Schramberg (him) – „Bitter“ fand Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr, dass immer noch so wenige Frauen im Schramberger Gemeinderat vertreten sind. Bei der Eröffnung einer Ausstellung zu engagierten Schrambergerinnen in der „Buchlese“ meinte sie, es sei wichtig, „dass sich Frauen vernetzen und parteiübergreifend zusammenarbeiten“. Nur so ließe sich erreichen, dass sie auch vermehrt in Gremien gewählt würden.
Zur Ausstellungseröffnung am internationalen Frauentag waren – coronabedingt – nur einige Frauen gekommen: Ehemalige Stadträtinnen und Mitglieder des Frauenbeirats.
Jede Rätin mit eigenem Porträt
Die Ausstellung des Frauenbeirats zeigt Porträts der bisher 28 Gemeinderätinnen, die seit Einführung des Frauenwahlrechts 1919 Sitz und Stimme in diesem Gremium hatten. Außerdem geht die Ausstellung auf die Geschichte des Frauenbeirats und den politischen Frauenstammtisch in Schramberg ein.
Die Vorsitzende des Frauenbeirats Dorothee Golm dankte ihrer Stellvertreterin Barbara Olowinsky für die Zusammenstellung der Schau. Sie dankte auch der Inhaberin der Buchlese, Britta Blaurock, dafür, dass die Ausstellung in ihrer Buchhandlung stattfinden kann. Sie könne so lange bleiben, wie es gewünscht werde, versicherte Blaurock.
Intensive Forschungsarbeit
Barbara Olowinsky berichtete, sie habe schon seit langem eine solche Ausstellung machen wollen. Als klar war, dass größere Veranstaltungen wegen Corona auch in diesem Jahr kaum möglich sein werden, habe sie die Ausstellung als Aktivität des Frauenbeirats vorgeschlagen. Seit dem Jahreswechsel habe sie daran gearbeitet, die Porträts der Frauen zusammen zu stellen.
Dabei habe sie die Duale-Hochschul-Studentin Gina Dörflinger unterstützt. Dörflinger arbeitet derzeit im JUKS. Es habe bisher keine Auflistung der 28 Gemeinderätinnen gegeben, so Olowinsky. Sie habe auch zusammen getragen, welche Motive, politischen Ziele und welche persönlichen Erlebnisse die Frauen im Zusammenhang mit ihrer Gemeinderatstätigkeit hatten.
Frauenstammtisch und Frauenbeirat
In einem weiteren Teil der Ausstellung schildert Olowinsky das Entstehen und Wirken des Politischen Frauenstammtischs, der 1989 erstmals tagte. Auch die Geschichte des Frauenbeirats zeigt die Schau. Eigentlich hätten die politisch engagierten Frauen damals eine Frauenbeauftragte gefordert. „Doch auf dem Ohr war der damalige OB Herbert O. Zinell schwerhörig.“
Im Jahr 1993 sei dann der Frauenbeirat gegründet worden. „Ziel war, mehr Frauen in den Gemeinderat zu bekommen.“ Um den Beirat an die Stadtverwaltung anzubinden, habe es von Anfang an Geschäftsführerinnen gegeben. Auch an diese erinnert die Schau.
Anfangs sei es teilweise heftig zur Sache gegangen. Die Frauen hätten sich auch strikt nach politischer Ausrichtung im Ratssaal platziert: „Die eher Konservativen an der Wand, die Fortschrittlicheren an der Fensterseite.“ Das sei heute anders, “wir sind eine buntgemischte Truppe.“
OB Eisenlohr: Frauenquote beschleunigt
OB Eisenlohr freute sich, dass in der Schau alle bisherigen Gemeinderätinnen gezeigt würden. Es sei wirklich bitter, dass es immer noch so wenige Frauen seien, die im Rat vertreten seien. „Wir müssen Frauen immer wieder ansprechen und auffordern, Ämter zu übernehmen.“ Auch sie versuche Frauen zu fördern und zu ermutigen. Inzwischen sei immerhin die Hälfte der Fachbereichsleitungen mit Frauen besetzt.
Als junge Frau habe sie Frauenquoten abgelehnt, heute sehe sie das anders. Die Quote könne als Beschleuniger dienen, „denn es geht mir zu langsam“. Den Frauenbeirat forderte sie auf: „Bleiben Sie dran.“