Der Bericht in der NRWZ zu einer in Corona-Angelegenheiten eher ungewöhnlichen Umgangsweise in einer Physiotherapiepraxis hat zu einer Reihe von Reaktionen geführt. Die NRWZ hatte bewusst keine näheren Angaben zu dieser Praxis gemacht. Doch etliche Leserinnen und Leser wussten gleich, wer gemeint war.
Eine Leserin meldete sich telefonisch, ihr sei es exakt so, wie beschrieben, ergangen. Niemand vom Personal oder den anderen Patienten habe Masken getragen. „Ich habe vor drei Wochen aufgehört, dort hin zu gehen.“
Ein anderer Leser berichtete ausführlich über seine Erfahrungen in dieser Praxis: „Alle waren ohne Maske.“ Man habe ihm erklärt, „Bei uns braucht das keiner.“ Erst auf seine Bitte habe eine Therapeutin bei der Behandlung eine Maske aufgezogen: „Wenn Sie es wünschen…“
„Ich dachte, ich bin im falschen Film“
Das Tragische: Dieser Patient ist vor Weihnachten an COVID 19 erkrankt. „Mich hat es voll erwischt.“ Er habe 40 Grad Fieber gehabt, den Notarzt rufen müssen und sei ins Krankenhaus gekommen: „Infusionen, Sauerstoff, das volle Programm.“ Bis heute habe er starke Atemprobleme und sei immer noch krankgeschrieben. Natürlich könne er nicht sagen, dass er sich dort in der Praxis angesteckt habe. Dennoch wäre er nie in diese Praxis gegangen, wenn er gewusst hätte, dass man dort so unvorsichtig ist. „Ich dachte, ich bin im falschen Film.“
Ein weiterer Mediziner ist zornig auf den Physiotherapeuten. Nichts gebe ihm „das Recht, sich bewusst geltendem Recht zu widersetzen und seine Patienten und Mitarbeiter zu gefährden“. Er fragt, was denn die Behörden bislang unternommen hätten.
Die NRWZ hat im zuständigen Rathaus nachgehakt. Wir wollten wissen, ob die Kommunalverwaltung informiert ist über die in dieser Physiopraxis herrschenden Zustände und Einstellungen?
Schon zweimal wegen Ordnungswidrigkeiten belangt
Ja, man sei darüber informiert, heißt es aus dem Rathaus.“ Wir kontrollieren das Unternehmen regelmäßig.“ Auch der Polizeivollzugsdienst sei über die Einstellung der Eigentümer zu den Corona-Maßnahmen informiert.
Die Kommune habe auch bereits zwei Mal kontrolliert und jeweils zwei Tatbestände bemängelt, „die zu Ordnungswidrigkeiten-Verfahren, kurz OWi-Verfahren, geführt haben“.
Die zuständigen Mitarbeiter des Rathauses telefonierten regelmäßig mit dem Eigentümer. Das sei bereits im Frühjahr 2020 während der ersten Welle so gewesen. Und nun seit November telefoniere man wieder regelmäßig mit dem Physiotherapeuten.
Außerdem habe ihm auch die Rathausspitze „selbst in zwei Telefonaten explizit dargelegt, dass er sich an die Regeln halten muss, und dass weiterhin unangekündigt kontrolliert wird“. Man habe ihm weiter klar gemacht, dass es weitere OWi-Verfahren geben werde, sollten weitere Verstöße gegen die Corona-Verordnung entdeckt werden.
Alles ok jetzt?
Möglicherweise hat die Berichterstattung in der NRWZ doch Wirkung beim Physiotherapeuten hinterlassen. Eine Leserin schrieb uns am 7. Januar: Die Dame am Empfang habe ihr erklärt, die Kunden sollten keine Masken tragen. “Masken Abstand, Trennscheiben alles unerwünscht.“ Tags drauf, der Artikel war gerade erschienen, schreibt sie uns: „Heute hatten alle Masken an. Also alles ok jetzt.“