Soundscaping in der spärlich besetzten Stallhalle: Am Samstagabend serviert das Rottweiler Jazzfest New Cool Jazz im Doppelpack. Zuerst ein Soloauftritt von Sebastian Studnitzky, anschließend selbiger im Trio mit David Helbock und Arne Jansen. Zwei unterschiedliche Cocktails mit diversen Zutaten – und beide ausgesprochen lecker.
Die erste Stunde gehört dem gebürtigen Nordschwarzwälder Studnitzky allein, der Multiinstrumentalist füllt sie mit Klangcollagen, die im Lockdown entstanden und noch entstehen – so sind seine Stücke weder schon fertig niedergelegt noch betitelt. Flügel, Trompete und Synthesizer fließen mit allerlei elektronischen Hilfsmitteln ineinander, werden mit Loopern und Sequencing nebst vorab eingespielten Samples vom Laptop zu kunstvollen Klangwelten verwoben. Harmoniesichtungen, Harmonieschichtungen und -verdichtungen allerorten, genreübergreifend zwischen Elektro, Jazz und Klassik angesiedelt, der Solist präsentiert sich als vielschichtige Ein-Mann-Band und verweist statt Zugaben auf den zweiten Teil – er sei ja quasi als seine eigene Vorband auf der Bühne.
Die besetzen nach der Pause zwei weitere renommierte Eurojazzer mit ihm: der gebürtige Kieler Arne Jansen an der Gitarre und der Vorarlberger Jazzpianist David Helbock, ein unermüdlicher Stilmixer, der in diesem Trio den Cool Jazz der Vierziger und Fünfziger neu auslotet und zu „New Cool“ umschichtet. „Pandemic of Ignorance“, „Hymn to Sophie Scholl“, „Solidarity Rock“ – viele der gespielten Stücke finden sich auf der im März veröffentlichten Scheibe des Trios. Die zitiert munter durch die Musikgeschichte: Chopin kommt an diesem Abend neu veredelt ebenso zur Geltung wie John Williams, und mit Wehmut und der Hommage „Surrounded by the night“ verabschiedet sich das Trio vom am Vorabend verstorbenen Altmeister Pee Wee Ellis. Eine Zugabe gibt es, und anschließend Tonträger für die Fans – frisch signiert von allen drei Klangkünstlern des Abends, versteht sich.
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