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    NRWZ.deKultur"Das Unsichtbare sichtbar machen"

    Ulrich Reimkasten bei Podium Kunst / Vernissage am Sonntag um 11 Uhr

    „Das Unsichtbare sichtbar machen“

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    „Hängt das mal so auf, dass der untere und der obere graue Streifen den gleichen Abstand haben.“ Ulrich Reimkasten steht im mittleren Ausstellungssaal und dirigiert Rémy Trevisan von Podium Kunst und Joachim Penzel, den Kurator seiner Ausstellung. Die beiden stehen auf einer hohen Leiter und hängen eines der Reimkasten-Arbeiten über dem Durchgang zum Nebenraum. Ab Sonntag ist Reimkastens Ausstellung „Kreidezeit“ im Schramberger Schloss zu sehen.

    Schramberg. „Als Künstler und ehemaliger Professor für Malerei und Textile Künste der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle ist Ulrich Reimkasten ein Suchender zwischen den Welten, der unablässig an der Vermessung des menschlichen Kosmos und sich selbst als Subjekt arbeitet“, ist über den Maler in der Einladung zu lesen.

    Ornament und Orient

    Im Gespräch mit der NRWZ erlaubt er einen tieferen Einblick in sein Denken, sein Herkunft und Entwicklung. 1953 im Erzgebirge in Lichtenstein geboren und aufgewachsen, zieht er mit 16 aus seinem Elternhaus aus und lernt den Beruf des Textilzeichners.

    In der Lehre habe er tolle Kollegen und Lehrer gehabt, einer war Schüler von Otto Dix gewesen. In den Ateliers hätten Ornamente eine sehr große Rolle gespielt. „Wir hatten Bücher in riesigen Formaten, in denen Ornamente aus der ganzen Welt gesammelt waren“, begeistert sich Reimkasten noch heute über die damalige Ausbildung.

    Ulrich Reimkasten und Rémy Trevisan mit „Der keimende Samen der neuen Bäume“, 2020.

    So hatte er die Weltkunst als Vorbild und war „raus aus dem DDR-Kunst-Kontext“. Die großen Vorbilder der DDR-Künstlerinnen und Künstler spielten für ihn keine Rolle. „Ich habe meine eigene Farbenlehre entwickelt.“

    Nach dem Besuch einer Fachhochschule studierte Reimkasten in Halle an der Hochschule für industrielle Formgestaltung. Ihn interessierten besonders die Ornamentik, orientalische Teppiche und außereuropäische Kunst.

    Nach dem Studium habe er aber bewusst mit allem Gelernten gebrochen. „Ich war auf der Suche.“

    Künstlerdialog. Foto: him

    Nach Mexiko war alles anders

    Mit einer Reise nach Mexiko 1996 habe sich alles geändert. „Da flog der Deckel weg.“ Die unglaublichen Landschaften und die Begegnungen mit den Menschen haben Reimkasten tief beeindruckt – und so ist er in den Folgejahren immer wieder nach Mexiko gereist.

    Intensiv habe er sich auch mit dem Kalender aus Mittelamerika befasst. Etwa 5000 Zeichnungen, 30 Gemälde und Textilarbeiten entstanden. Das Thema Zeit habe ihn zunehmend beschäftigt: die Lebenszeit, der Tod und die Etappen des Lebens.

    In dieser Zeit lehrte Reimkasten an der Hochschule für Kunst und Design. „Ich habe die Hochschule sehr ernst genommen“, betont er. Sehr viele Studierende habe er in diesen Jahren unterrichtet. Daneben habe er „Kunst am Bau“-Projekte übernommen, auch Kirchen und Kapellen gestaltet.

    Fragment des Gesamtwerks in Schramberg zu sehen

    Für die Schramberger Ausstellung hat der Kunstpädagoge Penzel die Bilder ausgewählt. Es sei “ein Fragment aus dem Gesamtwerk mit Schwerpunkt des letzten Jahrzehnts.“ Die Mannigfaltigkeit seines Werks eine der unablässige Versuch, Differenzen, Brüche und Leerstellen zu fassen und so dem Gestaltlosen zu einer Form zu verhelfen.

    Von den Besucherinnen und Besucher der Ausstellung wünscht sich Reimkasten eines: „Ich möchte, dass die Bilder angeschaut werden.“ Er möchte nicht, dass sie in Kategorien eingeordnet werden. „Es ist alles zu sehen, was man will.“ Es gehe ihm nicht darum, dass seine Bilder gefallen, sagt Reimkasten. Er male nicht irgendetwas ab. „Es geht um das Unsichtbare. Das Unsichtbare sichtbar zu machen.“

    Ausstellung im Schloss bis Ende April

    Die Ausstellung „Kreidezeit“ vereine Malerei und Zeichnungen unter den Schlüsselbegriffen Raum und Zeit sowie Vision und Utopie. Dabei würden „Möglichkeiten ästhetischer Welterfahrung im Schnittpunkt von Abstraktion und Symbolik vielfältig ausgelotet“, heißt es in der Ankündigung.

    Die Ausstellungsmacher (von links): Martin Feistauer, Joachim Penzel, Ulrich Reimkasten und Rémy Trevisan. Foto: him

    Ab Sonntag und dann bis zum 28. April können die Besucherinnen und Besucher erkunden, wie der Künstler das umgesetzt hat – und sie können schauen, ob das mit dem gleichen Abstand zu den grauen Streifen funktioniert hat.

    Vernissage ist am Sonntag, 10. März um 11 Uhr im Schloss. Joachim Penzel, Kunstpädagoge und Kunstwissenschaftler wird in die Ausstellung einführen.

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    Martin Himmelheber (him)
    Martin Himmelheber (him)
    ... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.

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    Schramberg. „Als Künstler und ehemaliger Professor für Malerei und Textile Künste der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle ist Ulrich Reimkasten ein Suchender zwischen den Welten, der unablässig an der Vermessung des menschlichen Kosmos und sich selbst als Subjekt arbeitet“, ist über den Maler in der Einladung zu lesen.

    Ornament und Orient

    Im Gespräch mit der NRWZ erlaubt er einen tieferen Einblick in sein Denken, sein Herkunft und Entwicklung. 1953 im Erzgebirge in Lichtenstein geboren und aufgewachsen, zieht er mit 16 aus seinem Elternhaus aus und lernt den Beruf des Textilzeichners.

    In der Lehre habe er tolle Kollegen und Lehrer gehabt, einer war Schüler von Otto Dix gewesen. In den Ateliers hätten Ornamente eine sehr große Rolle gespielt. „Wir hatten Bücher in riesigen Formaten, in denen Ornamente aus der ganzen Welt gesammelt waren“, begeistert sich Reimkasten noch heute über die damalige Ausbildung.

    Ulrich Reimkasten und Rémy Trevisan mit „Der keimende Samen der neuen Bäume“, 2020.

    So hatte er die Weltkunst als Vorbild und war „raus aus dem DDR-Kunst-Kontext“. Die großen Vorbilder der DDR-Künstlerinnen und Künstler spielten für ihn keine Rolle. „Ich habe meine eigene Farbenlehre entwickelt.“

    Nach dem Besuch einer Fachhochschule studierte Reimkasten in Halle an der Hochschule für industrielle Formgestaltung. Ihn interessierten besonders die Ornamentik, orientalische Teppiche und außereuropäische Kunst.

    Nach dem Studium habe er aber bewusst mit allem Gelernten gebrochen. „Ich war auf der Suche.“

    Künstlerdialog. Foto: him

    Nach Mexiko war alles anders

    Mit einer Reise nach Mexiko 1996 habe sich alles geändert. „Da flog der Deckel weg.“ Die unglaublichen Landschaften und die Begegnungen mit den Menschen haben Reimkasten tief beeindruckt – und so ist er in den Folgejahren immer wieder nach Mexiko gereist.

    Intensiv habe er sich auch mit dem Kalender aus Mittelamerika befasst. Etwa 5000 Zeichnungen, 30 Gemälde und Textilarbeiten entstanden. Das Thema Zeit habe ihn zunehmend beschäftigt: die Lebenszeit, der Tod und die Etappen des Lebens.

    In dieser Zeit lehrte Reimkasten an der Hochschule für Kunst und Design. „Ich habe die Hochschule sehr ernst genommen“, betont er. Sehr viele Studierende habe er in diesen Jahren unterrichtet. Daneben habe er „Kunst am Bau“-Projekte übernommen, auch Kirchen und Kapellen gestaltet.

    Fragment des Gesamtwerks in Schramberg zu sehen

    Für die Schramberger Ausstellung hat der Kunstpädagoge Penzel die Bilder ausgewählt. Es sei “ein Fragment aus dem Gesamtwerk mit Schwerpunkt des letzten Jahrzehnts.“ Die Mannigfaltigkeit seines Werks eine der unablässige Versuch, Differenzen, Brüche und Leerstellen zu fassen und so dem Gestaltlosen zu einer Form zu verhelfen.

    Von den Besucherinnen und Besucher der Ausstellung wünscht sich Reimkasten eines: „Ich möchte, dass die Bilder angeschaut werden.“ Er möchte nicht, dass sie in Kategorien eingeordnet werden. „Es ist alles zu sehen, was man will.“ Es gehe ihm nicht darum, dass seine Bilder gefallen, sagt Reimkasten. Er male nicht irgendetwas ab. „Es geht um das Unsichtbare. Das Unsichtbare sichtbar zu machen.“

    Ausstellung im Schloss bis Ende April

    Die Ausstellung „Kreidezeit“ vereine Malerei und Zeichnungen unter den Schlüsselbegriffen Raum und Zeit sowie Vision und Utopie. Dabei würden „Möglichkeiten ästhetischer Welterfahrung im Schnittpunkt von Abstraktion und Symbolik vielfältig ausgelotet“, heißt es in der Ankündigung.

    Die Ausstellungsmacher (von links): Martin Feistauer, Joachim Penzel, Ulrich Reimkasten und Rémy Trevisan. Foto: him

    Ab Sonntag und dann bis zum 28. April können die Besucherinnen und Besucher erkunden, wie der Künstler das umgesetzt hat – und sie können schauen, ob das mit dem gleichen Abstand zu den grauen Streifen funktioniert hat.

    Vernissage ist am Sonntag, 10. März um 11 Uhr im Schloss. Joachim Penzel, Kunstpädagoge und Kunstwissenschaftler wird in die Ausstellung einführen.

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