Die Rottweiler Klassik-Szene hat Grund zur Trauer: Im Alter von 76 Jahren ist Ende Dezember Johannes Goritzki verstorben. Der brillante, international renommierte Cellist und Dirigent war vielfach beim Klassikfestival „Sommersprossen“ zu erleben – zuletzt im Juli 2018.
Aus diesen Anfängen entstanden die in den 1990er Jahren in „Sommersprossen“ umbenannten „Rottweiler Musiktage“, die rasch überregionale Strahlkraft entfalteten und zu einem Aushängeschild für die Stadt wurden. Zwei Dekaden lang leiteten die Brüder das Festival gemeinsam, ehe Ingo Goritzki 1987 die alleinige künstlerische Stabführung übernahm.
Die Karriere von Johannes Goritzki hatte bereits Mitte der 1960er Jahre beträchtlichen Schwung aufgenommen. Der Solocellist im Kammerorchester Sándor Végh war Schüler so berühmter Lehrer wie André Navarra, Atis Teichmanis und Gaspar Cassadó. Er errang etliche Preise und wurde bereits in jungen Jahren zu wichtigen internationalen Festivals, etwa in Marlboro und Gstaad, eingeladen.
Zu Beginn der 1970er Jahre gründete er die zunächst als Deutsche Kammerakademie Rottweil firmierende Deutsche Kammerakademie Neuss, mit der er in der ganzen Welt Gastspiele gab – und auch das Rottweiler Klassikfestival immer wieder glanzvoll bereicherte. 1976 übernahm er überdies eine Professur am später zur Hochschule umgewandelten Düsseldorfer Robert-Schumann-Konservatorium, die er 36 Jahre lang innehatte.
Die „Rheinische Post“ rühmt Johannes Goritzki, der über 40 CDs veröffentlichte, in ihrem Nachruf als „Grandseigneur des Cellos“. Dem Rottweiler Publikum war der Künstler, der zuletzt in Lugano lebte, seit Langem fest ans Herz gewachsen. Seine mit Temperament gepaarte erlesene Klangkultur, in der neben enormer Noblesse auch ein spitzbübischer Charme aufblitzen konnte, machten Konzertabende mit ihm, in denen er mehrmals etwa Bachs Suiten für Violoncello solo interpretierte, zu tief bewegenden Musikerlebnissen.