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    NRWZ.deMeinung1. August 2020, Demotag in Berlin, oder: Besuch aus der alten Heimat

    1. August 2020, Demotag in Berlin, oder: Besuch aus der alten Heimat

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    Achtung: Triggerwarnung! Dieser Text ist ausschließlich nur für Mundschutzträger, Schlafschafe, Lügenpressenfreunde und Hörige der Systemmedien gedacht. Keinesfalls sollte dieser Text von Querdenkern, Corona-Skeptikern und anderen Wissenden gelesen werden. Für die Folgen bei Zuwiderhandlung übernimmt niemand die Verantwortung.

    Ein Gastbeitrag von Peter S. Kaspar

    Vorab muss ich einiges zu meiner Person klarstellen. Fast auf den Tag genau vor 38 Jahren, am 2. August 1982, begann ich in Rottweil beim Schwarzwälder Boten meine Ausbildung zum Redakteur. Gelernt habe ich bei dem leider verstorbenen Heinrich Meier, einem durch und durch integren, aufrechten Journalisten, an den sich die Älteren wohl noch erinnern werden. Ich wechselte Jahre später zur Schwäbischen Zeitung. Noch später arbeitete ich für das ZDF, SAT.1 und den Bayerischen Rundfunk, für die Stuttgarter Zeitung und den Berliner Tagesspiegel, außerdem für einige Reisemagazine. Seit 16 Jahren gebe ich im grün-rot versifften Kreuzberg im Herzen Berlins ein Stadtteilmagazin heraus.

    Ich bin also ganz offensichtlich ein klassisches Produkt der Systemmedien, oder einfacher formuliert, mehr Lügenpresse geht nicht. Diese Tatsache sollte sich der Leser beim Studium dieser Lektüre stets vor Augen halten.

    Zum Thema – wir bekamen Besuch. Aus der alten Heimat meiner Lebensgefährtin. Sie stammt aus einem Dorf in der Nähe von Rottweil. Aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes verrate ich nicht, welches. Meine Lebensgefährtin erklärte, ihr alter Schulfreund sei unterwegs, mit Familie und sie würden abends zur ihrer Geburtstagsfeier kommen, sie seien sowieso gerade in der Stadt. Was sie denn in die Stadt führe, wollte ich wissen. „Die Demo“, sagte sie. „Oh“, sagte ich. „Was heißt hier, Oh?“, fragte sie. „Kommt er etwa zur Corona-Demo?“, fragte ich zurück. „Der war schon immer links, der geht sicher zur Gegendemo“, versuchte sie abzuwiegeln.

    Ich blieb skeptisch. Ich kenne den Schulfreund. Ein netter Kerl. Wir haben in seinem Dorf schon manches Bier zusammen getrunken. Außerdem gehört schon einiges dazu, in solch einem Dorf all die Jahre hindurch links zu bleiben. Allerdings, so musste ich in den letzten Monaten schmerzhaft lernen, spielt die politische Ausrichtung so gut wie gar keine Rolle, wenn es um die Einschätzung des Virus geht.

    Er kam, mit Frau und Tochter, es war schon dunkel, die Stimmung gut und eigentlich schon wieder so gut, dass das Social Distancing zumindest ausbaufähig war. Ich erfuhr es sehr schnell.

    Ja, die ganze Familie freute sich auf die Demo am nächsten Tag – auf die echte Corona-Demo. Die Eltern, die Stimmungslage der übrigen Gäste durchaus richtig einschätzend, hielten sich zurück und beließen es bei unverfänglichem Small Talk. Die Tochter allein entwickelte ein gewisses Sendungsbewusstsein und versuchte bald den Kreis mit ihrem profunden Wissen über Schutzmasken und warum man sie nicht braucht zu beeindrucken.

    Eine liebe alte Freundin hörte gebannt und einigermaßen fassungslos zu, ehe sie sich als Krankenschwester zu erkennen gab. Das focht die junge Dame nicht besonders an. Stattdessen referierte sie darüber, dass man kaum Luft unter der Maske bekomme und dass es keinen Maskenzwang geben dürfe, weil der ja die Persönlichkeitsrechte einschränke. Dem Einwand meiner Freundin: Sie habe schließlich die Maske den ganzen Tag auf, bekomme immer genügend Luft und sie fühle sich auch nicht in ihren Persönlichkeitsrechten beschränkt, begegnete die junge Dame mit dem bemerkenswerten Satz: Man dürfe hier ja gar nichts mehr sagen.

    Jedenfalls endete alles in einem unerfreulichen Eklat. Die Freundin verschwand wütend mit einer sehr eindeutigen Geste, die wiederum die junge Dame völlig aus der Bahn warf. Kurzum, der Abend war gelaufen.

    Von der Demo am nächsten Tag bekam ich nicht viel mit, außer dem beständigen Knattern von Hubschraubern. Ich wohne jetzt seit 20 Jahren in Berlin. In der Stadt gibt es jährlich fast 2000 Demonstrationen. Hubschrauber nimmt man nicht mehr besonders wahr. Was man mitbekommt, sind die echten Großdemonstrationen auf der Straße des 17. Juni mit über 100.000 Menschen. Das sind zwar rund drei Kilometer Luftlinie von uns, aber die großen Hauptstraßen in unserem Kiez wie Mehringdamm, Yorckstraße oder Hallesches Ufer sind dann einfach mal ziemlich dicht.

    Und dann habe ich ja auch noch meine eigene Demoerfahrung. Ich war bei der großen Friedensdemo im Februar 2003, als 500.000 Menschen auf den 17. Juni kamen. 2008 hörte ich an der Siegessäule mit 200.000 anderen Barak Obama sprechen. Ich habe auf der Fanmeile gefeiert und war zweimal sehr skeptisch auf der Loveparade.

    Kurzum, ich weiß, wie die Straße des 17. Juni aussieht und anfühlt, wenn dort 100.00, 500.000 oder eine Million Menschen unterwegs sind.

    Der Samstag jedenfalls war ziemlich ruhig, von den Hubschraubern einmal abgesehen, der Verkehr lief sogar noch ruhiger als sonst. Abends wurde es sehr hektisch, viel Polizei und andere Einsatzkräfte waren unterwegs nach Neukölln. Da gab’s Randale, aber nicht wegen Corona, sondern weil die Kiez-Kneipe Syndikat geschlossen werden sollte. Es war aber nichts, was den normalen Kreuzberger in einen Zustand der höheren Aufregung versetzen würde.

    Tags darauf erhielt meine Lebensgefährtin eine Whatsapp-Nachricht von ihrem Schulfreund aus dem Kreis Rottweil, der ihr versicherte, auf der Demo keine Rechtsradikalen gesehen zu haben, und dass die bösen Systemmedien natürlich wieder gelogen hätten. Von wegen nur 20.000 Teilnehmer! Es seien über 200.000 gewesen.

    Ich wunderte mich noch über die Bescheidenheit, denn inzwischen waren schon Zahlen von 400.000 bis 800.000 Teilnehmern kolportiert worden. Am Abend erreichte meine Lebensgefährtin eine E-Mail einer Kollegin, die gesichert von 1,8 Millionen Teilnehmern schrieb, mit einer angehängten Beschimpfung gegen mich, denn ich würde sicher wieder nur den Zahlen der Lügenpresse glauben.

    Inzwischen hatte ich auch schon eine Menge Fotos über soziale Medien erhalten, die diese immensen Zahlen untermauern sollten. Es handelte sich durchweg um Bilder von der Loveparade (mutmaßlich 2007), Obamas Besuch (2008) oder der Fanmeile bei der Fußball-WM 2006. Letzteres schien deshalb authentisch, weil viel schwarz-rot-goldenes Farbenmaterial im Spiel war.

    Ich dagegen habe mir die aktuellen Luftbilder angesehen, die die Polizei „gefälscht“ haben und die anschließend von den Medien „manipuliert“ worden sein sollen. Nach meinen persönlichen Schätzungen waren es keine 30.000 Teilnehmer – wobei meine Schätzung damit immer noch deutlich über den Angaben der Polizei liegt. Die Verkehrslage an diesem Tag, die Situation in Bussen und U-Bahnen, spricht eine deutliche Sprache. Sie deuten eher auf eine Teilnehmerzahl im unteren fünfstelligen Bereich hin.

    Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es innerhalb einer Demonstration sehr schwer ist, ihre Größe einzuschätzen und dass es viele Umstände gibt, die einen zu Fehleinschätzungen verleiten können. Und jetzt mal ganz ehrlich, wenn ganz Rottweil, jeder Greis und jedes Kind auf der Straße wären, würde das auch schon ein beeindruckendes Bild darstellen. Außerdem glaubt man ja immer, für etwas Gutes auf die Straße gegangen zu sein. Auch das verleitet, die Zahl höher anzusetzen.

    Das ist ja so weit auch okay. Und auch ich war vor solchen Fehleinschätzungen nicht immer gefeit. Was aber ganz und gar nicht okay ist: Der sogenannten „Lügenpresse“ Manipulation von Bildern vorzuwerfen und als Gegenbeweis zum Teil 15 Jahre alte Bilder von völlig anderen Veranstaltungen zu präsentieren. Das ist erbärmlich!

    Und die Familie aus dem Landkreis? Sie bringt nun sicher spannende Erinnerungen mit aus Berlin, unterfüttert ihre Erlebnisse mit falschen Bildern und ist nun fest davon überzeugt, dass die Lügenpresse der Hauptstadt mit ihren herunter korrigierten Teilnehmerzahlen mal wieder einen bösen Coup gelandet hat.

    Doch wie bereits einleitend erwähnt, ist dieser Text nicht für Teilnehmer an der Demonstration vom 1. August gedacht. Schließlich hat ihn ja ein Vertreter der Lügenpresse verfasst ;-)

    https://www.nrwz.de/meinung/antwort-eines-demo-teilnehmers-wir-wollen-lediglich-den-uns-verweigerten-dialog-aufnehmen/271057
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    Michel
    Michel
    4 Jahre her

    Ein Tipp: Versuchen Sie Ihre alte und liebe Freundin (die Krankenschwester) im Bekanntenkreis zu halten und betreiben Sie konsequentes „Social Distancing“ gegenüber der Familie des alten Schulfreundes ihrer Lebensgefährtin – auch dann wenn Corona schon vorbei ist. Sonst steckt man sich im Nachgang noch mit anderen krankhaften Idiotien an. Das nächste Mal erzählen die dann von Chemtrails, Zwangschipung, der flachen Erde … – muss man sich alles nicht antun.
    Mir gefällt Ihr Stil. Anders als ironisch, kann man es wohl nicht beschreiben, weil’s sonst nicht erträglich wäre.

    Rita K.
    Rita K.
    4 Jahre her

    Ich finde ihren Artikel sehr gut. Er zeigt ein Bild, von dem was sie gesehen haben, ganz ohne Wertung und das ist guter Journalismus.
    Ich z.b. habe einen anderen Eindruck erhalten. Und ich finde es sehr schade, mit ihrer Schulfreundin. Es ist bedrückend wie weit es gekommen ist, dass unterschiedliche Wahrnehmungen einer Situation, auf Abwehr stoßen. Ich denke, nur die Abbildung von vielen Wahrnehmungen kommt der Wahrheit am nächsten und hätten alle Journalistin so neutral berichtet, wie sie hier, hätten wir viele Probleme gar nicht.
    Vielen Dank und liebe Gruß
    Rita K.

    Elke
    Elke
    4 Jahre her

    das Ei ist immer gescheiter als die Henne, fällt mir dazu ganz spontan ein. Wären es nur 20,30.000 Menschen gewesen, hätte die Polizei die Demo nicht mangels des nicht eingehaltenen Sicherheitsabstandes beenden müssen. Jeder weiß wie viel Platz auf der Straße ist. Und warum schreibt die Presse (Spiegel und weitere) bereits um 14.00 dass die Demo beendet sei wenn die Polizei dies mit Tränen in den Augen (ich habe es selbst gesehen) erst gegen 16.30 h verkündet? Ebend, das Ei…
    Nirgendwo sieht man so viele friedliche Menschen auf einem Haufen. Ein Busunternehmen hat aus 60 Städten volle Busse nach Berlin laufen lassen und konnte viele Buchungen nicht mehr annehmen, alleine diese Zahlen widerlegen was die Presse schreibt. Aber das Ei…

    Semi
    Semi
    4 Jahre her

    das war wieder völlige Zeitverschwendung , diesen Artikel zu lesen. Schade um die Zeit für so ein nichtssagendes , ja geradezu denunzierendes , unbelegtes überflüssiges Geschreibe. Schade für den verbrauchten Platz,da hätte auch was gutes Platz finden können.

    Udo
    Udo
    4 Jahre her

    Ein viel zu langer Artikel der nichts sagt. Hört sich an, wie von einem 12 jährigen Kind das noch keinen Überblick hat. Sehr schade, dass erwachsene Menschen die sich für so intelligent und weltoffen halten, in diesen aufgewühlten Zeiten nicht mehr zustande bringen als so einen nichtssagenden Artikel. Der Untergang der Presse und der Zeitungen ist schon gut so,die graben sich schon länger ihr eigenes riesen Grab. Dort könnt ihr dann weiter schlafen und euch gegenseitig bestätigen. Uns interessiert das nicht. keiner will euch hören, heute nicht und in Zukunft auch nicht !!

    Johannes Kleinmann
    Johannes Kleinmann
    4 Jahre her

    Danke für den guten Artikel. Ich bin ein Freund des Dialoges, finde es aber schwierig, wenn Meinungen, die wissenschaftlich nicht haltbar sind (anderer Artikel mit der Gegenposition) als gleichberechtig dargestellt werden. Vielleicht ist das nötig, da leider viele Menschen sich schnell angegriffen fühlen, wenn man ihnen Kontra gegen ihre Meinung gibt.
    D.h. ja, jeder Mensch hat das Recht die Corona-Maßnahmen anzuzweifeln. Es ist allerdings dumm. Nicht weil es schlecht wäre die Regierung kritisch zu hinterfragen, sondern weil man im Gegenzug jeden scheiß glaubt, der in den sozialen Medien verbeitet wird. Seid doch mal mit diesen Medien genauso kritisch wie mit der Tagesschau etc.
    Selbstverständlich ist es nicht zu 100% zu beweisen, dass Covid-19 und die Maßnahmen dagegen sinnvoll sind. Genausowenig ist es auch zu beweisen, dass Schweine nicht fliegen können.
    Umgekehrt gibt es aber zig Expert*innen, die zu 99,9% zeigen können, dass das Virus gefährtlich ist.
    und Ja, es ist immer wichtig der Regierung bei Einschränkungen der Grundrechte auf die Finger zu schauen, aber was ich nicht verstehe. Es ist doch scheißegal, ob ich jetzt eben mit Maske Zug fahre?? Bisschen lästig, aber na und?
    Der Nutzen ist umso größer.
    Kurz gesagt: Es gibt keine rationalen Gründe gegen z.B. Masken zu sein.
    Sorry Leute, aber wenn ich mit dan Expert*innen suche, die meine Meinung bestätigen, die finde ich zu absolut jeder Theorie.
    300 Jahre Aufklärung und noch immer sowas…

    Frank Richter
    Frank Richter
    4 Jahre her

    Lieber Herr Kaspar,

    eine nette und etwas mürrische Geschichte mit wenigen wirklichen sachlichen Argumenten. Das in den sozialen Medien auch einiges an Falschinformationen verbreitet wird, ist ja nicht neu. Neu ist aber das auch „Institutionen“ wie die Tagesschau massiv manipuliert. So wurde in dem Artikel „Fake News über Zahl der Teilnehmenden“ auf tagesschau.de ein Vergleichsbild der Demo als „Beweis“ herangezogen, welches nachweislich die Straße zwischen 13 Uhr und 13:40 Uhr zeigt – also bevor der Demonstrationszug dort angelangt ist. Die Analysten dazu entsprechend dem Schattenwurf auf dem Bild findet jeder Interessierte schnell bei Youtube und Co. Wie kommen solche Sachen zustande? Zufall? Manipulation? Hat wieder mal der Azubi die Bilder verwechselt… Soll sich jeder selbst seine Meinung bilden. Zudem kamen die Informationen von 800.000 bzw. 1,3 Millionen Teilnehmern nachweislich von der polizeilichen Einsatzleitung. Warum sollten die Veranstalter diese Zahlen dann nicht verbreiten? Sie als Journalist aber sollten sich die Frage stellen, wie es sein kann, dass diese Zahlen dann manipulativ in den meisten Medien verfälscht werden und ein großer Teil der Medien wie gleichgeschaltet dazu schweigt.

    Und letztendlich: Was sagen sie zu den Argumenten von Roman Lasota in dem Artikel „Antwort eines Demo-Teilnehmers: „Wir wollen lediglich den uns verweigerten Dialog aufnehmen“ hier bei der NRWZ? Sind sie auch zu einem sachlichen Austausch von Meinungen bereit, oder werden sie auch den Dialog verweigern?

    Liebe Grüße aus Wittenberg

    Kalmbach
    4 Jahre her

    Lieber Herr Kaspar,

    ach, was sind schon ein paar Nullen mehr oder weniger –
    allein für diesen Text hab ich sie gerne.
    Das war sehr schön zu lesen.

    Ich war nicht dabei, war maskentragend in der Heimat auf einer privaten Feier, auf der zwischen Kroketten und Schwein im Kräutermantel sämtliche Verschwörungsgeschichten hoch und runter ausklamüsert wurden – auch interessant – die Erde ist eine Scheibe und wegen 5G sind bis in zehn Jahren alle unfruchtbar und bestellen ihre Babys bei einer global operierenden Firma, und wenn die Lügenpresse das abstreitet, dann ist sie eben dies, Lügenpresse – und habe erst hinterher von der großen Demo erfahren, und davon, dass enorm viele Schwaben vor Ort waren. Ein bisschen ein Fall fürs Fremdschämen. Ich weiß es nicht, aber ich könnte mir vorstellen, diese ´Wutbürger´ sind schon MIT allem Komfort und Freiheiten ausgestattet schlecht gelaunt. Die Aussicht, auf einige Freiheiten und Annehmlichkeiten verzichten zu müssen, stimmt dann wohl umso wütender. Aber wie gesagt, das ist eine Unterstellung.

    Ich hoffe, Sie bekommen den Eklat mit der Krankenschwesterfreundin wieder gekittet.

    beste Grüße nach Berlin

    Lena
    Lena
    Antwort auf  Kalmbach
    4 Jahre her

    Sie verzichten also gerne auf Freiheiten? Dann sind Sie auf einer Linie mit der Kanzlerin, die ein paar Jahre zuvor verkündete „Wir kommen nicht umhin, unsere Souveränität abzugeben“
    Glückwunsch! Können Sie haben.

    Hug, Klaus
    Hug, Klaus
    4 Jahre her

    Danke für diesen Text; ich habe schon befürchtet, dass sich niemand mehr traut, diesen Masken-Gegnern Paroli zu bieten.
    Allein…, das Mittel der Ironie verstehen diese Leute eher nicht.

    Schließlich ist ja doch „alles gelogen“ und von der „Lügenpresse“ geschönt worden.

    Nochmals Danke Herr Kaspar, für Ihren Mut und Ihren Humor.

    K.Hug

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    Ein Gastbeitrag von Peter S. Kaspar

    Vorab muss ich einiges zu meiner Person klarstellen. Fast auf den Tag genau vor 38 Jahren, am 2. August 1982, begann ich in Rottweil beim Schwarzwälder Boten meine Ausbildung zum Redakteur. Gelernt habe ich bei dem leider verstorbenen Heinrich Meier, einem durch und durch integren, aufrechten Journalisten, an den sich die Älteren wohl noch erinnern werden. Ich wechselte Jahre später zur Schwäbischen Zeitung. Noch später arbeitete ich für das ZDF, SAT.1 und den Bayerischen Rundfunk, für die Stuttgarter Zeitung und den Berliner Tagesspiegel, außerdem für einige Reisemagazine. Seit 16 Jahren gebe ich im grün-rot versifften Kreuzberg im Herzen Berlins ein Stadtteilmagazin heraus.

    Ich bin also ganz offensichtlich ein klassisches Produkt der Systemmedien, oder einfacher formuliert, mehr Lügenpresse geht nicht. Diese Tatsache sollte sich der Leser beim Studium dieser Lektüre stets vor Augen halten.

    Zum Thema – wir bekamen Besuch. Aus der alten Heimat meiner Lebensgefährtin. Sie stammt aus einem Dorf in der Nähe von Rottweil. Aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes verrate ich nicht, welches. Meine Lebensgefährtin erklärte, ihr alter Schulfreund sei unterwegs, mit Familie und sie würden abends zur ihrer Geburtstagsfeier kommen, sie seien sowieso gerade in der Stadt. Was sie denn in die Stadt führe, wollte ich wissen. „Die Demo“, sagte sie. „Oh“, sagte ich. „Was heißt hier, Oh?“, fragte sie. „Kommt er etwa zur Corona-Demo?“, fragte ich zurück. „Der war schon immer links, der geht sicher zur Gegendemo“, versuchte sie abzuwiegeln.

    Ich blieb skeptisch. Ich kenne den Schulfreund. Ein netter Kerl. Wir haben in seinem Dorf schon manches Bier zusammen getrunken. Außerdem gehört schon einiges dazu, in solch einem Dorf all die Jahre hindurch links zu bleiben. Allerdings, so musste ich in den letzten Monaten schmerzhaft lernen, spielt die politische Ausrichtung so gut wie gar keine Rolle, wenn es um die Einschätzung des Virus geht.

    Er kam, mit Frau und Tochter, es war schon dunkel, die Stimmung gut und eigentlich schon wieder so gut, dass das Social Distancing zumindest ausbaufähig war. Ich erfuhr es sehr schnell.

    Ja, die ganze Familie freute sich auf die Demo am nächsten Tag – auf die echte Corona-Demo. Die Eltern, die Stimmungslage der übrigen Gäste durchaus richtig einschätzend, hielten sich zurück und beließen es bei unverfänglichem Small Talk. Die Tochter allein entwickelte ein gewisses Sendungsbewusstsein und versuchte bald den Kreis mit ihrem profunden Wissen über Schutzmasken und warum man sie nicht braucht zu beeindrucken.

    Eine liebe alte Freundin hörte gebannt und einigermaßen fassungslos zu, ehe sie sich als Krankenschwester zu erkennen gab. Das focht die junge Dame nicht besonders an. Stattdessen referierte sie darüber, dass man kaum Luft unter der Maske bekomme und dass es keinen Maskenzwang geben dürfe, weil der ja die Persönlichkeitsrechte einschränke. Dem Einwand meiner Freundin: Sie habe schließlich die Maske den ganzen Tag auf, bekomme immer genügend Luft und sie fühle sich auch nicht in ihren Persönlichkeitsrechten beschränkt, begegnete die junge Dame mit dem bemerkenswerten Satz: Man dürfe hier ja gar nichts mehr sagen.

    Jedenfalls endete alles in einem unerfreulichen Eklat. Die Freundin verschwand wütend mit einer sehr eindeutigen Geste, die wiederum die junge Dame völlig aus der Bahn warf. Kurzum, der Abend war gelaufen.

    Von der Demo am nächsten Tag bekam ich nicht viel mit, außer dem beständigen Knattern von Hubschraubern. Ich wohne jetzt seit 20 Jahren in Berlin. In der Stadt gibt es jährlich fast 2000 Demonstrationen. Hubschrauber nimmt man nicht mehr besonders wahr. Was man mitbekommt, sind die echten Großdemonstrationen auf der Straße des 17. Juni mit über 100.000 Menschen. Das sind zwar rund drei Kilometer Luftlinie von uns, aber die großen Hauptstraßen in unserem Kiez wie Mehringdamm, Yorckstraße oder Hallesches Ufer sind dann einfach mal ziemlich dicht.

    Und dann habe ich ja auch noch meine eigene Demoerfahrung. Ich war bei der großen Friedensdemo im Februar 2003, als 500.000 Menschen auf den 17. Juni kamen. 2008 hörte ich an der Siegessäule mit 200.000 anderen Barak Obama sprechen. Ich habe auf der Fanmeile gefeiert und war zweimal sehr skeptisch auf der Loveparade.

    Kurzum, ich weiß, wie die Straße des 17. Juni aussieht und anfühlt, wenn dort 100.00, 500.000 oder eine Million Menschen unterwegs sind.

    Der Samstag jedenfalls war ziemlich ruhig, von den Hubschraubern einmal abgesehen, der Verkehr lief sogar noch ruhiger als sonst. Abends wurde es sehr hektisch, viel Polizei und andere Einsatzkräfte waren unterwegs nach Neukölln. Da gab’s Randale, aber nicht wegen Corona, sondern weil die Kiez-Kneipe Syndikat geschlossen werden sollte. Es war aber nichts, was den normalen Kreuzberger in einen Zustand der höheren Aufregung versetzen würde.

    Tags darauf erhielt meine Lebensgefährtin eine Whatsapp-Nachricht von ihrem Schulfreund aus dem Kreis Rottweil, der ihr versicherte, auf der Demo keine Rechtsradikalen gesehen zu haben, und dass die bösen Systemmedien natürlich wieder gelogen hätten. Von wegen nur 20.000 Teilnehmer! Es seien über 200.000 gewesen.

    Ich wunderte mich noch über die Bescheidenheit, denn inzwischen waren schon Zahlen von 400.000 bis 800.000 Teilnehmern kolportiert worden. Am Abend erreichte meine Lebensgefährtin eine E-Mail einer Kollegin, die gesichert von 1,8 Millionen Teilnehmern schrieb, mit einer angehängten Beschimpfung gegen mich, denn ich würde sicher wieder nur den Zahlen der Lügenpresse glauben.

    Inzwischen hatte ich auch schon eine Menge Fotos über soziale Medien erhalten, die diese immensen Zahlen untermauern sollten. Es handelte sich durchweg um Bilder von der Loveparade (mutmaßlich 2007), Obamas Besuch (2008) oder der Fanmeile bei der Fußball-WM 2006. Letzteres schien deshalb authentisch, weil viel schwarz-rot-goldenes Farbenmaterial im Spiel war.

    Ich dagegen habe mir die aktuellen Luftbilder angesehen, die die Polizei „gefälscht“ haben und die anschließend von den Medien „manipuliert“ worden sein sollen. Nach meinen persönlichen Schätzungen waren es keine 30.000 Teilnehmer – wobei meine Schätzung damit immer noch deutlich über den Angaben der Polizei liegt. Die Verkehrslage an diesem Tag, die Situation in Bussen und U-Bahnen, spricht eine deutliche Sprache. Sie deuten eher auf eine Teilnehmerzahl im unteren fünfstelligen Bereich hin.

    Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es innerhalb einer Demonstration sehr schwer ist, ihre Größe einzuschätzen und dass es viele Umstände gibt, die einen zu Fehleinschätzungen verleiten können. Und jetzt mal ganz ehrlich, wenn ganz Rottweil, jeder Greis und jedes Kind auf der Straße wären, würde das auch schon ein beeindruckendes Bild darstellen. Außerdem glaubt man ja immer, für etwas Gutes auf die Straße gegangen zu sein. Auch das verleitet, die Zahl höher anzusetzen.

    Das ist ja so weit auch okay. Und auch ich war vor solchen Fehleinschätzungen nicht immer gefeit. Was aber ganz und gar nicht okay ist: Der sogenannten „Lügenpresse“ Manipulation von Bildern vorzuwerfen und als Gegenbeweis zum Teil 15 Jahre alte Bilder von völlig anderen Veranstaltungen zu präsentieren. Das ist erbärmlich!

    Und die Familie aus dem Landkreis? Sie bringt nun sicher spannende Erinnerungen mit aus Berlin, unterfüttert ihre Erlebnisse mit falschen Bildern und ist nun fest davon überzeugt, dass die Lügenpresse der Hauptstadt mit ihren herunter korrigierten Teilnehmerzahlen mal wieder einen bösen Coup gelandet hat.

    Doch wie bereits einleitend erwähnt, ist dieser Text nicht für Teilnehmer an der Demonstration vom 1. August gedacht. Schließlich hat ihn ja ein Vertreter der Lügenpresse verfasst ;-)

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