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„Aller.Land“: Interesse wecken für Chancen in der Kultur

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Über „Kultur“ wird oft recht förmlich gesprochen. Dass es auch aufgeweckt und einladend geht, zeigt Sophia Miller vom Landratsamt Rottweil. Sie erzählt auf Instagram vom Projekt „Aller.Land“. Und weckt damit pfiffig Interesse für ein wichtiges Thema.

Nämlich die Förderung von Kultur in ländlichen Regionen – in Verbindung mit Beteiligung und Demokratie. Dafür stellt das mit Bundesmitteln finanzierte Projekt „Aller.Land – zusammen gestalten. Strukturen stärken“ Gelder bereit.

Der Landkreis Rottweil ist mit dabei und hat in der Startphase zunächst 40.000 Euro eingeworben. Im Rahmen des im Mai angelaufenen „Entwicklungsjahrs“ werden nun Chancen ausgelotet, Initiativen unterstützt und ein Folgeantrag vorbereitet. Der könnte satte 1,5 Mio. Fördermittel bis 2030 einbringen.

Auf die Möglichkeiten, die sich dabei bieten aufmerksam zu machen – das ist eine der Aufgaben von Sophia Miller. Die 1981 in Rottweil geborene Diplom- Kulturwissenschaftlerin arbeitet seit 2020 für die Rottweiler Stadtbücherei sowie die Städtischen Museen – und nun in Teilzeit im Team von Johannes Waldschütz, dem Leiter des Stabsbereichs Archiv, Kultur, Tourismus beim Landkreis Rottweil, auch für das „Aller.Land“-Programm im Landkreis Rottweil.

Die Mutter zweier Söhne (neun und elf Jahre alt) bringt dabei jede Menge Erfahrungen ein: So hat sie freiberuflich bereits Projekte und Künstler betreut und in den schwierigen Corona-Monaten im Team von Museumsleiterin Martina Meyr digitale Formate mit konzipiert und ins Laufen gebracht.

All das kommt ihr nun zugute – sowie nicht zuletzt, dass sie neuere Kommunikationsformen ausprobiert hat. Das merkt man auf Instagram: Da poppen plötzlich unter dem Label „kultur.verbindet“ muntere Beiträge aus der Region auf: Hinweise auf Veranstaltungen mit anschließendem Resümee, Fotos, kleine Erklär-Sequenzen, was es mit „Aller.Land“ so auf sich hat. Oder jüngst ein Reel, also ein kurzes Video, in dem Sophia Miller mit entspanntem Sommerlächeln kurz berichtet, wie es mit den Anträgen weitergeht, die von Kultur-Akteuren im Kreis bereits gestellt wurden.

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In Zeiten digitaler Medien geht es darum, mit visuellen Mitteln Aufmerksamkeit zu erregen. Screenshot: al

Lebhaft und frisch, aber überhaupt nicht aufgebrezelt oder überdreht, wie man es in den visuellen Medien oft erlebt, bespielt Sophia Miller diesen Info-Kanal. „Ich taste mich da heran“, sagt sie gegenüber der NRWZ fast bescheiden. Gibt aller auch zu, was man spürt, wenn man den Posts folgt: „Es macht Spaß“.

Und diese offene, frische und auch persönliche Art, über Kultur und die damit verbundenen gesellschaftlich-politischen Aspekte zu reden, kommt an: Die Zahl der Likes und Follower wächst und man ist gespannt auf den nächsten Beitrag. Als Influencerin fühlt sich Sophia Miller zwar noch nicht, wie sie schmunzelnd durchblicken lässt. Ihr geht es ums Vermitteln und Ermöglichen, wenig ums „Beeinflussen“, betont sie. Aber die Resonanz ist positiv und das freut sie durchaus.

Zumal sie sich inhaltlich mit „Aller.Land“ wirklich identifiziert. „Es gibt im Landkreis viele kulturelle Angebote und total gute Strukturen“, berichtet sie aus der Bestanderhebung, die am Anfang stand. Aber es gibt auch noch Entwicklungspotenzial. So ist das Bewusstsein für die Möglichkeit, Kräfte zu bündeln, bisher nur wenig zu finden.

Zudem sind offene Räume für sogenannte Soziokultur, wo die Akteure und die gesellschaftliche Wirklichkeit zentral sind, bisher rar. Ein positives Beispiel wäre die Halle 16 in Sulz, eine ehemalige Kupferschmiede, die nun Raum für verschiedenste künstlerische und kulturelle Unternehmungen bietet.

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Ein Thema ins Bild setzen: ein Post von Sophia Miller. Screenshot: al

Nicht zuletzt ist im Bereich Beteiligung noch Luft nach oben – ein Aspekt, den „Aller.Land“ stark im Blick hat. Es geht darum, Perspektiven zu erweitern und zu schauen, wo „Kultur“ nicht vorrangig auf „Konsumenten“ trifft, sondern wo Mitwirkung und Interaktion stattfinden – eine Dimension, die wiederum eng verknüpft ist mit demokratischer Teilhabe in der Gesellschaft.

„Das kann das kleine Mitgestalten im Wunsch-Konzert sein statt einem komplett festgelegten Programm zuzuhören“, erläutert Sophia Miller. Es geht aber auch darum, Räume für kreative Projekte zu schaffen und vorhandene Räume (Stichwort Leerstände) einer neuen Nutzung zuzuführen. Oder darum, Distanz abzubauen und Verbindungen herzustellen.

Zum Beispiel – wie von einer Gruppe Kulturschaffender spontan vorgeschlagen – Museumsobjekte auf Wochenmärkten im Landkreis zu zeigen, wo Menschen dann eingeladen sind, Ähnliches vom eigenen Speicher mitzubringen, Familienfotos zu zeigen oder Kleidung aus der entsprechenden Zeit anzuziehen. Aktionen also, bei denen jeder sich eingeladen fühlt und eigene Bezüge herstellen kann. Darüber hinaus können die Museen so auf die Bevölkerung zugehen und über einzelne Objekte in der Öffentlichkeit sichtbarer werden.

In diesem Bereich wird gerade viel experimentiert. Auch im Kreis Rottweil mit seinem kulturellen Reichtum und seiner enormen Vielfalt gibt es viele Möglichkeiten, in diese Richtung Ideen zu entwickeln, da ist sich Sophia Miller sicher. Mit ihrer quirligen Instagram-Kommunikation trägt sie dazu auf jeden Fall bei. Und erste Erfolge ermutigen zum Weitermachen: Fast ein Dutzend Projektskizzen für das Erprobungsjahr sind auf Anhieb eingegangen – weit mehr als erwartet.

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War bereits erfolgreicher als erwartet: ein Aufruf, Projekte vorzuschlagen Screenshot: al

Dabei fanden sich bereits so vielfältige und zu „Aller.Land“ passende Ideen aus dem gesamten Landkreis, dass die derzeit verfügbaren Mittel absehbar schon verteilt sind. Das motiviert. Und vielleicht gibt es ja, wenn der Folgeantrag Erfolg hat, bald auch deutlich mehr Fördergelder. Es wäre ein Segen für das kulturelle und gesellschaftliche Leben im Landkreis.

 

Info: „Aller.Land – zusammen gestalten. Strukturen stärken.“ ist ein Förderprogramm für Kultur, Beteiligung und Demokratie. Es richtet sich an ländliche, insbesondere strukturschwache Regionen in ganz Deutschland.

Gefördert wird „Aller.Land“ durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) und das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) sowie durch die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb). Programmpartner ist das Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI).

Der Bund stellt für das Förderprogramm von 2023 bis 2030 insgesamt 69,4 Millionen Euro aus dem Bundesprogramm Ländliche Entwicklung und Regionale Wertschöpfung (BULEplus) sowie aus Mitteln der bpb zur Verfügung. Umgesetzt wird es vom Programmbüro Aller.Land (Projekteure bakv gGmbH).

 

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