Von Neoromantik bis Memento mori: Sechs Ausstellungsprojekte hat sich das Rottweiler Forum Kunst für 2025 vorgenommen. Der Auftakt verspricht spektakulär zu werden.
Denn für den Start hat Forum Kunst-Geschäftsführer Jürgen Knubben einen interessanten Kurator engagiert: Simon Strauß, Jahrgang 1988, Schriftsteller und Theaterkritiker, der als Feuilletonist der Frankfurter Allgemeinen Zeitung mit klugen Beiträgen dem Zeitgeist auf den Zahn fühlt.
Vor allem Letzteres dürfte Strauß dafür empfohlen haben, unter dem Label „Neuromantik“ einer Strömung nachzugehen, die vor dem Hintergrund ermüdender Orientierungs-Zerrüttung und Endzeit-Obsession mit neuer Sehnsucht nach der lange verpönten Instanz des Gefühls fragt.
Man darf gespannt sein, welches Panorama Simon Strauß, Sohn des Literaten und Dramatikers Botho Strauß, hier auffächern wird. Unter den angekündigten Namen sticht spontan Lars Eidinger heraus. Der nicht nur als charismatischer Schauspieler scheinbar alles zu Erzähl-Gold macht, was er anfasst, sondern mittlerweile selbstbewusst auch ins Feld der Bildenden Künste vorprescht. In fotografischen Arbeiten etwa lenkt er den Blick auf Details, die er resolut vergrößert und so auf kleine und größere Alltags-Paradoxien hinweist. Eröffnet wird diese Ausstellung am 24. Januar um 19 Uhr.
Der mutmaßlich quirligen Neuromantik-Recherche schließt sich eine klassische Malerei-Ausstellung an. Gezeigt werden Arbeiten des 1955 in Saulgau geborenen Konzeptkünstlers Gerhard Langenfeld, der sich in übereinandergeschichteten Farbflächen mit den Grenzen von Malerei auseinandersetzt. Diese Schau ist ab 16. März zu sehen.
Ab 11. Mai kann man im Bürgersaal dann das Werk des in Daun und Köln wirkenden Franziskus Wendels entdecken. Dessen zentrales Thema ist das Licht. In Malerei, Videos und Installationen untersucht Wendels Grenzbereiche zwischen Figuration und Abstraktion, was sich häufig in Unschärfen und Mehrdeutigkeit ausprägt.
In den Sommerwochen wird dann ein Künstler mit einer monografischen Schau ins Sichtfeld gerückt, der bei Projekten des Forums schon vielfach präsent war – aber eben noch nie die Bühne für sich alleine hatte: der für provokante Gesten und popkulturelle Knalligkeit bekannte Stefan Strumbel, geboren 1979 in Offenburg.
Er hat bereits breitenwirksam Themen wie „Heimat“ und Schwarzwald-Idylle aufs Korn genommen, hat Holzmasken und Kruzifixe teils grell neu kontextualisiert und Kuckucksuhren fast bis zur Unkenntlichkeit mit Handgranaten bestückt. Man darf also gespannt sein, wie er sich in Rottweil ab 13. Juli mal ganz solo in Szene setzt.
Einem Bildhauer gehört die Forums-Bühne dann in den Herbstwochen: dem 1959 in Bad Säckingen geborenen Markus Daum. Er zählt zu den renommierten Künstlern in Deutschland, die sich der Erneuerung der figurativen Plastik verschrieben haben. Seine Werke finden sich im öffentlichen Raum vieler deutscher Städte und Institutionen – so etwa im Berliner Reichstaggebäude. Daums Werkschau in Rottweil ist ab 28. September zu sehen.
An eine alte Bildtradition knüpft das letzte Ausstellungsprojekt des Jahres an, das mit „Memento Mori – Stillleben heute“ überschrieben ist. Die Bildgattung der „Stillleben“ mag bieder wirken, hat es aber in sich. Denn die sorgfältig arrangierten Objekte – seien es traditionell Blumen-Arrangements, Früchte, Jagdwild oder anderes – weisen in ihrer Fülle letztlich auf Vergänglichkeit hin. Deswegen finden sich auf Stillleben nicht selten bleiche Totenschädel, Insektenfraß oder zerbrochenes Glas. In einer Sammelausstellung will das Forum Kunst zeigen, wie Künstlerinnen und Künstler heute dieses alte Sujet neu interpretieren. Eröffnet wird die Schau, die das Kunstjahr am Friedrichsplatz beschließt und an die Gefühls-Sondierungen des Auftakts möglicherweise sogar subtil anknüpft, am 22. November.
Info: Die aktuelle Ausstellung „Wald- und Wildszenen“ ist noch bis 5. Januar 2025 dienstags, mittwochs und freitags von 14 bis 17 Uhr, donnerstags 17 bis 20 Uhr sowie am Wochenende von 10 bis 13 Uhr und 14 bis 17 Uhr zu sehen.