Licht bricht durch eine einst verschlossene Tür

Gedenkfeier am Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus

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Anlässlich des Gedenkens an die vor 79 Jahren erfolgte Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz/Birkenau durch die Rote Armee hatte der Dunninger Heimat- und Kulturverein angeregt, ein Denkmal für alle Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung in der Gemeinde zu errichten. Der Gemeinderat hat diesem Ansinnen wohlwollend zugestimmt. Der Rottweiler Bildhauer Jürgen Knubben wurde dabei mit der Errichtung des Denkmals beauftragt. 

(Dunningen). Im Rahmen einer kleinen Feierstunde auf dem Friedhof wurde das Denkmal jetzt vor einer großen Anzahl von Gästen aus den drei Ortsteilen eingeweiht. Bürgermeister Peter Schumacher eröffnete die Feierstunde.

Seine Ansprache in Auszügen:

Der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar ist in Deutschland seit 1996 ein bundesweiter, gesetzlich verankerter Gedenktag. Zudem dient der Gedenktag, um auf aktuelle Tendenzen von Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit und Menschenfeindlichkeit aufmerksam zu machen. Aber unser Gedenken beschränkt sich nicht auf diesen einen Tag. Jeder Versuch, sich aus der historischen Verantwortung zu stehlen, ist zum Scheitern verurteilt. Dabei darf das Erinnern keine Strafe sein oder als Aufrechnung einer deutschen Schande demonstriert werden. Das Erinnern ist vielmehr unser aufgeklärter Schutzschild  – auch gegen ein Bedürfnis, das sich angesichts der ungeheuren Verbrechen sträubt, unsere Geschichte anzunehmen. Ohne Geschichte aber gibt es keine Zukunft. Auch der jungen Generation muss gesagt werden, was daraus geschehen ist, wird und darf nicht vergessen werden. Erinnern ist nicht nur eine Aufgabe des Verstandes, sondern auch der Herzen.

Möge uns dieses Denkmal immer daran erinnern, jeder Minderheiten- und Ausländerfeindlichkeit, jeder Politik der Ausgrenzung eine deutliche Absage zu erteilen.

Jürgen Knubben, Rottweiler Künstler und Bildhauer, mahnte in seinen Ausführungen an „die Versuche, zu vergessen, oder zu verdrängen, führen manchmal dazu, dass neue extreme Positionen sich bilden und die Gefahr der Wiederholung entstehe“. Knubben weiter: „Ich bin überzeugt, es gibt nur eine Rasse – die menschliche Rasse; darin natürlich verschiedene Kulturen.“ Nachfolgend erläuterte er Hintergrund und Entstehung seines Werkes. „Das Symbol ist eine Tür, die zuvor verschlossen war. Noch erinnern Gitterstäbe an die Zeit des physischen und psychischen Gefangenseins. Nun aber bricht Licht ein – passend zum heutigen Wetter. Die Größe der Skulptur entspricht bewusst menschlichem Maß, sodass ein Dialog, ein Gegenüber auf Augenhöhe des Betrachters mit dem Denkmal entstehen kann.“

Ursel Graf, Vorsitzende des Heimat- und Kulturvereins Dunningen, ging in ihrer Ansprache primär auf die vom Naziregime verfolgten und ermordeten Menschen aus den drei Ortsteilen ein. „Opfer nationalsozialistischen Verfolgung gab es auch in unserer Gemeinde.“ Anhand von ausgewählten Beispielen erläuterte sie deren Schicksal im mutigen Widerstand gegen die nationalsozialistische Willkürherrschaft.

„Wir sind für das vergangene Unrecht nicht verantwortlich, aber für die Verhinderung neuen Unrechts sind wir sehr wohl verantwortlich“, so Ursel Graf abschließend.

Eine Abordnung des Musikvereins Dunningen umrahmte musikalisch die Gedenkfeier.

Bildergalerie

Fotos: Fritz Rudolf

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