Die neue Sporthalle muss warten. Dies geht aus einem Beschluss des Zimmerner Gemeinderats zum Investitionsprogramm hervor. Wie lange? Das ist noch unsicher. Bisher wurden rund 400.000 Euro für Planung und Grunderwerb ausgegeben.
Frank Thieringer muss ganz schön angefressen sein. Der Vorsitzende des Sportvereins hat in einem „offenen Brief“ seinen Unmut über den Entscheid des Gemeinderats kundgetan. Wörtlich heißt es da: „Diese Tatsache frustriert uns ehrenamtlich tätigen Funktionäre, Übungsleiter und Trainer aufs Äußerste! Wir fühlen uns vom Gemeinderat ver…..schaukelt und haben mit der jüngsten Entscheidung, das Neubauvorhaben weiter in der Schublade zu belassen, keinerlei Verständnis.“
50 Jahre ist die Halle ein Thema
Was war geschehen? Seit 50 Jahren befasste sich der Gemeinderat immer wieder mit dem Wunsch einer neuen Halle statt der alten, 1936 erbauten, die mitten in Zimmern steht. Endlich hatte alles für den Sportverein (nicht nur für ihn, sondern für die ganze Bevölkerung aller vier Ortsteile Zimmerns, wie Thieringer betont), so richtig Fahrt aufgenommen. Noch unter dem alten Bürgermeister Emil Maser wurden vergleichbare Hallen besichtigt, der Standort wurde festgelegt, gleich beim Sportgelände. Und das Areal wurde gekauft.
Reine Sporthalle
Dann beschloss der Gemeinderat, keine Mehrzweck-, sondern eine reine Sporthalle zu bauen. „Die Festhalle im Ort sollte erhalten werden, da sie im Herzen von Zimmern steht und gerade für kulturelle Veranstaltungen ein wichtiges Zentrum bildet. Zudem wusste man bereits, dass eine Mehrzweckhalle einige Mehrkosten u. a. durch besondere Brandschutzbestimmungen und Bühnenbau mit sich bringt“, berichtet die Gemeinde.
Eine Arbeitsgruppe, bestehend aus Vertretern des Gemeinderats und der beteiligten Vereine, machte sich ans Werk, um herauszufinden, wie eine geeignete Halle für die Zimmerner aussehen könnte. Die Arbeit im Zusammenhang mit einen Architekturbüro mündete in den Vorbereitungen eines Wettbewerbs, der dann im Juni 2018 auch beschlossen wurde.
Erster Kostenansatz: 9,26 Millionen
Im März 2019 wurde dann von der Jury der Entwurf des Zimmerner Büros Broghammer Jana Wohlleber zur Sieger gekürt, das dann auch den Auftrag erhielt. Ende des Jahres lag der Vorentwurf dann auch vor. Kostenpunkt: Stolze 9,26 Millionen Euro. Ein schöner Batzen Geld. Der Gemeinderat beschloss, den Entwurf auf Einsparpotenziale zu überprüfen. Und einen Zuschuss im Rahmen der „kommunalen Sportstättenförderung“ zu beantragen. Doch der Antrag wurde nicht angenommen, es gab keinen Zuschuss für das Vorhaben.
Der Arbeitskreis hatte inzwischen weitere Einsparpotenziale entdeckt, jetzt wurden die Kosten auf 8,49 Millionen Euro errechnet. Im Oktober 2020 wurde der geänderte Plan vom Gemeinderat beschlossen. Weil da allerdings wegen Corona die Einnahmen der Gemeinde, wie bei allen, stark zurückgegangen waren, wurde der Plan erst mal auf Eis gelegt.
Lieber den Spatz in der Hand
Nachdem die Einnahmen im laufenden Jahr wieder stiegen, hätte es weitergehen können. Guntram Ober stellte auch einen entsprechenden Antrag, in den Haushalt für 2022 Geld für die Halle einzustellen und Fördermittel zu beantragen.
Aber zwischenzeitlich war ein Antrag von zehn Gemeinderäten eingegangen, die lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach wollten: Sie wollten die Sanierung der alten Festhalle im Ort priorisiert wissen vor dem Neubau „außerhalb“. Was auch eine Mehrheit fand: Bei den Haushaltsberatungen in der vorigen Woche wurde eine Planungsrate für die Sanierung beschlossen mit einer möglichen Umsetzung im Finanzplan 2023. Guntram Obers Antrag wurde in der Sitzung einstimmig abgelehnt. Wobei dieser Punkt bereits bei der nicht öffentlichen Klausurtagung besprochen worden war, wie die Gemeinde in ihrer Pressemitteilung berichtete.
Jedes Jahr neu abwägen
Wie viel Geld bislang für das Vorhaben ausgegeben wurde, hat die Gemeinde nicht berechnet. Geschätzt wurden 400.000 Euro für Grunderwerb und Planungskosten. „Die Wiederaufnahme des Projekts Neubau Sporthalle soll jedes Jahr neu abgewogen werden. … Der Baubeginn ist daher derzeit nicht festgelegt“, teilte die Gemeindeverwaltung auf Anfrage mit. Und so warnt auch Thieringer: „Mit jedem Jahr des Wartens werden die Kosten weiter steigen.“