Die Müllgebühren im Kreis Rottweil sind die höchsten im Land Baden-Württemberg. Dies ergibt sich aus der Abfall-Bilanz, die die Verwaltung dem Betriebsausschuss des Kreistags vorgelegt hat.
Rottweil – Enthalten ist eine Übersicht der Gebühren aller Stadt- und Landkreise für einen vierköpfigen Haushalt. Hier steht Rottweil an der absoluten Spitze – andere Landkreise liegen weit drunter, nur wenige annähernd an Rottweil. Hier bei uns sind, beispielsweise, für Leerung ohne Sparpunkte 406 Euro im Jahr fällig – laut der Übersicht ist der nächst teure der Nachbar-Landkreis Tuttlingen mit 319 Euro. Im Stadtkreis Heilbronn liegt der Preis gerade mal bei 131, im Schwarzwald-Baar-Kreis bei 181 Euro.
Nun weist Christian Mutz, Chef des Eigenbetriebs Abfallwirtschaft, in der Vorlage zu Recht darauf hin, dass die Gebühren nicht vergleichbar seien, weil die Leistungen teilweise höchst unterschiedlich sind. Auf Anfrage teilt der Landkreis Näheres mit, worin nun die Mehrleistung besteht:
– Die zweimal jährliche mobile Problemstoffsammlung mit 78 Sammelstellen, praktisch in jedem Ort, inklusive zusätzlich der ganzjährigen zentralen Annahme von Problemstoffen bei ALBA an zwei Wochentagen.
– Grünguterfassung mit zwei ganzjährigen Sammelstellen ohne Mengenbegrenzung und 28 saisonalen Sammelstellen samstags.
– Das Grüngut ist für Haushalte komplett kostenlos, in anderen Landkreisen gibt es eine Freimenge, wird sie überschritten, fallen Gebühren an – im Kreis Freudenstadt ist beispielsweise nur maximal ein Kubikmeter pro Anlieferung und Woche erlaubt.
– Sperrige Abfälle werden auf Abruf direkt am Haushalt zwei Mal pro Jahr abgeholt, mit vier sogenannten „Fraktionen“: Sperrmüll, Holz, Elektrogeräte, Metall. Andere Landkreise bieten für Elektroaltgeräte und Altmetall nur ein Bringsystem an.
– Als Obergrenze bei der Bereitstellung für sperrige Abfälle bei der Straßensammlung gelten bei uns fünf Kubikmeter, in anderen Landkreisen deutlich geringere Obergrenzen.
– Wöchentliche Biomüllabfuhr während der Sommermonate; in anderen Landkreisen wird die Biotonne auch im Sommer nur 14-täglich geleert.
Nicht zu vergessen natürlich auch die drei Sparpunkte – alle drei allerdings sind für Menschen, die in Mehrfamilienhäusern wohnen, praktisch nicht erreichbar, weil die Eigenkompostierung normalerweise nur im eigenen oder gemieteten Garten möglich ist. Eine vierköpfige Familie, die im eigenen Häusle wohnt, selbst kompostiert und die hälftige Mülltonne alle vier Wochen an den Straßenrand stellt, kommt mit 206 Euro im Jahr davon.
Was die Verwaltung auch dem System der Sparpunkte zurechnet: Im hiesigen Kreis fällt relativ wenig Müll an. Beim Haus- und Sperrmüll einschließlich Gewerbeabfall liegt er mit 108 Kilo je Einwohner und Jahr „in der Spitzengruppe des Landesvergleichs (Landesdurchschnitt 132 kg/Ea)“, schreibt Mutz. Zum Vergleich die Nachbarkreise: Tuttlingen (126) und Schwarzwald-Baar (131) haben mehr, Freudenstadt (78) und Zollern-Alb (97) weniger, und der Ortenaukreis hat mit 206 Kilo je Einwohner und Jahr nach Mannheim das zweithöchste Aufkommen.
Früher, also in „Der“ guten alten Zeit, da kam das Müllauto einmal die Woche und holte alles was der Konsum da so als überflüssig erachtete. Auf ihm schufteten, für kargen Lohn, aber bei Kommune, oder beim Landkreise ordentlich angestellt, drei wackere Hansele. Einer von ihnen hatte beim Bund den 2er gemacht, der durfte fahren und die beiden anderen machten hinten auf der Trittfläche bei jedem Wind und Wetter genau das, zu was sie in unserer leistungshungrigen Leistungsgesellschaft, zu leisten im Stande waren. Gewiss, der Lohn war schlecht, reichte zumindest für die Hinten, maximal nur zur Grundsicherung in der Rente, aber man hatte einen ehrbaren Beruf, einen sicheren Job, die Kinder gingen zur Schule und und und.
Dann wurde man aber gewahr, dass der Staat kein guter Unternehmer sein könne, ein schlanker Solcher wollte man sein, Kosten senken, den Markt regieren und Leistung sich wieder lohnen lassen, sprich, alles sollte besser, günstiger und komfortabler werden – was man dann auch tat.
Herrliche Zeiten waren das. Lastkraftwagen Fahrfähige, gab es ja wie Sand am Meer, sie konnte man mit Löhnen abspeisen, die noch schlechter waren, als beim öffentlichen Arbeitgeber. Die Hansele auf der Plattform bekamen gar keine Aufgabe mehr, sie entsorgte man auf Kosten der Kommunen ins ALG2, sie waren fortan Minderleister mit prekärer Arbeitsmarktperspektive. Schöne neue Welt und so praktisch.
Und Heute?
Noch viel besser. Heute regiert der Markt durch, bzw. der Markt im Endstadium.
Der Typ mit dem 2er, sorry, C/CE, braucht mittlerweile eine richtige Ausbildung, daher ist er handverlesen und seine Wahl fällt immer weniger auf einen AG in diesem Gewerbe, also herrscht Mangel an ihm allenthalben (Drum merke: Bei der Schnupfenwelle, kaum noch Abfuhr, gelle. Oder der noch: Auch über die schöne Osterzeit, liegen Sperr- und Gelbsackmüll noch meilenweit). Die Jungs, die es doch noch auf der Plattform braucht, sind wieder (ganz freies Wechselspiel der Märkte und der Staat ist kein guter Unternehmer) meist Aufstocker, die jetzt zum guten Teil „Der Staat“ bezahlt. Ist es noch ein Anbieter Oligopol, oder doch schon ein Monopol? Egal, es meldet sich nur noch ein Anbieter, der die Größe hat, mit seinem Konzernwasserkopf, alle EU-Bundes-Landes-Kreis- und Kommunalauflagen zu erfüllen (selbst der größere Mittelstand ist chancenlos und soll es vermutlich auch sein). Somit schließt sich der Kreis, alles Lästige und Teure bleibt beim Staat, denn dies aufarbeiten kann der ja am besten und alles Einträgliche landet bei einem multinationalen Konzerngebilde, das jetzt die Preise bestimmt und in einer Steueroase (Funfact, die gibt es sogar im nahen EU Ausland, man muss nicht mal auf ne Kanalinsel) versteuert.
Herrlich, welch Fortschritt, welch prickelndes Gefühl, vom freien Wechselspiel der Märkte so profitieren zu können und immer wenn das Schadstoffmobil zweimal im Jahr am Mittwochmorgen von 09:30 bis 10:45 beim Bauhof steht denke ich mir „Boah, ist das ein geiler Service, was könnte ich denen jetzt alles mitgeben, wenn ich extra Urlaub genommen hätte und nicht grad beim Schaffen wär !“