Landrat Michel: Einrichtungsbezogene Impfpflicht macht Probleme

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Corona dreht wieder auf. Die Sieben-Tage-Inzidenz im Landkreis ist wieder nach oben geschossen, auf über 2000. Das berichtete Landrat Dr. Wolf-Rüdiger Michel beim telefonischen Pressegespräch.

„Ein signifikanter Anstieg“ der Ansteckungszahlen, das stellte Michel fest. So seien am vorigen Wochenende 1500 Menschen neu angesteckt worden, eine Woche zuvor lediglich 800. Vor allem in Rottweil sei die Zahl der Infizierten hoch. Er machte das vor allem an der Fasnet fest – das Infektionsgeschehen sei auch in Köln und Düsseldorf gestiegen. Er machte aber nicht den Zünften Vorwürfe: Diese hätten gute Hygienekonzepte gehabt. Aber nach den Umzügen habe es noch geselliges Treiben gegeben, mit vielen Kontakten.

Weniger Bewohner, mehr Mitarbeiter angesteckt

Bei den Heimen gebe es „Licht und Schatten“: Von den Bewohnern seien acht aktuell angesteckt, gegenüber 54 in der Vorwoche. Dafür seien 63 Mitarbeiter infiziert, 24 mehr als in der Woche zuvor.

Der Vollzug der einrichtungsbezogenen Impfpflicht, die ab 16. März gilt, werde die Gesundheitsämter für längere Zeit beschäftigen. Da gelte es, die Daten der Mitarbeiter zu erfassen, die noch ungeimpft sind, Atteste prüfen, bevor dann Entscheidungen getroffen werden. Hinzu käme die Handreichung des Landes, 23 Seiten mit umfangreichem Bildmaterial, „es wird einem schwindlig“. Er rechne nicht damit, dass es vor Herbst die ersten Betretungsverbote für ungeimpfte Mitarbeiter geben werde.

In Schulen helfen Masken

Dass das Gesundheitsamt ohnehin stark beschäftigt ist, bestätigte dessen Leiter Dr. Heinz-Joachim Adam. Aktuell würden 3500 bis 4000 Fälle bearbeitet, wegen der großen Zahl hätte das Amt einen Tag Rückstand. In den Schulen hielten sich die Ansteckungen in Grenzen, weil Lehrer und Schüler sich auch im Unterricht mit Masken schützten. In Kindergärten sei das nicht so, daher seien dort auch die Infektionszahlen höher.

Eine hohe Zahl von Schnelltests kämen auch zum Amt, weil sich die Infizierten freitesten wollten und bei sich einem positiven Test nach sieben Tagen eben am daraufffolgenden Tag noch einmal testen lassen würden und so weiter.

Noch weniger Impfungen

Das Interesse an Impfungen zieht auch durch den neuen Impfstoff Nuvaxovid nicht an. Dies berichtete Martine Hielscher, die Leiterin der Impfstützpunkte. Gerade 26 Mal se der Stoff gewünscht worden. Im der ersten Woche des Jahres hatte es noch 1183 Impfungen gegeben, in der Fasnetswoche gerade 179. Daher wird das Angebot auch eingeschränkt: In Sulz wird am kommenden Dienstag letztmals geimpft, in Schramberg bis Ende des Monats mittwochs zwischen 11 und 18 Uhr. Was ab 1. April ist, „das muss man noch sehen.“ Der Impfstützpunkt in Rottweil bleibe donnerstags von 14 bis 19, freitags von 14 bis 18 Uhr geöffnet. „Jeder ab 18 kann ohne Termin vorbeikommen“, betonte Hielscher.

Impfung auch für Flüchtlinge gesichert

Erschüttert zeigte sich Michel darüber, dass es möglich sei, eine unabhängige Nation anzugreifen. „Dieser Krieg ist Unrecht“, sagte er und hofft, „dass die Waffen bald schweigen.“ Für die Flüchtlinge würden Räume gesucht. Die Impfquote in der Ukraine sei bei 35 Prozent, berichtete Hielscher. Aber es sei genügend Impfstoff da, so dass alle, die es wollen, sich gegen Corona impfen lassen könnten.

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Wolf-Dieter Bojus
Wolf-Dieter Bojus
... war 2004 Mitbegründer der NRWZ und deren erster Redakteur. Mehr über ihn auf unserer Autoren-Seite.

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