Mit einem kleinen Sender auf dem Rücken sind seit gestern drei Jungstörche bei Sulz ausgestattet. Im Rahmen einer Beringungsaktion hat ein Wissenschaftler den Störchen den Sender auf dem Rücken befestigt. Hartmut Polet berichtet.
Sulz. Am Samstag war die Drehleiter der Feuerwehr Sulz im Einsatz. Sie fuhr zum Beringen der Jungstörche in Mühlheim. Dr. Wolfgang Fiedler vom Max-Planck-Institut aus Radolfzell war eigens angereist. Er ist Leiter der Beringungszentrale und forscht über das Verhalten der Weißstörche.
Die Feuerwehrleute Matthias Braun und Axel Frick rangierten in Rekordzeit die Drehleiter in Position. Hartmut Polet, Dietmar Strobel und Karl Wezel hatten schon alles vorbereitet. Fiedler hatte auf einem Tisch seine Technik zum Anbringen der Sender ausgebreitet. So konnte man mit Transportboxen direkt nach oben ans Storchennest fahren und die Störche aus ihrem Nest holen.
Aktion mit der Feuerwehr
Aus einer Höhe von 26 Metern wurde das Nest angepeilt, um „Killian“, dem Storchenvater, Zeit zur Nestflucht zu geben.
Die Jung-Störche sind zwischenzeitlich bereits in eine Schockstarre verfallen. Alle drei Jungstörche haben die Storchenbetreuer mit Hilfe des Maschinisten oben aus dem Nest geholt. Sie wurden abgedeckt und dann nach unten gefahren.
Dort folgte das Beringen nach einem Arbeitsplan, wie es die Beringer auf den Schulungen und bei Praxiseinsätzen für Storchenbetreuer erlernen. Polet reinigte den Schnabel von Schmutz und befestigte die Storchenringe.
Sender mit Temperaturmesser
Dr. Fiedler fixierte die Sender im Gefieder der Störche. Bei jedem Storch haben die Helfer die Flügellänge, die Unterschenkel und den Schnabel vermessen. Zudem haben sie das Gewicht jedes Jungstorchs mit Hilfe einer Paketwaage und einer aufgeschnittenen Tasche gewogen. Der größte Jungstorch brachte es auf mehr als drei Kilogramm Gewicht. Jedem Storch wurde eine Feder entnommen. „Damit können Forscher das Geschlecht des Jungstorches bestimmen“, erläutert Polet.
Störche benötigen in der Wachstumsphase bis zu 1,5 Kilo Nahrung am Tag, was die Altstörche zu Höchstleistung fordert. Sie fliegen im Umkreis von 20 Kilometern und weiter.
Neuer „Holzboden“ im Nest
Nach dem Anbringen der Storchenringe und der GPS-Sender haben die Helfer alle drei Jungstörche wieder mit der Drehleiter nach Oben gebracht und ins Nest gesetzt. Zuvor haben sie den Boden des Storchennestes mit Hackschnitzel ausgefüllt. „Das Regenwetter hatte auch sein Spuren im Storchennest hinterlassen“, hat Polet beobachtet. „Jetzt haben die Störche wieder einen Holzboden in ihrem Nest.“
Leider musste Polet in Mühlheim schon Tage zuvor zwei tote Jungstörche bergen. Landesweit seien dieses Jahr leider sehr viele Jungstörche durch das nasskalte Wetter erfroren, beobachten Fachleute. Oft fallen Jungstörche bei Flugübungen aus dem Nest und müssen geborgen werden. Im Nabu Vogelschutzzentrum werden sie fachkundig betreut und später flugtauglich wieder ausgewildert. Das zeige, dass der Storch in Notsituationen die menschliche Hilfe benötigt.
Ende August werden die Jungstörche Richtung Süden verlassen. „Wir können auch bald sehen, wo die Störche auf Futtersuche sind“, so Polet. Die Mühlheimer Storcheninitiative werde das auf der App „Animal Tracker“ verfolgen. Das MPI Radolfzell informiert im Internet über die Handhabung der App.
Mit dem Sender können die Wissenschaftler das Zugverhalten der Störche genau beobachten. „Sie können sogar die jeweilige Außentemperatur ermitteln“, berichtet Polet. Wer selbst schauen will: App: Animal Tracker Ringnummer – Name: AEU 85 Adebar Mühlheim, AEU 86 Adebar Sulz, AEU 87 Kipp Holzhausen
Interesse geweckt
Einige Besucher beobachteten am Kirchplatz in Mühlheim die Beringung und das Anbringen des GPS-Senders mit Solarzelle vom Boden aus. Die Kinder freuten sich über den Anblick der kleinen Storchenkinder. Diese werden im Spätsommer wegfliegen. „Die haben den Zugtrieb drin“. Anders als ihre Eltern Kilian und Rosi, die seit drei Jahren in Mühlheim überwintern, wie Polet weiß. Kilian bekam schon 2017 in Zell bei Riedlingen seien Ring. Seit2019 kommt er nach Mühlheim.
Dr. Fiedler nahm sich nach dem Einsatz noch die Zeit zum Erfahrungsaustausch mit Karl Wezel und Dietmar Strobel zur Wiederansiedlung der Störche in Mühlheim.
Als Dank erhielt Dr. Fiedler eine Flasche hausgemachten Wein und Honig. Kurz nach der Beringung konnte dann planmäßig eine Hochzeit in der Killianskirche stattfinden.
Der Einsatz in fast 25 Meter Höhe war nur mit Hilfe der Feuerwehr möglich. Der Nabu Oberndorf-Sulz freut sich deshalb über Spenden. Spendenvermerk: Storchennest Mühlheim.
Tolle Sache! Habe soeben mit der App. Animal Tracker den Standort der Störche gefunden.
Für die Redaktion: die GPS Sender befinden sich in Satelliten, die uns in 20.000 km Höhe umkreisen. Die Störche haben GPS Empfänger. Aus den Daten von mehreren Satelliten wird die Position bestimmt und mit einem Sender (z.B. Handy. GSM) gesendet.