Ein Dutzend Geografie-Studentinnen und Studenten aus Karlsruhe stiefeln in Schiltach ein Tälchen hoch. „Bitte passen Sie auf“, mahnt Dr. Christophe Neff, der Exkursionsleiter, “da geht es steil runter.“ Die Gruppe hat sich mit Förster Holger Wöhrle getroffen, um das Waldstück oberhalb des Zimmerplatzes anzuschauen, wo es am 20. August gebrannt hatte.
Nach ein paar Metern bergauf liegen schon die ersten verkohlten Stämme und Zweige im Gelände. Deutlich sind die Spuren auch des Feuerwehreinsatzes zu sehen: Der Waldboden ist fast Laub- und Nadel-los, die Wassermassen die die Feuerwehrleute hier hochgespritzt hatten, haben sie den Steilhang hinunter gespült.
Die Ursache für das Feuer sei noch unklar, hatte Förster Wöhrle berichtet. „Das hier ist so ein Latschariplatz, da treiben sich abends die Jugendlichen rum“, erzählt er, „aber das Feuer ist hinter dem Holzstapel am frühen Nachmittag ausgebrochen.“ Auch eine weggeworfene Zigarettenkippe oder eine Glasscherbe, die das Sonnenlicht als Lupe verstärkt, hält Wöhrle für wenig wahrscheinlich. „Vielleicht waren es doch zündelnde Kinder?“
Das Feuer am Holzstoß habe jedenfalls große Hitze entwickelt und „dann ging es ratzfatz den trockenen Hang hoch.“ Drei Dinge hätten dazu beigetragen, dass der Waldbrand sehr begrenzt blieb. Zum einen sei der Feuerwehrkommandant Harry Hoffmann ortskundig. Der kennt hier jeden Weg und wusste, wie man wo hinkommt.“ Zum anderen war es relativ windstill. Und schließlich konnte die Feuerwehr aus der nur wenige hundert Meter entfernten Schiltach große Mengen Wasser abpumpen und in den Wald spritzen. „Bei Waldbränden hilft nur wässern, wässern, wässern.“
Der wirtschaftliche Schaden sei gering geblieben, auch ökologisch sei so ein Waldbrand nicht unbedingt schlimm, findet der Förster. „Auf Katastrophenflächen siedeln sich oft ganz neue Pflanzen an.“
Auch für Neff ist ein solches Brandgebiet von besonderem Interesse. Solche leicht zugänglichen Flächen finde man selten. Es wäre eine schöne Aufgabe für die Studierenden, das zu kartieren, findet er. Festhalten, wie der Ist-Zustand ist und dann in den kommenden Jahren schauen, was sich entwickelt. „Die Sukzession ist für uns interessant.“ Wöhrle ist überzeugt: „In zwei bis drei Jahren sieht man da nichts mehr.“
Oben im Steilhang sind einige Tannen und Eichen im Wurzelbereich angekohlt: „Die Eichen könnten es vielleicht schaffen, aber die Tannen werden es nicht überstehen“, fürchtet Wöhrle. Ein paar Schritte weiter zeigt Neff auf einen wenige Millimeter hohen Keimling, der da aus dem Boden drückt: „Da kommt schon wieder was.“
Zurück am „Latschariplatz“ möchte ein Exkursionsteilnehmer wissen, ob die Waldbrände hier im Schwarzwald zugenommen hätten. Als er vor etwa zwanzig Jahren hier her gekommen sei, seien Waldbrände noch kaum ein Thema gewesen. Im Studium habe er nichts darüber erfahren. Aber in den letzten Jahren so ein, zwei Mal rücke die Feuerwehr aus, um einen Waldbrand zu löschen. Die trockenen Sommer und Herbste seien gefährlich. Die Klimaveränderung finde statt, und die Feuerwehren und Forstleute müssten sich darauf vorbereiten. Der Großbrand bei Berlin vor einigen Wochen werde da zu einem Umdenken führen, hofft auch Neff.
Während die beiden weiter diskutieren, ob der Einsatz von Bundeswehrhubschraubern zur Waldbrandbekämpfung möglich wäre, machen sich die Studierenden fleißig Notizen. Sami Bilgic findet die Exkursion besonders auch deshalb interessant, weil er nicht aus Baden-Württemberg stammt, hier aber Lehrer werden möchte. “Dieser Einblick ins Land ist sehr wichtig für mich.“
Bis zum Sonntag werden die Zwölf mit ihren Dozenten Neff und Dr. Christoph Mager, der aus Rottweil stammt, noch viele weitere Einblicke bekommen. Carsten Kohlmann wird sie im Stadtmuseum Schramberg führen, sie besuchen die Eschachwiesen bei Fluorn–Winzeln, und ein weiter Ausblick ist ebenfalls geplant: Am Samstagnachmittag Thyssenkrupp-Testturm in Rottweil.