Martina Braun, Landtagsabgeordnete und Landwirtin, kam kürzlich beim Frühjahrsempfang der Grünen im Kreis Rottweil ins Gespräch mit Vertretern der Landwirtschaft.
Deißlingen. Zunächst blickte Sonja Rajsp-Lauer, Sprecherin der Grünen, auf ein ereignisreiches Jahr zurück, darunter war der Besuch von Verkehrsminister Winfried Hermann in der Pulverfabrik, ein Abend, bei dem es vor allem um die Gäubahn ging. Und die Forderung, aus dem Süden des Ländles weiter direkt zum Stuttgarter Hauptbahnhof kommen zu wollen, für die die Kreisgrünen nun eine eigene Resolution gestartet haben. Aber auch die beiden großen Demonstrationen samt Kulturfest gegen die AfD-Veranstaltungen in der Rottweiler Stadthalle wurden von den Grünen maßgeblich mitgetragen. Zudem veranstalteten sie eine hochkarätige Podiumsdiskussion in Sulz-Sigmarswangen, bei der es um die Frage ging, ob guter und fruchtbarer Boden für Gewerbegebiete geopfert werden soll.
Sonja Rajsp-Lauer wies darauf hin, dass die Grünen trotz aller Kritik an der Ampelregierung derzeit stetig wachsende Mitgliederzahlen haben. „Wir sind so viele wie noch nie!“ Thuy Nga Trinh, die auf der neuen grünen Liste für Deisslingen und Lauffen kandidiert, betonte, es sei für den jungen Ortsverband eine besondere Ehre, diese Veranstaltung in Deisslingen abhalten zu dürfen.
„Wir Grünen stehen im Kreuzfeuer der Kritik“, so Martina Braun. Dass man trotzdem wachse, „das zeigt, dass unsre Themen wichtig sind!“ Jahrzehntelang sei der Klimaschutz vernachlässigt worden, nun ginge es manchen Menschen zu schnell, „aber eine Legislaturperiode hat nur vier Jahre. Und zwei sind schon rum.“ Mit den Bauern im Land habe sie in den letzten Wochen sehr viele sehr gute Gespräche geführt, „ich glaube, ich kenne jetzt jeden einzelnen.“ Braun ging auch auf die Katzenproblematik ein, die Tierheime im Land seien völlig überfüllt, wild aufwachsende Kätzchen meist krank, unterernährt und voller Parasiten. Eine landesweite Katzenschutzverordnung samt Sterilisierungsregeln sei aber nur mit den Kommunen machbar.
Mehr Mobilität gerade im ländlichen Raum sei dringend nötig, das erlebe sie am eigenen Leib, schließlich lebt die Familie auf einem Hof im Linachtal, „aber das kostet was!“ Eine Lösung könne es sein, Taxis wie Rufbusse zu nutzen, das sei besser, als große Busse leer fahren zu lassen. Martina Braun plädierte auch für Klimaschutzmaßnahmen mit Bürgerbeteiligung, das zahle sich aus: Ein ins Klima investierter Euro bringe am Ende eine Ersparnis von sieben Euro. „Das wird sich alles auszahlen“, stellte die Abgeordnete klar.
Sie wies auch auf das von der Landesregierung geänderte Wahlrecht: Bei der Kommunalwahl am 9. Juni dürfen erstmals schon 16-Jöhrige wählen. Um mehr Bioanbau kümmere man sich im Strategiedialog, hier sei auch der Lebensmittelhandel mit am Tisch, der Verantwortung für die Preise trage. „Wir kriegen für unsre Biomilch 60 Cent, im Laden kostet sie 1,50 Euro. Wer bekommt die 90 Cent?“ Mit den anwesenden Vertretern aus der Landwirtschaft entspann sich anschließend ein konstruktiver Dialog, bei dem Martina Braun viele Fragen beantworten konnte. Klar wurde aber auch, dass die Politik nicht alle Probleme lösen kann, es liege auch an den Verbrauchern und ihrer Bereitschaft, für regionale Produkte Geld auszugeben. Musikalisch umrahmt wurde der Abend von Jochen Braun vom Bluesbüro Rottweil.