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Heilige Drei Könige: schicke Herren auf dem Laufsteg

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Mit sympathischem Engagement sind sie dieser Tage wieder für einen guten Zweck unterwegs und bringen Freundlichkeit und Segen: die Sternsinger.  Eine besonders schöne historische Dreikönigs-Gruppe findet sich im Dominikanermuseum.

Erstaunlich lebendig und wie mitten in einer Situation eingefangen wirken sie, diese drei Herren: Blicke, Gesten, Körperhaltung – man merkt, dass sie mit einer wichtigen Sache befasst sind. Und das seit bald 450 Jahren. Denn entstanden sind diese Heiligen Drei Könige um 1480 „wohl am oberen Neckar zwischen Westalb und Schwarzwald“, wie Willi Stähle in seinem Standartwerk zur Sammlung Dursch vermutet.

Dass die drei aus Lindenholz geschnitzten Figuren, die 44 bis 65 Zentimeter groß sind und im Kloster Kirchberg oder Haigerloch-Cruol standen, bis heute voller Energie wirken, hat vor allem zwei Gründe: Zum einen, dass ihr Schnitzer seine Kunst verstand und den Herren Lebensnähe und Individualität zu verleihen vermochte. Zum anderen, dass sich die feine, detailreiche Farbfassung bemerkenswert gut erhalten hat – vom Teint der Gesichter, über die Farbakkorde der Gewänder bis zum warm strahlenden Goldton der Umhänge.

Knieend und mit – teils – wallender Haarpracht: König Kasper. Foto: al

Und der spricht eine deutliche Sprache: dass hier nämlich hoher Besuch seine Aufwartung macht. Hoch im Sinne des Status der Besucher. Hoch aber insbesondere, was den Besuchten betrifft. Denn die festliche Kleidung der Gäste signalisiert Ehrerbietung – unterstrichen noch durch die Gaben, die die Könige in edlen Gefäßen darbieten: Gold, Weihrauch, Myrrhe, wie der Evangelist Matthäus berichtet.

Das ist das Erstaunliche an dieser Figurengruppe: Eigentlich sind diese Gestalten eine prachtvolle Einrahmung. Illustre Fingerzeige auf den, dem sie ihre Referenz erweisen und huldigen: dem neugeborenen Jesuskind.

Elegante Erscheinung mit klassischer Standbein-Spielbein-Pose und Fingerzeig: König Balthasar. Foto: al

Der von Willi Stähle als Kaspar gedeutete knieende König, kniet vor diesem und hat sogar seine Krone abgenommen. Und auch die beiden anderen sind erkennbar konzentriert auf das Jesuskind, von dem sie so Verheißungsvolles erfahren haben. Balthasar, der Dunkelhäutige, hat den rechten Zeigefinder bedeutungsvoll gehoben. Als ob er bedeuten wollte: Die Sterne haben uns von diesem König berichtet. Und Melchior scheint fast erstarrt ob der Bedeutung des Kindes, das da in einer Futterkrippe liegt.

Aber neben allem Zeichenhaften und Feierlichen: Diese kunstvollen Königsfiguren, diese man lange betrachten und dabei immer wieder Neues entdecken kann, sind keine trockenen Thesenträger, sondern auch liebenswert aus dem Leben gegriffen. Balthasar scheint im Gehen dargestellt, Melchior wirkt etwas überfordert von der Aufgabe, Kontakt mit einem Kleinkind aufzunehmen.

Wie ergriffen von Ehrfurcht hat der Schnitzer den Melchior dargestellt. Foto: al

Und der Senior, Kaspar, rührt das Herz, wie er sich da kniefällig klein macht vor diesem Neugeborenen. Die hufeisenförmig um sein blankes Haupt und im Vollbart rankende Haarpracht zeigt subtil, dass oben normalerweise eine stolze Kopfbedeckung ruht. Dass er sie beiseite gelegt hat verdeutlicht, wer hier die bei weitem wichtigste Krone trägt. Die drei schicken Herren auf einem Laufsteg sind nur seine glanzvolle Staffage.

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