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    Wie spricht man eigentlich hier?

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    Die Wissenschaft interessiert sich für unsere Sprache. Jedenfalls für die hiesige. Unter dem Motto „Wie spricht man eigentlich hier?“ untersucht Dr. Rudolf Bühler von der Universität Tübingen die Sprachlandschaft im Landkreis Rottweil.

    „Die Mundart erlebt eine Renaissance“, stellte Kreisarchivdirektor Bernhard Rüth das vom Kreis in Auftrag gegebene Projekt vor, das er auch begleitet. Der Kreis Rottweil weise „eine hochinteressante Sprachlandschaft“ auf, mit dem Alemannischen im Westen, den schwäbischen Dialekten im Neckartal und im Oberen Gäu. Nicht zu vergessen die drei Länder, in denen sich die Kreisgebiete früher befunden haben (Baden, Hohenzollern/Preußen, Württemberg – und zuvor Reichsstadt).

    Diese Dialekte in ihrer derzeitigen Form sollen nun erforscht werden. Rudolf Bühler, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Ludwig-Uhland-Institut der Universität, wird im Juli und August in 70 Ortschaften des Landkreises verschiedene Merkmale der Orts-Sprache ermitteln. Er hat dafür einen zwölfseitigen Fragebogen mit insgesamt 160 Wörtern und Begriffen ausgearbeitet. Lautungen, Grammatik und Ortsgeographie wird Bühler so erforschen. Sagt man in Lauffen, in Lauterbach, in Wilflingen zur Baumfrucht „Apfel“ oder „Epfel“? Wie werden die Wochentage ausgesprochen? Wo ist man „graoß“, wo „groß“? Wo „broad“ und wo „breit“? Und gibt es Orte, wo die Bekleidung (nicht nur zur närrischen Zeit) als „Häs“ bezeichnet wird?

    Ein weiterer Gesichtspunkt: Gibt es einen Unterschied zwischen der Mundart von Älteren und Jüngeren? Daher wird Bühler nicht nur ältere Personen, sondern auch jüngere zwischen 18 und 26 Jahren, diese im Umfeld von Musikvereinen, befragen. Zu seinen Gesprächspartnern kommt er nicht etwa, indem er den Stammtisch in der Dorfkneipe besucht (wenn es diese überhaupt noch gibt). Sondern Bühler hat sich in den letzten Tagen mit Bürgermeistern in Verbindung gesetzt, die ihm geeignete Personen benennen – und die er auch darum bittet, für die Befragungen einen geeigneten Raum zur Verfügung zu stellen. Geeignet – denn auch im Sommer muss er wegen Corona einen Sicherheitsabstand einhalten. Er wird mit diesen nicht nur den Fragebogen ausfüllen, sondern auch Sprechproben aufnehmen – mit Fragen zum Wortschatz und zu Begriffen des Alltags.

    Er betreibe damit Grundlagenforschung, betonte Bühler. Diese gelte ausdrücklich nicht dem Versuch, den Dialekt zu retten. Er und seine Kollegen haben zwar beobachtet, dass manche Begriffe verschwinden. Das hänge allerdings mit der Lebenswirklichkeit der Menschen zusammen. Wenn keiner mehr Schweine hält, wird auch niemand mehr den schwäbischen Begriff für „brünstig“ beim Schwein benutzen (Ältere kennen vielleicht noch den Ausdruck „reißig“ oder „brennig“). Im Gegenteil – manche Ausdrücke finden wieder ihren Weg in die Umgangssprache –Bühler nannte als Beispiel „Hutzelbrot“ und „Gsälz“.

    Die Ergebnisse der Arbeit, die natürlich mit der Erhebung nicht abgeschlossen ist, sollen dann vom Landkreis in Buch- und in digitaler Form veröffentlicht werden, versprach Rüth.

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    Wolf-Dieter Bojus
    Wolf-Dieter Bojus
    ... war 2004 Mitbegründer der NRWZ und deren erster Redakteur. Mehr über ihn auf unserer Autoren-Seite.

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    „Die Mundart erlebt eine Renaissance“, stellte Kreisarchivdirektor Bernhard Rüth das vom Kreis in Auftrag gegebene Projekt vor, das er auch begleitet. Der Kreis Rottweil weise „eine hochinteressante Sprachlandschaft“ auf, mit dem Alemannischen im Westen, den schwäbischen Dialekten im Neckartal und im Oberen Gäu. Nicht zu vergessen die drei Länder, in denen sich die Kreisgebiete früher befunden haben (Baden, Hohenzollern/Preußen, Württemberg – und zuvor Reichsstadt).

    Diese Dialekte in ihrer derzeitigen Form sollen nun erforscht werden. Rudolf Bühler, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Ludwig-Uhland-Institut der Universität, wird im Juli und August in 70 Ortschaften des Landkreises verschiedene Merkmale der Orts-Sprache ermitteln. Er hat dafür einen zwölfseitigen Fragebogen mit insgesamt 160 Wörtern und Begriffen ausgearbeitet. Lautungen, Grammatik und Ortsgeographie wird Bühler so erforschen. Sagt man in Lauffen, in Lauterbach, in Wilflingen zur Baumfrucht „Apfel“ oder „Epfel“? Wie werden die Wochentage ausgesprochen? Wo ist man „graoß“, wo „groß“? Wo „broad“ und wo „breit“? Und gibt es Orte, wo die Bekleidung (nicht nur zur närrischen Zeit) als „Häs“ bezeichnet wird?

    Ein weiterer Gesichtspunkt: Gibt es einen Unterschied zwischen der Mundart von Älteren und Jüngeren? Daher wird Bühler nicht nur ältere Personen, sondern auch jüngere zwischen 18 und 26 Jahren, diese im Umfeld von Musikvereinen, befragen. Zu seinen Gesprächspartnern kommt er nicht etwa, indem er den Stammtisch in der Dorfkneipe besucht (wenn es diese überhaupt noch gibt). Sondern Bühler hat sich in den letzten Tagen mit Bürgermeistern in Verbindung gesetzt, die ihm geeignete Personen benennen – und die er auch darum bittet, für die Befragungen einen geeigneten Raum zur Verfügung zu stellen. Geeignet – denn auch im Sommer muss er wegen Corona einen Sicherheitsabstand einhalten. Er wird mit diesen nicht nur den Fragebogen ausfüllen, sondern auch Sprechproben aufnehmen – mit Fragen zum Wortschatz und zu Begriffen des Alltags.

    Er betreibe damit Grundlagenforschung, betonte Bühler. Diese gelte ausdrücklich nicht dem Versuch, den Dialekt zu retten. Er und seine Kollegen haben zwar beobachtet, dass manche Begriffe verschwinden. Das hänge allerdings mit der Lebenswirklichkeit der Menschen zusammen. Wenn keiner mehr Schweine hält, wird auch niemand mehr den schwäbischen Begriff für „brünstig“ beim Schwein benutzen (Ältere kennen vielleicht noch den Ausdruck „reißig“ oder „brennig“). Im Gegenteil – manche Ausdrücke finden wieder ihren Weg in die Umgangssprache –Bühler nannte als Beispiel „Hutzelbrot“ und „Gsälz“.

    Die Ergebnisse der Arbeit, die natürlich mit der Erhebung nicht abgeschlossen ist, sollen dann vom Landkreis in Buch- und in digitaler Form veröffentlicht werden, versprach Rüth.

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