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    „Gegen Krieg und Vertreibung“ – Ausstellung und Konzert für die Ukraine auf dem Oberrotenstein

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    Musik könne keine Kriege verhindern – „aber Musik kann Brücken bauen, Seelen verbinden, Herzen berühren.“ Mit diesen Worten erklärt der Gitarrist Ralf Trouillet den Hintergrund eines Benefizkonzertes zur Unterstützung der Ukraine. Das „Konzert für Hoffnung auf Frieden“, wie er es nennt, soll am 6. Mai auf dem Oberrotenstein bei Rottweil-Hausen stattfinden. Dabei sind auch die Musiker André Ernst, Volker Basler, Rita Efinger-Keller, „Cheyenne“ und Gäste. Doch Musik ist nur der eine Teil des Events.

    Die Künstler Tobias Kammerer und Sebastian Vogel werden an diesem Tag auf dem Oberrotenstein ausstellen. Im weitläufigen Garten des Anwesens wie im Atelier von Kammerer selbst, das er dort unterhält. Und in der dazu gehörenden Scheune, in der Gemälde von Brigitte Nowling, Corinna Lange und anderen zu sehen sein werden, so die Ankündigung.

    „Engelsflügel“, Glasskulptur von Tobias Kammerer auf dem Rottweiler Friedhof. Foto: pm

    „Unaussprechliches Leid“

    Zu ihren jeweiligen Beweggründen lassen wir die Künstler selbst zu Wort kommen. Zunächst Tobias Kammerer:

    Ja, der Ukrainekrieg bewegt mich sehr, und Erinnerungen über mehr als ein Jahrzehnt Aufbauarbeit in Kiew und Odessa werden wieder wach. Das Thema bewegt mich so, dass ich zusammen mit Ralf Trouillet und anderen Künstlern eine Benefiz Ausstellung mit einem Konzert mache. Ich habe auf dem Oberrotenstein einen Konzertplatz, den ich Paulusgärtle nenne. Paulus deswegen, weil hier ein Zweitguss meiner Paulusfigur platziert ist, die ich in Odessa an der Straßenkreuzung vor der St. Paulskirche angebracht habe.

    So ergibt sich die Brücke von unserer Ohnmacht und unserem Entsetzen hin zu den Ereignissen in der Ukraine. Ich kam das erste Mal 1998 nach Kiew und Odessa. Dort sahen wir komplett desaströse Kirchen. Sie wurden nicht durch Kriegseinwirkungen zerstört, sondern weil sie seit ihrer Enteignung 1938 verwahrlosten. Deutsche Ansiedlungen gab es seit Anfang des 19 Jahrhunderts unter Zar Alexander I., und in Folge entstanden große Bauwerke wie die St. Katharinenkirche in Kiew oder St. Paulskirche in Odessa, die größte der deutschen Kirchen im damaligen Russland.

    Seit 1905 bis spätestens 1938 wurden allerdings die deutschen Christen verfolgt, und vielen gelang die Flucht. Ab 1937/1938 kamen zahlreiche ins Arbeitslager ohne Schreiberlaubnis und über 20.000 deutsche Christen kamen alleine in Odessa und in Kiew um. Die Fotos auf den folgenden
    Seiten zeigen den Zustand, in dem sich St. Paul in Odessa befand.

    Über 10 Jahre verlief die Renovierungszeit, auch damals schon wurde die Bauzeit erschwert durch Stromabschaltungen und das Aussetzen russischer Gasversorgung, unter dem Odessa schon damals litt. Auch seinerzeit löste das Hass in der Bevölkerung aus, und man erhob ukrainisch statt russisch zur Amtssprache als Symbol der Unabhängigkeit.

    Wir haben in der Zeit für die ukrainische Bevölkerung sakrale Räume hergestellt, die den Leuten vor Ort große Hoffnung gaben. Einen Moment, in dem ich für mich selber erfahren habe, dass meine Arbeit, die Kunst in der Kirche, eine große Aufgabe hat und vielen Leuten Freude und Erfüllung geben kann. Wir brachten Licht in ihre oft finsteren Lebensumstände. So sehe ich heute mit großer Bestürzung, wie diese in Armut und Demut lebende Bevölkerung wieder einmal angegriffen wird. In dieser großen Not ist der Krieg reines Gift für die Bevölkerung.

    Ein unaussprechliches Leid, das diese großteils mittellose Bevölkerung hart trifft und wieder einmal unfrei macht.

    Sebastian Vogel, „Kill the clones“. Foto: pm

    Apokalypse

    … und Sebastian Vogel:

    Apocalypse now? Der Krieg in der Ukraine erschüttert mich zutiefst. Mein Vater ist 1937 in Berlin geboren und hat die Bombardements erlebt,
    Angehörige verloren, war oft in Bunkern und hat knallharte Armut in Trümmern durchleben müssen. Welchen Luxus haben wir heute! Und wir durften ohne Krieg aufwachsen!

    Nun hat sich die Lage komplett verändert und wir müssen alle umdenken. Eine neue Wehrhaftigkeit unserer Werte, unserer Freiheit und Demokratie wird unerlässlich. Niemals dürfen wir zulassen, dass unser Wertesystem den Bach runtergeht. Dabei spielen innere Prozesse eine große Rolle. Meine aktuellen Motive versinnbildlichen diesen Kampf, der zuerst in uns allen stattfindet — der Kampf mit sich selbst.

    Dieses Chaos wird in unserer Welt im Außen sichtbar. Akzeptieren wir, dass Wehrhaftigkeit ein Teil unserer Demokratie sein muss? Werden wir unsere Werte bis ans Äußerste verteidigen? Oder werden wir alles, was uns heilig ist, kampflos über Bord schmeißen? Können wir die Apokalypse abwenden — oder
    stecken wir schon mittendrin? Die aktuelle Standhaftigkeit der Ukrainer in diesem Krieg ist ein Leuchtfeuer, das unserer gesamten Gesellschaft zeigt, was
    es heißt, für seine Werte einzustehen.

    Für die Ukraine! Für die Freiheit!

    Infos: www.tobias-kammerer.de

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    NRWZ-Redaktion
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    Die Künstler Tobias Kammerer und Sebastian Vogel werden an diesem Tag auf dem Oberrotenstein ausstellen. Im weitläufigen Garten des Anwesens wie im Atelier von Kammerer selbst, das er dort unterhält. Und in der dazu gehörenden Scheune, in der Gemälde von Brigitte Nowling, Corinna Lange und anderen zu sehen sein werden, so die Ankündigung.

    „Engelsflügel“, Glasskulptur von Tobias Kammerer auf dem Rottweiler Friedhof. Foto: pm

    „Unaussprechliches Leid“

    Zu ihren jeweiligen Beweggründen lassen wir die Künstler selbst zu Wort kommen. Zunächst Tobias Kammerer:

    Ja, der Ukrainekrieg bewegt mich sehr, und Erinnerungen über mehr als ein Jahrzehnt Aufbauarbeit in Kiew und Odessa werden wieder wach. Das Thema bewegt mich so, dass ich zusammen mit Ralf Trouillet und anderen Künstlern eine Benefiz Ausstellung mit einem Konzert mache. Ich habe auf dem Oberrotenstein einen Konzertplatz, den ich Paulusgärtle nenne. Paulus deswegen, weil hier ein Zweitguss meiner Paulusfigur platziert ist, die ich in Odessa an der Straßenkreuzung vor der St. Paulskirche angebracht habe.

    So ergibt sich die Brücke von unserer Ohnmacht und unserem Entsetzen hin zu den Ereignissen in der Ukraine. Ich kam das erste Mal 1998 nach Kiew und Odessa. Dort sahen wir komplett desaströse Kirchen. Sie wurden nicht durch Kriegseinwirkungen zerstört, sondern weil sie seit ihrer Enteignung 1938 verwahrlosten. Deutsche Ansiedlungen gab es seit Anfang des 19 Jahrhunderts unter Zar Alexander I., und in Folge entstanden große Bauwerke wie die St. Katharinenkirche in Kiew oder St. Paulskirche in Odessa, die größte der deutschen Kirchen im damaligen Russland.

    Seit 1905 bis spätestens 1938 wurden allerdings die deutschen Christen verfolgt, und vielen gelang die Flucht. Ab 1937/1938 kamen zahlreiche ins Arbeitslager ohne Schreiberlaubnis und über 20.000 deutsche Christen kamen alleine in Odessa und in Kiew um. Die Fotos auf den folgenden
    Seiten zeigen den Zustand, in dem sich St. Paul in Odessa befand.

    Über 10 Jahre verlief die Renovierungszeit, auch damals schon wurde die Bauzeit erschwert durch Stromabschaltungen und das Aussetzen russischer Gasversorgung, unter dem Odessa schon damals litt. Auch seinerzeit löste das Hass in der Bevölkerung aus, und man erhob ukrainisch statt russisch zur Amtssprache als Symbol der Unabhängigkeit.

    Wir haben in der Zeit für die ukrainische Bevölkerung sakrale Räume hergestellt, die den Leuten vor Ort große Hoffnung gaben. Einen Moment, in dem ich für mich selber erfahren habe, dass meine Arbeit, die Kunst in der Kirche, eine große Aufgabe hat und vielen Leuten Freude und Erfüllung geben kann. Wir brachten Licht in ihre oft finsteren Lebensumstände. So sehe ich heute mit großer Bestürzung, wie diese in Armut und Demut lebende Bevölkerung wieder einmal angegriffen wird. In dieser großen Not ist der Krieg reines Gift für die Bevölkerung.

    Ein unaussprechliches Leid, das diese großteils mittellose Bevölkerung hart trifft und wieder einmal unfrei macht.

    Sebastian Vogel, „Kill the clones“. Foto: pm

    Apokalypse

    … und Sebastian Vogel:

    Apocalypse now? Der Krieg in der Ukraine erschüttert mich zutiefst. Mein Vater ist 1937 in Berlin geboren und hat die Bombardements erlebt,
    Angehörige verloren, war oft in Bunkern und hat knallharte Armut in Trümmern durchleben müssen. Welchen Luxus haben wir heute! Und wir durften ohne Krieg aufwachsen!

    Nun hat sich die Lage komplett verändert und wir müssen alle umdenken. Eine neue Wehrhaftigkeit unserer Werte, unserer Freiheit und Demokratie wird unerlässlich. Niemals dürfen wir zulassen, dass unser Wertesystem den Bach runtergeht. Dabei spielen innere Prozesse eine große Rolle. Meine aktuellen Motive versinnbildlichen diesen Kampf, der zuerst in uns allen stattfindet — der Kampf mit sich selbst.

    Dieses Chaos wird in unserer Welt im Außen sichtbar. Akzeptieren wir, dass Wehrhaftigkeit ein Teil unserer Demokratie sein muss? Werden wir unsere Werte bis ans Äußerste verteidigen? Oder werden wir alles, was uns heilig ist, kampflos über Bord schmeißen? Können wir die Apokalypse abwenden — oder
    stecken wir schon mittendrin? Die aktuelle Standhaftigkeit der Ukrainer in diesem Krieg ist ein Leuchtfeuer, das unserer gesamten Gesellschaft zeigt, was
    es heißt, für seine Werte einzustehen.

    Für die Ukraine! Für die Freiheit!

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