Oft bringen Angehörige oder Freunde den Ball ins Rollen

Am 8. Juni Infostand in der Rottweiler Innenstadt zur Aktionswoche Alkohol

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Geht es um Sucht und Abhängigkeit, ist der Alkohol noch immer Droge Nummer eins. Das zeigt der Jahresbericht der bwlv Fachstelle Sucht im Kreis Rottweil: Bei den beratenen Klienten überwiegen jene, die alkoholabhängig sind. Deshalb wird die Fachstelle Sucht die „Aktionswoche Alkohol 2024“ im Juni zur Aufklärungsarbeit nutzen.

Rottweil. Insgesamt elf Mitarbeitende hat diese Einrichtung, in der sich alles um das Thema Sucherkrankungen dreht. „Wir sind für jeden Menschen da, der Fragen zum Thema Konsum, Glücksspiel oder Abhängigkeit hat“ sagt Jörg Hügel, der die bwlv Fachstelle Sucht leitet.

Dabei sind es längst nicht nur direkt Betroffene, die hier landen. Nicht selten klopfen auch Angehörige oder enge Freunde in der Fachstelle Sucht an, weil sie einen Rat brauchen, wie sie das Problem im direkten Umfeld angehen sollen. Jörg Hügel: „In den meisten Fällen kommen die Süchtigen nämlich nicht aus eigenen Antrieb zu uns“ sagt er. Ehepartner oder Freunde, der Verlust des Führerscheins oder eine alkoholbedingte Abmahnung des Arbeitgebers lassen die Abhängigen den Weg in die Fachstelle finden.

Den größten Hebel, um die Beratung in Sachen Abhängigkeit anzukurbeln, haben nach Auskunft von Jörg Hügel die Betriebe. Er und sein Team sind regelmäßig in den Firmen im Kreis Rottweil unterwegs, um Führungskräfte zu den Pflichten des Arbeitgebers rund ums Thema Sucht zu beraten. „Wir wirken darauf hin, dass Betriebsvereinbarungen zum Thema Sucht abgeschlossen werden“. Das sorgt für Transparenz und Rechtssicherheit – und dafür, dass die Gesprächsführung bei diesem Tabuthema besser gelingt.

Wenn die Betroffenen denn zur Beratung in die Fachstelle kommen, ist diese Beratung immer ergebnisoffen. „Wir können niemanden zwingen, sondern jeder muss seinen Weg finden“. Die Betroffenen haben ein Wahlrecht auf die Art der Therapie, mit der sie die Abhängigkeit beenden wollen. Ambulante Therapien eignen sich für Menschen, die ein stabiles Umfeld haben und eine hohe Motivation, stationäre Therapien werden vom Team dann empfohlen, wenn beispielsweise psychische Erkrankungen vorhanden sind. Dabei unterliegen alle Mitarbeitenden der Schweigepflicht, die Beratung ist kostenlos und auf Wunsch auch anonym.

Die Fachstelle Sucht bietet neben den Einzelgesprächen auch Gruppengespräche. Zweimal im Jahr werden Nichtraucherkurse angeboten, deren Kosten für die Teilnehmenden von der Kasse bezahlt werden; wer seinen Führerschein wegen Drogen oder Alkohol verloren hat, ist hier ebenfalls willkommen. In Angehörigengruppen können sich Menschen austauschen, die Abhängige im engen Umfeld haben, auch Eltern mit süchtigen Kindern finden in einer separaten, landkreisübergreifenden Angehörigengruppe entsprechende Austauschmöglichkeiten. „Außerdem sind wir auch Ansprechpartner für Kinder von Suchterkrankten“. Die enge Zusammenarbeit mit den Selbsthilfegruppen ist für Jörg Hügel und sein Team ein weiterer wichtiger Baustein in der Arbeit.

Alkohol ist und bleibt dabei das Hauptproblem: Etwa die Hälfte aller Klienten der Fachberatungsstelle Sucht waren im Jahr 2023 alkoholabhängig. Hügel: „Deshalb ist es uns wichtig, auch im Bereich der Prävention tätig zu werden“. Und so wird man das Team zusammen mit Kolleginnen und Kollegen aus dem Landratsamt Rottweil am Samstag, 8. Juni, in der Rottweiler Innenstadt finden. An diesem Tag beginnt die bundesweite „Aktionswoche Alkohol“.

Info: Träger der Fachstelle Sucht in Rottweil ist der Baden-Württembergische Landesverband für Prävention und Rehabilitation gGmbH. Die Finanzierung dieser Beratungsstelle steht auf drei Standbeinen: einem Landeszuschuss in Höhe von knapp 90.000 Euro, den Eigenmitteln (etwa aus Einnahmen für Beratungsleistungen bei Unternehmen) mit rund 195.000 Euro sowie dem Zuschuss des Landkreises Rottweil, der etwas mehr als 391.000 Euro beträgt.

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Pressemitteilung (pm)
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