Ein Impfzentrum fast im Volllastbetrieb, viele Impftermine vor allem für die Älteren – die teils deutlich zu früh erscheinen: Vor dem Rottweiler Kreis-Impfzentrum (KIZ) hat das am Dienstag und Mittwoch bei Minusgraden für Warteschlangen gesorgt. Und für Unverständnis, wie der Leiter des KIZ, Nicos Laetsch, der NRWZ auf Nachfrage berichtete. Der Mann hat reagiert und das THW um Hilfe gebeten. Die kam innerhalb weniger Stunden.
THW liefert Zelte an
Mittwochabend vor dem KIZ, vor der Stadthalle in Rottweil: Das THW ist angerückt. Zelte werden geliefert, welche, die mit Dieselmotoren mit Warmluft beheizt werden können. Ab Donnerstagmorgen, wenn das Impfzentrum wieder öffnet, werden diese Zelte als Wartebereiche zur Verfügung stehen. Sie stammen aus Zimmern, von der dortigen THW-Ortsgruppe.
Denn es gab, das bestätigte KIZ-Leiter Laetsch, jüngst Unverständnis, vereinzelt auch Ärger. Laetsch holt ein wenig aus: Das KIZ befinde sich nahezu im Volllastbetrieb, 100 Impfungen pro Tag mehr als noch vor einer Woche. Man liege bei bis zu 700 Impfungen am Tag, 800 seien das vom Land vorgegebene Ziel, „wir sind also gut dabei“, so Laetsch.
Impfwillige kommen teils deutlich zu früh
Das Problem: Aktuell würden vor allem ältere Menschen ihren Impftermin wahrnehmen, weil nun etwa die Warteliste des Landes abgearbeitet werden könne. Diese älteren Mitbürger würden teils deutlich zu früh am Impfzentrum erscheinen, bis zu einer, mitunter eineinhalb Stunden vor der Zeit, so Laetsch. Es hätten sich deshalb lange Warteschlangen vor dem Eingang zum Impfzentrum gebildet. Dies bei minus drei, vier Grad bei scharfem Wind und teils auch Schneeschauern – unzumutbar, befand Laetsch.
Ein weiteres Problem: Diejenigen, die pünktlich zu ihrem Termin kämen, würden sich höflich hinten anstellen, was auch verständlich und richtig sei. Sie aber hätten dann auch eine Wartezeit zu erdulden, obwohl sie diese nicht verursacht hätten.
Der Tipp des Leiters des Impfzentrums deshalb: Jeder solle doch möglichst zeitgenau zu seinem Impftermin erscheinen.
Es gibt eigentlich keinen Wartebereich
Die Leute stehen ansonsten draußen. Das Impfzentrum verfügt über keinen eigenen Wartebereich. Bereits an der Eingangstür wird die erste Kontrolle vorgenommen, muss der Termin von einem Security-Mitarbeiter bestätigt werden. Nur wenige Meter dahinter checkt der Impfwillige bereits ein, in der Halle finden die Vorbereitung und die eigentliche Impfung statt und gibt es den Ruhebereich. Dann das Auschecken – und das Verlassen der Halle. Alles ist so organisiert und eingerichtet, dass die Impfwilligen durchgeschleust werden. Wenn sie denn frühestens etwa fünf bis zehn Minuten vor ihrem Termin erscheinen, ihre Unterlagen beieinander haben und keine Wartezeit entsteht.
Binnen kurzer Zeit stehen die Zelte bereit
Die Schlangen, die sich am Dienstag und Mittwoch nun bei Minusgraden vor allem vormittags gebildet hätten, seien bis zu 30 Meter lang gewesen, so Laetsch. Die Stallhalle entlang. Deshalb habe er dann am frühen Mittwochabend den Kontakt zum THW aufgenommen. Zum Hintergrund: Laetsch ist im Hauptberuf Kreisbrandmeister und damit oberster Feuerwehrmann im Landkreis Rottweil. Er weiß, wie man in Notlagen reagiert und verfügt die entsprechenden Kontakte.
Das THW in Person des Ortsbeauftragten Tobias Wagner habe seine Hilfe sogleich zugesagt. Beheizbare Zelte wurden Laetsch versprochen. Wagner, etwa auch der Gruppenführer Steffen Rößler und weitere vier Einsatzkräfte des THW bauten am Abend noch zwei jeweils 30 Quadratmeter große Zelte auf, die dann bestuhlt werden sollen. Mittels Dieselmotoren können sie beheizt werden. Ein warmer Wartebereich. Allerdings ohne Verpflegung, die sei aus hygienischen Gründen derzeit nicht erlaubt, so Laetsch.
Gerne geholfen hat Tobias Wagner vom THW, wie er der NRWZ vor Ort erzählt. Es sei zudem eine schöne Abwechslung für ihn und seine Leute – durch die Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie sei der Ausbildungsbetrieb derzeit eingestellt.
Ich möchte zwei Dinge anmerken:
1. „L’exactitude est la politesse des rois“, sagte der französische König Ludwig XVIII. (Pünktlichkeit ist die Höflichkeit der Könige) Mit ihrer Überpünktlichkeit zeigen die Menschen, dass sie motiviert sind, es an ihnen nicht liegen soll. Es sind diejenigen, die seit über einem Jahr mitziehen, derentwegen man diese fein ziselierten Regelungen (wie viele aus wie vielen Haushalten dürfen sich grad treffen, unter 14-jährige nicht mitgerechnet, weil Kinder Pandemietreiber sind, ich lach mit kaputt) gar nicht bräuchte. Sie gehören einer Altersgruppe an, die noch dazu erzogen wurde, auf gar keinen Fall zu spät zu kommen, weil das damals eine grobe Unhöflichkeit war, für die junge Generation auf neudeutsch: no go. Und da es ein Kreisimpfzentrum ist, kann die Anreise dauern und deshalb wird dann eben auch „Luft“ gelassen, auch für die Parkplatzsuche, ggf. Anmarsch, kennen sich ja nicht alle aus.
Für unter fünfzigjährige gilt heute das, was ich schon im Praktikum in den achtziger Jahren gelernt habe: Wer rechtzeitig kommt, zeigt dass er nichts zu tun hat.
Deshalb müssen die Leute beim Facharzt auch vier bis sechs Wochen auf einen Termin warten, nicht dass die denken, der sei schlecht ausgelastet. Die vier bis sechs Wochen sind seit Jahren gleich, merkt jemand was?
2. Ein Vergleich:
Ich war während der Pandemie sechs mal Blutspenden – weil ich mehrmals e-mails bekam wegen geringer Vorräte. Funktioniert in Pandemie-Zeiten wie beim Impfen, also mit Online-Terminreservierung. Die Zahl der pro Stunde durchgeschleusten Personen dürfte ähnlich sein, wenn man bedenkt, dass die Blutspendetermine ja erst um 14.30 h beginnen. Auch das Prozedere ist ähnlich. Einchecken mit Temperaturmessung, Bürokratie, Arzt-/Laborcheck, Spende, verpflichtendes Ausruhen mind. 10 min nach Spende, Erlaubnis zu gehen.
Das klappt perfekt. Wer zu früh kommt, kein Gemecker, sondern komm rein! Man kann den Empfang räumlich auch so gestalten, dass eine begrenzte Anzahl von Leuten bei gehörigem Abstand nicht unter freiem Himmel warten muss. Turnhallen sind meist groß!
Vielleicht könnte man etwas auf die Erfahrung der DRK-Ortsvereine zurückgreifen, die wissen wie’s geht.
Das Problem ist aber auch noch ein ganz Anderes: Nach allem, was mir zu Ohren kam ist es so, dass die Impfhotline diejenigen, die von AstraZeneca auf einen anderen Impfstoff umbuchen wollen ins Impfzentrum schickt mit dem Hinweis, das würde dann vor Ort umgebucht. Was für ein Unsinn! Die sitzen doch am Reservierungssystem und im Impfzentrum ist jede unnötig vor Ort anwesende Person eine zuviel.
Vor Ort erfahren die Leute dann in der Schlange von Securityleuten, dass das nicht stimmt und die Hotline das nicht gesagt hat… Immerhin werden anscheinend Telefonnummern aufgenommen. Was auch immer damit geschieht.
Der Artikel über das Wartechaos am Impfzentrum Rottweil hört sich so an als ob alle Impfwilligen den Fehler verursacht hätten. Fakt ist aber, dass auch Personen, die zur richtigen Zeit vor Ort waren, vertröstet wurden und geduldig in der Schlange draußen in der Kälte warten mussten. Kein Abarbeiten nach Termin. So bei meinen über 90 jährigen Eltern gestern geschehen!
Auch dass keine Sitzgelegenheiten für meist ältere Personen vorhanden sind ist eine Zumutung.
Erst nach 2 kalten Tagen fällt den Verantwortlichen auf , dass man ja beheizte Zelte aufstellen könnte. Das sehr kalte Wetter mit Schneefall war schon letzte Woche angekündigt worden. Wahrscheinlich haben die zuständigen Personen des Impfzentrums darauf gehofft, dass die Wettervorhersage nicht stimmt und es frühlingshaft warm bleibt!
Leider schiebt der Leiter des Impfzentrums alle Reklamationen an der Organisation weit von sich. Selber ist man ja für keine Panne zuständig, immer nur die Anderen!