„Philomena“ beim Seniorentreff
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Nur zu einem unterhaltsamen Kinonachmittag eingeladen hat das Seniorenforum (SEFO) im Generationen und Senioren Treff wahrlich nicht. Dazu war das Thema doch zu ernst und ergreifend. Gezeigt wurde der Film „Philomena“ von Regisseur Stephen Frears aus dem Jahr 2013. Über den Filmnachmittag berichtet Barbara Olowinsky:
Schramberg. Der Film handelt im streng katholischen Irland der neunzehnhundert fünfziger Jahre von der tragischen Geschichte eines jungen Mädchens, das ungewollt schwanger wird, vom Vater als „Sünderin“ in ein Nonnenkloster gebracht wird und dort das „Kind der Schande“ zur Welt bringt. Zur Buße muss sie mehrere Jahre dort Zwangsarbeit machen, das Kind wird gegen ihren Willen zur Adoption gegeben an amerikanische Adoptiveltern.
Philomena Lee, die junge Mutter sollte ihren Sohn nie mehr lebend sehen. Diese wahre Geschichte der heute 91-jährigen irischen Aktivistin Philomena Lee wird von Judi Dench absolut beeindruckend dargestellt. Die Liebe zu ihrem Sohn und der Schmerz, als er ihr weggenommen wird, die seelischen Qualen, weil sie fünfzig Jahre lang mit niemandem über ihr tragisches Schicksal reden kann, tief geprägt von ihrer religiösen Erziehung.
Die Suche nach dem Sohn
All das wird in dem Film deutlich zum Ausdruck gebracht, was tausende unverheiratete Mütter in katholischen Einrichtungen erdulden mussten. Als Philomena am fünfzigsten Geburtstag ihres Sohnes beschließt, ihr Schweigen zu brechen, erzählt sie zum ersten Mal ihrer Tochter von diesem verlorenen Sohn. Mit Unterstützung des Journalisten Martin Sixsmith beginnt ein langer, oft schmerzhafter Weg auf der Suche nach diesem Sohn.
Steve Coogan verkörpert diesen anfangs nur um eine reißende Story bemühten Journalisten, dem Kirche wenig bedeutet, sehr überzeugend. Es entsteht eine ganz besondere Freundschaft zwischen Philomena und Martin, wobei Philomena sich in ihrem religiösen Glauben nicht beirren lässt und damit schließlich auch Martin tief beindruckt. Mehrere gemeinsame Reisestationen in Irland und in Amerika, intensive Recherche im Netz und zahlreiche Gespräche bringen schließlich Licht ins Schicksal des Sohnes, der mittlerweile in Amerika politisch erfolgreich geworden ist, der jedoch vor einigen Jahren an Aids gestorben ist.
So bleibt der Mutter nur noch der Wunsch, Menschen zu treffen, die ihn kannten. Als bittere Erkenntnis erfährt sie, dass der Sohn seine irische Heimat selbst aufgesucht hatte, doch noch einmal verhindert eine Nonne aus dem Kloster die Begegnung der Beiden zu Lebzeiten, ihr letzter Kontakt nur noch am Grab in Irland.
Philomena zeigt schließlich ungeheure Größe christlicher Nächstenliebe, sie vergibt dieser bis zuletzt unversöhnlichen Nonne, und kann sich damit selbst von diesem Zwang erlösen, eine Sünde begangen zu haben. Ein durchaus bemerkenswerter Film, der im Publikum intensive Gespräche mit kontroversen Meinungen auslöste.
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