Betrug über Ebay Kleinanzeigen: Über eine ziemlich dreiste Mache haben wir vergangene Woche berichtet. Da war ein gewisser Herr Schulze aus Zimmern (Name von der Redaktion geändert) gleich doppelt abgezockt worden. Zunächst verlor er 100 Euro für nicht existierende Fußballtickets, dann übernahm der Betrüger auch noch seine Identität und verkaufte fortan als „SCHULZE“. So ging es danach weiter.
Der Fall in aller Kürze: Der Herr Schulze fiel zunächst auf einen vermeintlichen Verkäufer von Fußballtickets herein. Die Anzeige auf Ebay Kleinanzeigen – nur ein Fake, das Geld ist weg, die Ware kam nie. Besonders bitter: Der Betrüger brachte Herrn Schulze auch noch dazu, ihm per WhatsApp Bilder seines Personalausweises zuzusenden. Angeblich, um die digitalen, sogenannten eTickets auf seinen Namen umschreiben zu können. Alles Quatsch, der Betrüger nutzte fortan die Identität Schulzes, um sich gegenüber neuen Opfern zu legitimieren. So erhielt auch die NRWZ Bilder vom Personalausweis des echten Schulzes, zugesandt vom falschen. Darauf angesprochen, machte der Betrüger die Schotten dicht, brach den Chat mit der NRWZ ab und nahm seine Anzeige aus dem Netz. Allerdings nur vorübergehend. Einige Stunden später war er wieder online. Ganz schön dreist.
„SCHULZE“ verkauft laut Ebay nicht mehr
Inzwischen erklärt Ebay, der Sache nachzugehen. Die NRWZ erhält eine E-Mail, wonach sie am 24.04.2022 um 19.16 Uhr Kontakt gehabt habe zu einem Anbieter auf eBay Kleinanzeigen. „Dies betraf die Anzeige ‚Tickets BVB Dortmund vs VFL Bochum'“, weiß Ebay und übermittelt die Nummer der Kleinanzeige. „Wir haben das Nutzerkonto des Anbieters, mit dem du Kontakt hattest, eingeschränkt. Wir nehmen an, dass das Nutzerkonto missbräuchlich durch Dritte verwendet wurde. Ohne Wissen des eigentlichen Kontoinhabers wurden entweder seine bestehende Anzeigen verändert, neue Anzeigen aufgegeben, oder Nachrichten in dessen Namen versendet.“
Ebay war die betrügerische Anzeige dieses SCHULZE, der sich vehement in Großbuchstaben schrieb, da mehrfach gemeldet worden. Das Unternehmen reagierte erst Tage später. Während dieser Zeit könnten einige Menschen auf die Anzeigen mit den vermeintlich billigen Fußballtickets hereingefallen sein. Ihnen rät der Konzern:
- Aktualisiere dein Antivirenprogramm und lass auf allen Geräten eine komplette Prüfung durchführen.
- Ändere danach bitte die Passwörter in deinem E-Mail-Konto, (z.B. bei web.de, gmail.com, usw.) und im eBay Kleinanzeigen-Konto, ab. Es ist nicht ausreichend, nur das Passwort bei eBay Kleinanzeigen zu ändern!
- Solltest du weder Ware noch Geld erhalten haben, so kannst du dich hier über die weitere Vorgehensweise informieren und uns den Fall melden.
Das tat die Bank
Die Zahlung für die vermeintlichen Fußballtickets lief auf ein Konto der Berliner N26 Bank. Ein Institut, das Online-Konten anbietet, die rasch eröffnet sind. Etwa auch von Betrügern. Wir haben bei dieser Bank nachgefragt. „Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir uns gemäß Bankenrecht und Datenschutz nicht gegenüber Dritten zu einzelnen Konten und Kund:innen äußern können“, macht eine Sprecherin gleich klar. „Wir können Ihnen allerdings versichern, dass wir Meldungen von potenziell betrügerischen Konten außerordentlich ernst nehmen und bei der Erfassung potenzieller Betrugsfälle strengen regulatorischen Vorgaben folgen“, sagt sie weiter. Auch der Umgang mit Konten, bei denen es Hinweise auf kriminelle Aktivitäten gebe, folge einem festgelegten Regelprozess. „Solche Fälle melden wir unverzüglich der Zentralstelle für Finanztransaktionsuntersuchungen (FIU) und sperren betreffende Konten gegebenenfalls.“
Ob dies mit dem Konto des Fake-Karten-Verkäufers geschehen ist, erfahren wir aus oben genannten Gründen nicht. Aber dies: „Zusätzlich überarbeiten wir im Austausch mit den Behörden laufend unsere Prozesse zur Bearbeitung von Hinweisen Dritter. Alle Sachverhalte und Hinweise, die in Bezug zu potenziellen Betrugsfällen stehen, werden mit hoher Priorität behandelt und unverzüglich bearbeitet“, so die Sprecherin der N26 Bank.
Im November 2021 hatte sich die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) die N26 vorgenommen und dazu verdonnert, „Maßnahmen zu ergreifen, um wieder eine ordnungsgemäße Geschäftsorganisation herzustellen und Risiken für die operationelle Resilienz einzudämmen.“ Ein von der BaFin bestellter Sonderbeauftragter werde die Umsetzung der angeordneten Maßnahmen überwachen.
So bestätigt auch die Sprecherin: „In den letzten Monaten hat der gesamte Banken- und Finanzbereich eine steigende Anzahl von Online-Betrug und Finanzkriminalität gesehen.“ Die Anforderungen an Banken im Kampf gegen Online-Betrug würden ständig steigen, „und als führende Online-Bank in Europa hat N26 daher in den letzten Jahren in verschiedene Bereiche investiert“, sagt sie. Die Investitionen flössen besonders in Maßnahmen zur Erkennung von Online-Betrugsversuchen in Echtzeit und die Verdopplung der Personalausstattung im Bereich Financial-Crime-Prävention. Auch im Rahmen des Verifizierungsprozesses setze die Bank „auf moderne, datenbasierte Technologie und künstliche Intelligenz“, um die Echtheit der Identität aller Personen, die ein N26 Konto eröffnen möchten, anhand von mehr als 280 Datenpunkten festzustellen.
Im Falle des falschen „SCHULZE“ haben diese Mechanismen nicht angeschlagen.
Ferner leiste N26 aktive Präventionsarbeit. „Unsere Mitgliedschaft bei Deutschland sicher im Netz e.V. und unsere Beteiligung an aktuellen Initiativen zur Verbraucheraufklärung sind nur zwei Schritte von vielen“, so die Bank-Sprecherin. „Wir klären unsere Kund:innen zudem auf unserer Webseite, per E-Mail und mithilfe proaktiver Informationsarbeit regelmäßig darüber auf, wie sie sich vor potenziellen Betrugsversuchen schützen können. Dies beinhaltet auch konkrete Tipps bezüglich Online-Marktplätzen sowie dazu, wie Nutzer:innen Betrug, Manipulation – beispielsweise durch Social Engineering –, sowie Missbrauch ihrer persönlichen Daten vermeiden.“
Und das sagt die Polizei
Der echte Schulze aus Zimmern hat nach der missbräuchlichen Verwendung seiner Identität Anzeige bei der Polizei erstattet. Während der die Anzeige aufnehmende Beamte ihm noch erklärt haben soll, dass es so gut wie unmöglich sei, an Ebay und dan den betrügerischen Nutzer heranzukommen, zeichnet eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Konstanz ein anderes Bild. Wir haben mit ihr ein kleines Interview geführt.
NRWZ: Tritt diese Masche im Präsidiumsbereich bereits häufig auf? Liegen entsprechende Anzeigen vor?
Nicole Minge, Referat Öffentlichkeitsarbeit, Polizeipräsidium Konstanz: Es handelt sich um einen häufiger auftretenden Deliktsbereich, der auch immer mehr bei der Polizei zur Anzeige gebracht wird. Detaillierte Zahlen für Jahr 2022 liegen derzeit noch nicht vor. Generell ist aber erkennbar, dass Betrugsdelikte auch im Zusammenhang mit Cybercrime in den letzten Jahren stark zugenommen haben. Im Jahr 2020 wurden noch 35 Fälle angezeigt, aber im Jahr 2021 bereits 66 Betrugsdelikte.
Wie ist Ihre Erfolgsquote bei den Ermittlungen?
Beim PP Konstanz konnten im Jahr 2021 mehr als 50 Prozent der Betrugsfälle im Zusammenhang dem digitalen Identitätsdiebstahl/ der Accountübernahme aufgeklärt werden.
Taucht die N26 Bank in Berlin dabei öfter auf als das Institut, bei dem das Betrügerkonto liegt?
Hierzu können keine Aussagen getroffen werden, da keine Auswertungen vorliegen.
Haben Sie hierüber Erkenntnisse: Der Betrüger nutzt die fremde Identität in der direkten Kommunikation mit Kartenkäufern. Nutzt er die fremde Identität auch zur Eröffnung des Bankkontos, auf das die Zahlungen für die vermeintlich vorhandenen Tickets laufen?
Aufgrund des laufenden Ermittlungsverfahrens können hierzu keine Informationen weitergegeben werden.
Wissen Sie, wie der Inhaber des Kontos, der Betrüger, an die eingehenden Zahlungen kommt? Leitet er sie weiter? Hebt er sie ab?
Auch diese Frage umfasst das laufende Ermittlungsverfahren. Aus ermittlungstaktischen Gründen können wir keine Details zum aktuellen Fall bekannt geben.
Arbeitet etwa die N26-Bank gut mit den Ermittlungsbehörden zusammen? Hilft sie ihnen Sie bei der Ermittlung des wahren Geldempfängers?
Generell können wir anführen, dass deutsche Banken bei Betrugsdelikten im Zusammenhang mit Cybercrime bei der Aufklärung von Straftaten behilflich sind.
Welche Tipps haben Sie für Nutzer etwa von Ebay Kleinanzeigen, um sich vor diesen Betrügern zu schützen?
Umfangreiche Tipps finden Betroffene und Interessierte auf diesen Internetseiten:
https://www.polizeifuerdich.de/wo-gibts-hilfe/hilfeangebote/
https://www.verbraucherzentrale.de/ (Betrugsmaschen Internet recherchieren – aktuell 5 Anzeigen)
https://www.Polizeiberatung.de – News, Fakten und Tipps der Polizei
https://www.zivile-helden.de/ – Wie viel Zivilcourage steckt in Dir? – Hast Du das Zeug zum zivilen Helden? Erlebe die interaktiven Videos rund um Antisemitismus, Gewalt, Hass im Netz, Radikalisierung und Verschwörungsmythen bestimme selbst den Ausgang der Geschichten! – Zivilcourage bei ONLINE- Taten wird immer wichtiger, teilen, in den Status stellen, damit alle von den neuesten Betrugsmaschen schnell erfahren.
Zwei Dinge:
Also aufpassen!