Eskaliert ist nach dem Bericht eines 25-jährigen Autofahrers aus Spanien eine Kontrolle der Polizei auf der A 81 Singen-Stuttgart bei Vöhringen am Donnerstagmorgen. Dort sei er brutal von Beamten festgenommen worden, verbrachte dann mehrere Stunden auf der Wache, berichtet der Mann. Was er auch erzählt: Selbst in Rage gebracht, habe er einen Polizisten zuvor mit dem Tode bedroht. Dennoch beschwert er sich über Polizeigewalt, möchte er, dass „die Nachricht einmal um die Welt geht.“ Die Polizei bestätigt auf Nachfrage der NRWZ den Vorfall. Der Mann habe sich unkooperativ verhalten, so ein Sprecher des Polizeipräsidiums Konstanz. Und er habe einen Beamten bedroht.
Die Geschichte beginnt zunächst völlig harmlos, alltäglich. Mit hoher Geschwindigkeit fuhr der Mann nach eigener Darstellung gegen 9.45 Uhr am Donnerstag, aus der Schweiz kommen, auf der A 81 Richtung Norden. Im Auto: seine Frau und das drei Monate alte Kind. Es soll zum Kinderarzt in Albstadt gebracht werden, hat Termin um 11 Uhr. Die Familie ist in Eile, der Fahrer drückt aufs Gas. Die Strecke ist frei, eine Geschwindigkeitsbegrenzung sieht er nicht.
Einen „Sonntagsfahrer“ rechts überholt
Auf Höhe Tuningen: ein „Sonntagsfahrer“, wie der Mann weiter erzählt. Mit einem Audi sei der andere mit 120 bis 140 links auf der linken Fahrspur unterwegs gewesen. Rechts war frei. „Also hab‘ ich ihn Lichthupe gemacht, damit er auf Seite fährt, darauf hat er nicht reagiert“, so der Mann, der einen spanischen Namen trägt und seine Geschichte per E-Mail an alle Medien der Region geschickt hat. „Ich musste stark bremsen, der Abstand zum Fahrzeug verkürzte sich mehr und mehr, und ich war immer noch zu schnell. Um einen Aufprall zu verhindern, habe ich auf die rechte Fahrspur gewechselt und bin mit dem Rest Geschwindigkeit an ihm noch vorbeigefahren. Als genug Distanz war zwischen beiden Fahrzeuge habe ich wieder auf die linke Fahrspur gewechselt und weiter beschleunigt“, berichtet er im O-Ton.
Ein klarer Fall von rechts Überholen. Die Folge: Auf Höhe Vöhringen wird der Wagen der Familie nach Angaben des Fahrers von einem Motorradpolizisten gestoppt. Es geht raus auf den Parkplatz „Hasenrein“. Der Polizist habe sich anfangs nett verhalten, habe Führerschein, Fahrzeugschein und Ausweis verlangt. Dann der Vorwurf: Er sei zu schnell gefahren, sei von einer dritten Person wegen Nötigung und rechts Überholens angezeigt worden, habe ihm der Motorradpolizist eröffnet.
Polizeikontrolle – eine Dashcam soll konfisziert werden
Währenddessen kommen weitere Beamte hinzu. Ein Streifenwagen mit zwei Polizisten. Sie sollen sich kurz unterhalten haben, dann habe der Motorradpolizist die Herausgabe einer sogenannten Dashcam gefordert, die der Mann montiert hatte. Solche Kameras, an der Frontscheibe von Fahrzeugen angebracht, filmen das Verkehrsgeschehen. Im Falle des Mannes mit dem spanischen Namen aus der Schweiz wohl auch sein strafbares Fahrverhalten.
Er möchte die Dashcam daher nicht herausrücken. Ihre Aufnahmen würden ihn ja möglicherweise belasten. Entsprechend antwortet er dem Motorradpolizisten nach eigenen Angaben: „Ich habe den Polizisten gefragt, in welchem Paragraf des Gesetzes steht, dass sie mein Eigentum so einfach wegnehmen dürfen. Daraufhin antwortete der Polizist, dass er keine Angabe zur Sache machen möchte, aber er dürfte das machen, weil die Kamera als ein Beweismittel in einem Verfahren gegen mich gilt.“
Es entsteht ein Wortwechsel. Der Autofahrer will seinen Anwalt anrufen, die Polizei lässt das nicht zu – denn das Handy liegt im Auto und von dem sollen sich der Mann und seine Frau nun fernhalten. Sie sollen fortan zwei Meter Abstand zu ihrem Wagen einhalten, dürfen niemanden anrufen. Der Motorradpolizist sichert sich die Kamera aus dem Auto, die anderen beiden Polizisten passen auf das Paar auf.
Und nun eskaliert die Sache. Im Wagen ist ja noch das drei Monate alte Kind. Es beginnt zu schreien, angeblich minutenlang. Die Eltern dürfen weiterhin nicht an den Wagen herantreten. Die Frau sagt etwas auf Spanisch zu ihrem Mann, da grätscht angeblich ein Beamter dazwischen, sie sollen gefälligst Deutsch sprechen. Und am besten „die Klappe halten“.
Drohung: „schlage ihn tot“ – Festnahme
Er sei ansonsten ein ruhiger Mann, beherrscht, berichtet der Autofahrer. Aber er sei auch ein altmodischer Ehemann, der das Gefühl habe, seine Frau und seine Familie beschützen und verteidigen zu müssen. Was dann passiert, schildert er in seinen Worten, leicht korrigiert, so: „Das Glas ist übergelaufen, meine Geduld gegenüber der Polizei hat ihre Grenzen erreicht. Ich habe dem Polizisten gesagt, dass meine Frau die ganze Zeit still gewesen sei und sich neutral verhalten habe. Er soll sich weiterhin mit mir unterhalten. Ich fragte ihn, welches Recht er hat oder warum er meine Frau so anschreien darf. Ich habe dem Polizisten ein Angebot gestellt, dass er entweder meine Frau in Ruhe lässt, oder wir beide ohne die Kollegen gehen zur Seite und schlage ihn tot.“
Sofort seien alle drei Beamten auf den Autofahrer zugekommen. Festnahme. Er sei gegen seinen Wagen gestoßen und „wie ein Sack Müll“ zu Boden geworfen worden. Widerstand habe er da keinen geleistet. Dennoch weise das Auto einige Schäden auf, Dellen und Beulen. Die Beifahrertür lasse sich nicht mehr öffnen. Die Polizei sei brutal gegen ihn vorgegangen.
„Meine Handgelenke sind vor Schmerz zerschmettert“
Rund fünf Stunden habe er auf dem Polizeirevier Rottweil zubringen müssen, berichtet der Mann. „Nachdem mir Fingerabdrücke, Bilder und Personalien aufgenommen haben, haben sie mich gegen 15 Uhr auf freien Fuß gelassen.“ Seine Handgelenke seien „vor Schmerz zerschmettert“, die Handschellen seien viel zu fest angezogen worden.
Der Mann listet die Folgen für ihn auf. Und was er zu tun gedenkt: Der Schaden und die Reparaturkosten am Wagen sollen jetzt von Gutachter ermittelt werden. Das kleine Kind soll heute einem Arzt vorgeführt werden, weil es Schlafstörungen und Atmungsprobleme habe. „Es geht ihm nicht gut.“ Die Frau werde einen Psychologen aufsuchen. Er selbst „bestimmt auch“, außerdem habe er kein Gefühl mehr in den Händen und starke Schmerzen. Die Nachricht von dem Zugriff solle „einmal um die Welt gehen“. Die Polizisten würden vom Anwalt hören, wegen: „Polizeibrutalität / Gewalt / Misshandlung, Kindermissbrauch, Rassismus und Fremden-/ Ausländerfeindlichkeit, Autoritätsmissbrauch, Schaden an fremdem Eigentum, psychische Belastung durch traumatisierende Ereignisse.“
Polizei: Autofahrer „verhielt sich unkooperativ“ und „bedrohte einen Polizisten“
Die NRWZ hat am Freitagmorgen beim Polizeipräsidium Konstanz nachgefragt. „Es gab diesen Vorfall gestern auf dem Parkplatz Hasenrain Ost bei Vöhringen im Landkreis Rottweil“, antwortet Präsidiumssprecher Uwe Vincon nur kurze Zeit darauf. „Wir ermitteln in dem Fall, weil als Auslöser des Konflikts der Verdacht einer Nötigung im Straßenverkehr und möglicherweise auch Straßenverkehrsgefährdung vorliegt.“
So soll sich laut Polizeibericht der Fall abgespielt haben: Der 25-jährige Fahrer eines Ford Mustang – der Mann aus Spanien – sei einem Wagen auf der linken Spur so dicht aufgefahren, dass dessen Fahrer bedrängt wurde. Das sei zwischen den Anschlussstellen Tuningen und Villingen-Schwenningen in Fahrtrichtung Stuttgart geschehen, bei einer Geschwindigkeit von rund 150 Kilometern pro Stunde. Im weiteren Verlauf habe er den Vorausfahrenden rechts überholt.
Nachdem der Vorfall gemeldet worden war, ist der Fahrer einige Kilometer weiter auf dem Autobahnparkplatz Hasenrain zwischen Oberndorf am Neckar einer Kontrolle unterzogen worden. „Dabei stellten die Beamten fest, dass im Auto eine Videoeinrichtung (Dashcam) aufgebaut war, die als Beweismittel infrage kam“, so Polizeisprecher Vincon.
Bei der Sicherstellung der Dashcam sei es zwischen den eingesetzten Polizeibeamten und dem Autofahrer, der sich unkooperativ verhalten habe, zu verbalen Auseinandersetzungen gekommen. In deren Verlauf habe der 25-Jährige einen Polizisten bedroht. „Der Mann wurde daraufhin in Gewahrsam genommen und eine Anzeige wegen Bedrohung aufgenommen. Zudem wurde er erkennungsdienstlich behandelt (Abnahme von Fingerabdrücken und anderes)“, schildert Vicon den weiteren Verlauf.
Da der Mann keinen Wohnsitz in Deutschland besitzt, wurde auch die Staatsanwaltschaft Rottweil über den Sachverhalt informiert.
Das ganze Drama nur wegen dem Schleicher auf der linken Spur :(
Man kann sich bildlich das vornehme Auftreten des Spanoschweizers vorstellen. Zurückhaltend, nett, nicht aufbrausend und sich mit seiner fetten Karre an alle Verkehrsregeln auf der German Autobahn haltend. Ohne, ganz südländisch, Todesdrohungen zu verbreiten.
Und dann kommen da so ein paar unterbezahlte Polizeimännchen daher, die ihm nicht die Hand küssen. Dem Spanier mit Schweizer Auto und auf dem vorgeblichen Weg nach Albstadt zum Kinderarzt, obwohl aus der Schweiz der Weg nach Albstadt spätestens an der Rottweiler Ausfahrt der A81 geendet hätte bzw er eigentlich gar nicht über die A81 gefahren wäre. Und dann wird er weit nördlich von RW angehalten.
Ein Schelm der Böses denkt…