An der Tankstelle soll es Glühwein geben, gegenüber Punsch. Die Anhänger der rechtsextremen AfD haben Parolen wie „Stoppt die Irren der NATO – wir wollen keinen Krieg“ an der Hauswand einer SB-Tankstellen aufgehängt. Eine andere lautet im alten NS-Sprech, man wolle „die Kriegstreiberei ausmerzen“. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite demonstriert eine Schar unter dem Motto „Hardt bleibt bunt und vielfältig“.
Hardt. Gegen 15.30 haben sich an der Tankstelle eine Handvoll gern schwarz gekleideter Männer versammelt. Die Waldmössinger AfD-Vertreterin im Schramberger Gemeinderat und Kreistag Birgit Kronenbitter taucht auf, tankt, fährt davon und kommt einige Minuten später wieder.
Auf der anderen Straßenseite sammelt sich langsam eine bunte Gruppe, junge und alte, etliche Kinder, „Omas gegen rechts aus dem Kinzigtal“ kann man lesen.
Es gibt Punsch, den eine Ladenbesitzerin spendiert hatte.
Zwei junge Leute von VOLT, der europafreundlichen Partei, kommen dazu, sammeln Unterschriften für die bevorstehende Bundestagswahl. Etwa 30 Leute plaudern entspannt. Ein Junge hält den Autofahrern ein Schild hin: „Hupen für Vielfalt“. Etliche Autofahrer hupen vergnügt winkend beim Vorbeifahren.
An der Tankstelle verzieht sich ein Teil der AfD-Sympathisanten ins Haus. Ein jüngerer Mann steht in kurzen Hosen im eisigen Wind. Für eine ganze Weile lässt sich kein Autofahrer mehr blicken. Später rangiert ein SUV-Fahrer hin und her, bis er endlich den Rüssel in seinen Tankstutzen stecken kann.
Demonstranten aus dem Umkreis
Auf der anderen Seite kamen immer mehr Leute hinzu, auch aus Schramberg, St. Georgen, dem Kinzigtal. Um 16 Uhr sind es „etwa 60, 70 Leute“, schätzt ein Polizeibeamter. „Wir haben überregional informiert“, sagt Markus Nagel von den Organisatoren.
Unterdessen findet der Punsch großen Absatz. Eine „Oma gegen rechts“ hat Marmorkuchen mitgebracht: „Nehmen Sie noch ein Stück“, fordert sie auf, „ich will nichts mehr nach Hause mitnehmen.“
Dass schon wieder eine AfD-Veranstaltung an der Tankstelle stattfindet, sei bedauerlich, findet Nagel. Man habe die Lieferfirma jedes Mal informiert. Erst heiße es, wir wissen von nichts, dann distanziere sich die Firma. „Aber es geschieht nichts“, so Nagel. Die Begründung: Was der Tankstellenbetreiber auf seinem Privatgrundstück mache, sei seine Sache.
Zu rechts für die AfD
Zuletzt war der Bundestagsabgeordnete Dirk Spaniel im Sommer in Hardt. Ihn hat die AfD-Spitze inzwischen aus der Partei geworfen. Er war selbst der AfD zu rechts.
Tiefenentspannt
Zwei junge Polizeibeamte haben sich beim Edeka-Markt postiert. „Hier zieht’s nicht so.“ Ein Kollege kommt mit drei Kaffeebechern. Neutral, weder Glühwein, noch Punsch. Ein Vertreter aus dem AfD-Kreis mit geflochtenem Kinn-Bärtchen und schwarzer „Draken“-Basecap kommt über die Straße.
Er redet mit den Polizisten. Er verstehe gar nicht, warum sie hier seien, es sei doch alles ganz friedlich. Die Beamten erklären ihm, es handle sich um eine angemeldete Demonstration, da sei man eben präsent. Auch einen Hund hat ein Polizei-Hundeführer dabei.
Der Mann mit dem geflochtenen Bärtchen erklärt einem Lokalreporter der hiesigen Tageszeitung, wie er das sieht: „Wir sind gegen den Krieg. Die da drüben sind gegen uns. Also sind sie für Krieg.“ Und mit Blick auf die Polizisten: „Du weißt ja, dass ich total friedlich bin.“
Er stellt fest: „Ich bin total tiefenentspannt.“ Er schaut mich an: „Du nicht.“ Ich lächle. „Das sehe ich an Deinen Augen.“ Er geht zurück zum Glühweintanken.
Zu den inzwischen auf sicher 70 Leuten angewachsenen „Hardt bleibt bunt und vielfältig“-Demonstranten gesellen sich zwei Leute, eine mit einer grünen Fahne und rotem Stern, ein junger Mann mit roter Fahne. Sie kommen vom Antifatreffen VS. Groß beachtet werden sie nicht.
1000 Euro für die Stiftung St. Franziskus
Nach einer knappen Stunde gehen die ersten, auch ich, aber es kommen andere hinzu. Und die Punscherwärmerinnen haben gut zu tun. Das Spendenkässle für die Stiftung St. Franziskus füllt sich. Am Abend teilen die Organisatoren mit, 561 Euro seien in der Kasse gelandet, die weitere Spender“ „auf 1000 Euro aufgerundet haben“. Die Stiftung habe in der Vergangenheit besonders unbegleitete jugendliche Flüchtlinge aufgenommen. Deshalb wolle man die Stiftung unterstützen, heißt es zu Begründung.
„Wir sind gegen Krieg. Die da drüben sind gegen uns. Also sind sie für Krieg“.
Ist das pragmatisch? Mit der kruden engstirnigen Einstellung könnte man mit Putin keine Friedensverhandlungen führen, da muss man mit allen Wassern gewaschen sein, um die Ecke denken können und das wollten unsere Deutschpatrioten doch gemacht haben, oder?
Und dann habt ihr auch noch einen in der Wolle gefärbten Faschisten in eurer Mitte, den Björn Höcke. Gibt euch das nicht zu denken? Der Putin hat die Ukraine laut seiner eigenen Aussagen angreifen müssen, weil da überall Faschisten sind und hier ist der Chefideologe der AfD der Ober-Faschist. Müsste uns der dann nicht auch angreifen, weil in der Alternative für Deutschland so viele Faschisten sind? Ach das macht der nicht, weil es die NATO und deren Abschreckung gibt, hat ja im kalten Krieg immer funktioniert? Hmm, schöner Scheiß, wie ist denn jetzt da eure Argumentationskette? Kann es sein, dass die böse NATO jetzt hier auch den Faschisten mit den Allerwertesten „schützt“ und könnte es nicht sein, dass die AfD mit Popo im Trockenen nur versucht, unsere Demokratie weiter zu zersetzen, mit von Russland spendenfinanziertem Friedensplapperdeckmäntelchen?
Ich nehme euch eure Krokodilstränen nicht ab, auch wenn den meisten klar sein dürfte, dass die NATO kein pazifistischer Gesprächskreis für Interessierte ist, aber der Schlächter im Kreml mit seinem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg, ist genauso wenig eine „Alternative“, wie ihr.