Mauser Maschinenbau im Schutzschirmverfahren

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Die Oberndorfer Mauser-Werke (MWO) werden erst mal weiter produzieren. Dies teilte die Geschäftsführung auf Anfrage mit. Während des „gerichtlichen Sanierungsverfahrens“ läuft der Geschäftsbetrieb „uneingeschränkt und vollumfänglich“ weiter. Die derzeit rund 150 Mitarbeiter bekommen in den nächsten drei Monaten Insolvenzgeld von der Arbeitsagentur, heißt es in der Stellungnahme, die mit dem vorläufigen Sachwalter angesprochen ist.

„In einem ersten Schritt geht es darum, MWO zu stabilisieren und den Geschäftsbetrieb normal und für die Kunden der MWO ohne Einschränkung fortzuführen“, heißt es in der Mitteilung. „Zudem wird die Geschäftsführung in den kommenden Wochen und Monaten mit allen Beteiligten sprechen, nach nachhaltigen Zukunftslösungen suchen und dabei alle Handlungsoptionen prüfen, um MWO langfristig stabil und wieder wettbewerbsfähig aufzustellen.“

Die Gründe für die finanzielle Schieflage der Firma, die letztlich zu dem Insolvenzantrag geführt haben, beschreibt die Firma so: „MWO ist ein traditionsreiches Maschinenbauunternehmen, das sich u.a. auf die Herstellung von Werkzeugmaschinen spezialisiert hat, mit denen die Automobilindustrie Teile des Verbrennungsmotors produziert. Wie viele vergleichbare Automobilzulieferer sind wir auch von dem tiefgreifenden strukturellen Wandel der Automobilindustrie betroffen. Der Dieselskandal und die damit verbundene Umweltdebatte sowie die Hinwendung zum Elektromotor und alternativer Antriebsarten haben bei vielen Endkunden zu einer Verunsicherung und zu einer Absatzkrise im Markt geführt. In Folge dessen haben die Automobilhersteller nach Sparpotenzialen gesucht, ihre Budgets umgeschichtet und in vielen Fällen auf die Anschaffung von neuen Werkzeugmaschinen für den Verbrennungsmotor verzichtet. Dies hat zu erheblichen Auftragsrückgängen bei den Automobilzulieferfirmen wie der MWO geführt.

Zu einer nachhaltigen Unternehmensstrategie gehören bei MWO die Kombination von Tradition und Innovation. So haben wir schon vor Jahren neue Maschinenkonzepte entwickelt, um Märkte außerhalb der Automobilindustrie zu erschließen, z.B. für den allgemeinen Maschinenbau oder die Ultrahochpräzisionsindustrie. Leider wirkte sich der dramatische Wandel in der Automobilindustrie auch auf diese Märkte aus. Aktuell gibt es keine realistische Chance, hier kurzfristig die weggebrochenen Aufträge aus der Automobilindustrie zu kompensieren.“

Auf die Entwicklung in der Automobilindustrie hatte MWO frühzeitig reagiert und gegengesteuert. Um den Herausforderungen durch die Umwälzungen im Automobilsektor zukünftig besser zu begegnen, hatte MWO bereits 2019 einen Restrukturierungsprozess begonnen. Durch die Corona-Krise und den damit verbundenen zeitweise massiven Einschränkungen für die Automobilindustrie (zeitweise Schließung der Produktionsstätten im Frühjahr) hatten sich die Rahmenbedingungen weiter verschärft. Beim bereits eingeleiteten Restrukturierungsprozess wurde MWO empfindlich getroffen und zurückgeworfen. Schließlich führte kein Weg mehr an dem Antrag auf das Schutzschirmverfahren vorbei.

Zur Auftragslage schreibt die Firma: „Dennoch haben wir aufgrund der teilweise sehr langen Projektlaufzeiten in bestimmten Bereichen immer noch eine gute Auslastung bei den Aufträgen.“ Auf die Frage nach den Chancen auf eine Fortführung der Firma heißt es: „In einem ersten Schritt geht es darum, MWO zu stabilisieren und den Geschäftsbetrieb normal und für die Kunden der MWO ohne Einschränkung fortzuführen. Zudem wird die Geschäftsführung in den kommenden Wochen und Monaten mit allen Beteiligten sprechen, nach nachhaltigen Zukunftslösungen suchen und dabei alle Handlungsoptionen prüfen, um MWO langfristig stabil und wieder wettbewerbsfähig aufzustellen. MWO ist für die hohe Präzision und Qualität seiner Werkzeugmaschinen im Markt bekannt. MWO verfügt über Jahrzehnte gewachsene vertrauensvolle Geschäftskontakte. Die Geschäftsführung stellt fest, dass die zufriedenen Kunden, Lieferanten und Dienstleister in dieser schwierigen Phase zu MWO halten und das Traditionsunternehmen bei seiner Sanierung unterstützen.“ Welche konkreten Sanierungsmaßnahmen das sein werden darüber könne die Geschäftsleitung noch nichts sagen.

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Wolf-Dieter Bojus
Wolf-Dieter Bojus
... war 2004 Mitbegründer der NRWZ und deren erster Redakteur. Mehr über ihn auf unserer Autoren-Seite.