„Von Spatzen und Sperlingen“ – Objekte und Malerei

 Frank Altmann bei Podium Kunst in Schramberg

Für NRWZ.de+ Abonnenten: 

Wenn man durch die noch nicht ganz fertige Ausstellung im Schramberger Schloss schlendert, denkt man als Besucher: „Das kommt mir bekannt vor, das hab‘ ich doch so ähnlich schon mal gesehen?“  Bei den konstruktivistischen Arbeiten sind es Piet Mondrian oder Theo van Doesburg, die einem einfallen. Bei anderen Werken denkt man an Frank Stella oder Barnet Newmans Streifenbilder. Aber Altmanns Motiv-Suche geht noch viel weiter zurück in der Kunstgeschichte.

Schramberg. „Frank Altmanns Arbeiten beschäftigen sich mit der Moderne und unserer Vorstellung von ihr“, heißt es in der Einladung von Podium Kunst zur Ausstellung.

Bibliotheken als Orte der Inspiration

Im Gespräch erläutert der Maler, er habe während seines Studiums die Bibliotheken der verschiedenen Kunsthochschulen als seinen Inspirationsort entdeckt. Seither habe er immer die Bibliotheken in den Städten durchstöbert, in den er gelebt habe.

Frank Altmann mit einem Bild von Kiyodata Torii aus dem Jahr 1727. Das Dreieckmuster findet sich als Ornament auf einer Hose rechts unten.

Dabei suche er in den Bildern japanischer Künstler, von Künstlern der Renaissance oder in Goethes Farbenlehre nach Motiven der Vormoderne, die er dann modern interpretiere. Mal sind es winzige Details in einem großen Bild, mal das feine Muster eines Tuchs, mal eine Illustration aus einem historischen Mathematikbuch.

Drei Werkserien – drei Räume

Drei Werkserien seien so parallel entstanden, erläutert der in Rottweil lebende Künstler. In den drei Ausstellungsräumen im Schloss sind die Bilder und Objekte auch in etwa entsprechend gehängt.

Im ersten Raum findet sich die „Versuchsanordnung um herauszufinden, was Spatzen von der Moderne halten“. Dafür hat Altmann Vogelkästen konstruiert: „Die entsprechen ziemlich genau den empfohlenen Maßen“, versichert er. Bei Ausstellungen in Schwenningen und Köln hätte er sie draußen aufgehängt, und Spatzen seien auch wirklich eingezogen.

Im mittleren Raum zeigt Podium Kunst Kuben, angelehnt an technische Zeichnungen zur Perspektive aus der Renaissance. Außerdem Bilder, die sich an japanische Tuschzeichnungen oder Goethes Farbenlehre orientieren. Dabei pickt sich Altmann Details heraus – und interpretiert sie als moderner Maler.

Im letzten Raum zeigt er Setzkästen und ähnlich gebaute Schubladen. Einzelne Fächer hat er mit farbigem Kunstharz ausgefüllt.

Frank Altmann und Rémy Trevisan beim Aufbau der Ausstellung im Schloss.

Aha-Erlebnis

Im Vorraum der Ausstellung zeigt Altmann die Vorlagen, die er für seine Werke verwendet hat. Erst wenn man den Hintergrund entdeckt habe, habe man als Betrachter ein Aha-Erlebnis, erläutert er.

Ariane Faller, Kuratorin der Stadt Furtwangen sagt es so: „Frank Altmann schärft unseren Blick dafür, dass Kunst oft gerade dort ist, wo wir vielleicht am wenigsten mit ihr rechnen, und dass eine künstlerische Handlung damit beginnt, sie zu entdecken.“

Info: Die Vernissage ist am Sonntag, 12. Januar um 15 Uhr im Kulturzentrum Schloss Schramberg. Es spricht Susanne Ramm-Weber, Kunstwissenschaftlerin und Kulturjournalistin.

Die Ausstellung ist zu sehen bis 2. März. Geöffnet Dienstag bis Samstag 13 bis 17 Uhr, Sonn- und Feiertage 11 bis 17 Uhr. Montags geschlossen.

Martin Himmelheber (him)

... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.

Schreiben Sie einen Kommentar

Back to top button