung an. Wenn z.B. festgestellt würde, dass in einem Teilort (noch) keine Infektion aufgetreten ist, würden das evtl. den gegenteiligen Effekt, eine gewisse Sorglosigkeit, verursachen. Die Bedrohung ist weltweit,überall.

    Peter Arnegger (gg)
    Antwort auf  Gerhard Aden
    4 Jahre her

    Stimmt. Ein gutes Argument, das ich gar nicht gesehen habe.

    image_pdfArtikel als PDF speichernimage_printArtikel ausdrucken

    Peter Arnegger (gg)
    Peter Arnegger (gg)
    … ist seit gut 25 Jahren Journalist. Seine Anfänge hatte er bei der Redaktion der “Schwäbischen Zeitung” in Rottweil, beim Schwäbischen Verlag in Leutkirch volontierte er. Nach einem Engagement bei der zu diesem Verlag gehörenden Aalener Volkszeitung wechselte Arnegger zur PC Welt nach München, einem auf Computer-Hard- und -Software spezialisierten Magazin. Es folgten Tätigkeiten in PR und Webentwicklung.2004, wieder in seiner Heimat angekommen, half Arnegger mit, die NRWZ aus der Taufe zu heben. Zunächst war er deren Chefredakteur, und ist zwischenzeitlich Geschäftsführer der NRWZ Verwaltungs GmbH – und als solcher der verantwortliche Journalist der NRWZ.Peter Arnegger ist 1968 in Oberndorf / Neckar geboren worden.

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    Ein paar dürre Zeilen

    Die Meldungen über neue, über weitere Corona-Infizierte, die sind bisher ein paar dürre Zeilen. Die täglich aktualisierte Nachricht liest sich so:

    Im Landkreis Rottweil wurden am 26.03.2020 36 weitere Coronavirus-Fälle bestätigt. Damit liegen im Landkreis bislang insgesamt 86  (41 Männer, 45 Frauen) bestätigte Fälle vor. Die Altersspanne der neu hinzugekommenen Fälle liegt zwischen 20 und 90 Jahren. Das Gesundheitsamt steht mit den Erkrankten in Verbindung, ermittelt die Kontaktpersonen und trifft weitere erforderliche Maßnahmen.

    Quelle: Landratsamt Rottweil

    Wir erfahren, wie viele Männer und wie viele Frauen in welcher Altersspanne neu infiziert worden sind. Und das in Bezug auf den Landkreis Rottweil als bislang kleinste geographische Einheit – nach den Einheiten „Welt“, „Europa“, „Deutschland“ und „Baden-Württemberg“. Wir erfahren nicht, wie alt die einzelnen Infizierten jeweils sind und wir erfahren noch nicht, woher genau, aus welcher Stadt oder Gemeinde sie kommen.

    Ich finde das richtig so. Es wirkt ein wenig abstrakt und stillt nicht den Hunger nach genauester Information. Aber: Wie weit soll diese gehen?

    Wie weit soll das gehen?

    Das Amt hat nun vor, auch die Orte zu nennen, will die Corona-Fälle nach Gemeinden aufschlüsseln. Das verschiebt die Grenze, die bisher eher virtuell und wenig greifbar dort lag, wo wir den Zollenalbkreis betraten oder den Schwarzwald-Baar-Kreis. Wo wir in den Landkreis Tuttlingen fuhren oder Freudenstadt. Hinweisschilder, irgendwo im Wald.

    Jetzt sollen wir erfahren, beispielsweise: zehn neue Fälle in Rottweil, acht in Schramberg, drei in Dunningen, zwei in Deißlingen, vier neue Infektionen in Wellendingen-Wilflingen, fünf Fälle in Zimmern und vier in Dietingen.

    Oder, drehen wir doch nochmal an der Schraube, verfeinern wir das Ergebnis, filtern wir nach Teilorten: Dann würden wir erfahren, beispielsweise: zehn neue Fälle in Rottweil, acht in Schramberg, davon 6 in Sulgen und zwei in der Talstadt, drei in Dunningen, zwei in Deißlingen, beide in Lauffen, vier neue Infektionen in Wellendingen, alle im Ortsteil Wilflingen, fünf Fälle in Zimmern, davon zwei in Flözlingen, einer in Stetten und zwei im Kernort, und vier in Dietingen, davon zwei in der Kerngemeinde, einer in Gößlingen und ebenfalls einer in Irslingen.

    Vielleicht noch die Stadtviertel, die Straßennamen dazu? Die Hausnummern? Die Namen der Menschen, und wer von ihnen bereits verstorben ist? Verzeihen Sie, aber das wären nur weitere logische Schritte, die das Landratsamt gehen könnte.

    Weltweites Problem

    Sie merken vielleicht: Das bringt nichts. Die Corona-Pandemie heißt allein deshalb schon so, weil sie ein weltweites Problem ist. Das Virus verbreitet sich ohne Rücksicht auf Gemeindegrenzen. Es macht an Landesgrenzen nicht Halt. Es klettert quasi über Kontinente. Und es infiziert alle, die es kriegen kann.

    Das Virus macht uns damit alle gleich. Wir sind alle bedroht. Willkürliche Grenzziehungen sind völlig unwirksam. Das sehen wir auch an den aktuellen Infektionszahlen oben. Männer und Frauen, gleichermaßen und fast jeden Alters.

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    Was würde es auch bringen? Wir sollen schlicht Abstand zueinander wahren. 1,5 Meter gelten als praktikabel und ausreichend, zwei Meter als supersicher. Einen Abstand Dunningen-Bösingen oder Schramberg-Aichhalden einzuhalten, ist absolut sinnfrei.

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    Wie aber fühlen sich die Menschen in diesen Gemeinden, in unserem Fall in Bösingen, wenn das Landratsamt mit dem Finger auf sie zeigt? Schauen Sie mal in die Gesichter älterer Menschen beim Einkaufen, wenn man ihnen ein wenig zu nahe zu kommen droht, aus Versehen. Aufkommende Panik.

    Übrigens: Die bisherigen Grenzziehungen entsprechen genau den jeweiligen Zuständigkeitsbereichen der Entscheidungsträger. Wir erfahren Zahlen für die Bundesrepublik Deutschland, für die Bundesminister Jens Spahn gerade zu stehen hat. Durch die föderale Struktur erfahren wir Zahlen auch aus Baden-Württemberg, dessen Landesregierung für die Corona-Verordnung zuständig ist, die etwa auch in Bösingen gilt. Und wir erfahren Zahlen aus dem Landkreis Rottweil, dessen Gesundheitsamt für den Umgang mit der Gefahr hier vor Ort zuständig ist.

    Reine Lust an der Statistik

    Die Städte und Gemeinden des Landkreises als noch kleinere Einheiten hatten sich zunächst auf eine gemeinsame Linie bei den eigenen Verordnungen verständigt und unterliegen nun den Verfügungen des Landes. Hier und da mag die eine oder andere Kommune noch etwas weiter gehen, aber diese Verordnungen klären nur noch Detailfragen.

    Es mag sein, dass es für die Strategie im Kampf gegen das Virus für ein Gesundheitsamt interessant ist, auszuwerten, wo gerade ein möglicher Brennpunkt entsteht. Wo es eingreifen sollte. Dann kann die Abriegelung einzelner Gemeinden, wie schon geschehen, einen Sinn machen.

    Aber die reine Lust an der Statistik? Geht’s noch?

    Das Virus greift die gesamte Menschheit an. Weil die Welt eingeteilt ist, wird der Kampf dagegen landesweit geführt. Wir sitzen insofern alle in einem Boot. Es geht daher um Zusammenhalt, nicht um Trennendes. Mehr Anonymität, bitte!

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