Seit mehr als 40 Jahren entsteht in Schramberg mit bürgerschaftlichem Engagement eine Sammlung zeitgenössischer Kunst, die im zu Ende gehenden Jahr mit einer Gesamtpräsentation der Programmschwerpunkt des Stadtmuseums war. Zum Jahresende wächst die Sammlung um ein weiteres Werk an: „Formation hexagonal“ aus der Ausstellung „Kreidezeit“ des Künstlers Ulrich Reimkasten, der vom 10. März bis 28. April 2024 bei Podium Kunst im Stadtmuseum im Schloss zu Gast war.
Schramberg. In der Gesamtpräsentation der Kunstsammlung der Großen Kreisstadt Schramberg waren alle seit 1982 angekauften 70 Kunstwerke zu sehen, kuratiert von der Kunst-, Literatur- und Medienwissenschaftlerin Lara Inge Kiolbassa. Die Auswahl über den Jahresankauf neuer Kunstwerke erfolgt von Beginn an durch eine Kommission ehrenamtlich engagierter Bürgerinnen und Bürger, die dazu alle Ausstellungen professioneller Künstlerinnen und Künstler besuchen und nach einem bewährten System eine Vor- und eine Endauswahl treffen. Die Gesamtpräsentation hat das Potenzial für eine ständige Galerie der Großen Kreisstadt Schramberg sichtbar gemacht, die in eine zukünftige Kulturkonzeption aufgenommen werden sollte.
Wer ist Ulrich Reimkasten?
In diesem Jahr fiel die Endauswahl auf das Gemälde „Formation hexagonal“ aus der Serie „Gewebte Bilder [11/25]“ von Ulrich Reimkasten aus dem Jahr 2011. Der 1953 in Lichtenstein (Sachsen) geborene Künstler studierte von 1971 bis 1974 an der Fachhochschule für Angewandte Kunst in Schneeberg (Erzgebirge) mit dem Abschluss „Textilgestalter“ und von 1975 bis 1980 an der Hochschule für industrielle Formgestaltung Halle im Fachbereich Bildteppichgestaltung.
Von 1985 bis 1988 war er als Stipendiat Meisterschüler von Professor Herbert Sandberg (1908 – 1991) an der Akademie der Künste der DDR. 1995 wurde er selbst zum Professor für Malerei und Textilkunst an der Burg Giebichenstein berufen. Er arbeitet und lebt heute in Halle an der Saale und hat dort auch 2016 den „Halleschen Kunstpreis“ für sein umfangreiches und vielfältiges Werk erhalten.
Reimkasten über „Formation Hexagonal“
Unter dem Titel „Der zyklopische Blick“ schreibt Ulrich Reimkasten über sein für die Kunstsammlung der Großen Kreisstadt Schramberg angekauftes Werk: „Das Gemälde ‚Formation hexagonal’ von 2011 gehört zur Gruppe zentralperspektivischer Konstruktionen, technisch gesehen auch in die Gruppe der so genannten ‚Gewebten Bilder’. Beide, sich teilweise überlagernde Werkgruppen entwickle ich ständig weiter. Die Konstruktionen, wie die Farbgewebe sind Räume und Gegenstücke zur parallel betriebenen ‚Zeitforschung’ anhand altmexikanischer Kalendersysteme.
Seit den Großformaten ‚Blumen aus Stein I und II’ von 2001 entstanden mehrere Serien und Einzelbilder, die zentralperspektivisch konstruierte Räume als widersprüchliche Metapher nutzen. Die Erfindung der Renaissance anwendend, sind sie Ergebnis kritischer Auseinandersetzung mit der ‚Widernatürlichkeit’ unserer Kultur. Ich veranschauliche damit ihren zyklopischen Blick. Auf einem Auge blind, in rasender Fahrt auf einen fernen Punkt hin, der niemals erreicht werden wird. In dem nun ‚Schramberger Bild ‚ist die perspektivische Bildstruktur komplexer und komplizierter geworden, Abweichungen bringen Bewegung und damit Hoffnung in die so strenge Konstruktion.“
Info: Zur Gesamtpräsentation der Kunstsammlung der Großen Kreisstadt Schramberg erschien als Band 33 der Schriftenreihe des Stadtarchivs und Stadtmuseums ein neuer Bestandskatalog, in dem alle Kunstwerke mit Fotos von Martin Kasenbacher in Farbe abgebildet sind. Er ist zum Preis von 29.90 € im Stadtmuseum erhältlich und kann auch per E-Mail bestellt werden: museum@schramberg.de