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    NRWZ.deLandkreis RottweilGroße Sauerei: Feuerwehr Dietingen mit tausenden Litern Harnstoff-Polymer-Mischung konfrontiert

    Große Sauerei: Feuerwehr Dietingen mit tausenden Litern Harnstoff-Polymer-Mischung konfrontiert

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    Bei einem Verladeunfall ist ein Container in einem Industriegebiet in Dietingen-Böhringen leckgeschlagen. Das löste einen stundenlangen Feuerwehreinsatz aus. Die Einsatzkräfte waren mit tausenden Litern einer klebrigen Flüssigkeit konfrontiert, die auch den Weg in die Kanalisation fand. Wie inzwischen bekannt geworden ist, handelte es sich um einen Stoff, der zur Herstellung von Kleber verwendet wird.

    Update Mittwoch, 27.09.2023, 20.40 Uhr: Das Landratsamt Rottweil hat auf Nachfrage der NRWZ Details zum ausgelaufenen Stoff bekanntgegeben. Demnach handelt es sich um das Produkt Urecoll 118 flüssig – „ein Polymer auf Basis von Harnstoff und Formaldehyd“, wie eine Sprecherin des Landratsamtes berichtete. Der Stoff werde zur Herstellung von Klebstoff für die Papier- und Kartonagenverarbeitung sowie zum Etikettieren von Metallgebinden verwendet. Nach Einschätzung des Umweltschutzamtes seien etwa zwei Kubikmeter des Stoffes in die Kanalisation gelangt.

    Ein geringerer Teil habe sich auf die Betriebsfläche und auf eine unbefestigte Fläche ergossen. „Die Kanäle wurden gespült und das Wasser-Stoffgemisch auf der Kläranlage aufgefangen. Im Rahmen der Schadensbeseitigung werden die betroffenen Kanäle noch durch eine Kanalbefahrung inspiziert“, so die Sprecherin des Landratsamts nach Rücksprache mit dem Umweltschutzamt weiter. „Die Kontaminationen im Bereich der unbefestigten Fläche müssen ausgebaggert und ordnungsgemäß entsorgt werden.“

    Weiter teilt die Behörde mit: „Es gab keine Einleitungen in oberirdische Gewässer oder in das Grundwasser. Eine Exposition des Stoffes in die Luft war nicht gegeben, da dieser in flüssiger, nicht aerosoler Form vorlag.“ Deshalb habe es auch keine unmittelbare Gefährdung von Umwelt, Mensch und Tier durch den Unfall gegeben.

    Wie die Sprecherin abschließend erklärte, war zunächst ein Mitarbeiter des Umweltschutzamtes gestern vor Ort und hat die Schadensbehebung begleitet. Heute, am Tag nach dem Unfall, seien nochmals zwei Mitarbeiter zur Koordination der Schadensnachbereitung in Böhringen gewesen.

    Unser ursprünglicher Bericht: Bei Verladearbeiten in einem Industriegebiet in Böhringen geriet am Dienstag gegen 18 Uhr ein Container an einem mobilen Verladekran aus ungeklärter Ursache plötzlich in Schräglage und stürzte aus mehreren Metern Höhe ungebremst zu Boden. Darüber berichtet der Sprecher der Gesamtfeuerwehr Dietingen, Olaf Lutzkat. „Der mit einer klebrigen Flüssigkeit zur Bearbeitung von Papierprodukten befüllte Silocontainer schlug dabei leck. Es ergossen sich etwa 11.500 Liter einer zähen und klebrigen Flüssigkeit über den Hof der Firma“, so der Dietinger Feuerwehrsprecher.

    Foto: pm / Olaf Lutzkat

    Foto: pm / Olaf Lutzkat

    Die eintreffenden Kräfte sahen sich mit einer großen Sauerei konfrontiert. Die zunächst mit einem niedrigen Stichwort „Hilfeleistungseinsatz H1“ angeforderten Abteilungen der Freiwilligen Feuerwehr Dietingen aus den Ortsteilen Böhringen und Rotenzimmern alarmierten wegen des umfangreichen Schadensschildes umgehend die Abteilungen aus Irslingen und Dietingen nach. Außerdem habe Einsatzleiter Dominik Weißer zeitnah die Wasserwerke über eine mögliche Verunreinigung der Abwässer durch industrielle Stoffe informiert.

    Neben der Sicherung des leckgeschlagenen Silocontainers konzentrierten sich die Einsatzkräfte laut Lutzkat auf das Auffangen der weißen und klebrigen Flüssigkeit auf dem Betriebsgelände der Firma. „Leider konnte wegen des massiven Austrittes der Flüssigkeit aus dem Container der Eintritt der Substanz in das Abwassersystem des Ortes nicht verhindert werden“, so der Feuerwehrsprecher.

    Er kann aber Entwarnung geben: „Für Mensch und Umwelt bestand weder während des Austrittes der Flüssigkeit noch zu einem anderen Zeitpunkt des Einsatzes eine Gefahr.“ Es habe sich nicht um Gefahrgut gehandelt. Dies hätten nicht nur die Facharbeiter des Betriebes, sondern zudem ein hinzugerufener Fachmann aus dem Landratsamt Rottweil vor Ort noch während des laufenden Einsatzes bestätigt.

    Die Feuerwehr errichtete ein Sammelbecken, das einiges der klebrigen Flüssigkeit aufgefangen habe. Dieser Teil sei in Spezialbehälter abgepumpt worden. Dennoch gelangte ein anderer Teil in die Kanalisation. Über einen Lageplan des Abwassersystems des Ortsteils Böhringen machten sich die Einsatzkräfte laut ihres Sprechers daran, festzustellen, in welche Kanälen sich die weiße und ungefährliche, aber klebrige Flüssigkeit ihren Weg gebahnt hatte. Dazu wurden laut Lutzkat mehrere Einsatzfahrzeuge auf Kontrollfahrt geschickt, um an ausgewählten Knotenpunkten in Böhringen eine Sichtung in den Abwässerschächten vorzunehmen.

    In Zusammenarbeit und nach Genehmigung durch das Landratsamt Rottweil sind die betroffenen Abwasserleitungen sicherheitshalber gespült worden. Die ausgetretene Flüssigkeit sei mit Wasser verdünnt und der Abfluss in den Kanälen damit beschleunigt worden. Dies alles geschah überwacht von den Wasserwerken.

    Foto: pm / Olaf Lutzkat

    Foto: pm / Olaf Lutzkat

    Schließlich ging’s ans Aufräumen. Hier kam die Schlauchwerkstatt des Landkreises, die in Schramberg-Sulgen stationiert ist, ins Spiel. Ein Team dieser Abteilung wurde zur Einsatzstelle gerufen, um das verunreinigte Schlauchmaterial der Kameradinnen und Kameraden aus Dietingen aufzunehmen und fachgerecht zu reinigen.

    Im Einsatz war die Feuerwehr Dietingen mit fünf Fahrzeugen und 42 Einsatzkräften, sowie die Polizei Rottweil mit einer Streifenwagenbesatzung. Feuerwehrsprecher Lutzkat berichtete noch in der Nacht erleichtert: „Das Einsatzende konnte gegen 21.30 Uhr vermeldet werden.“

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    4 Kommentare

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    Björn Kuhn
    Björn Kuhn
    1 Jahr her

    “Für Mensch und Umwelt bestand weder während des Austrittes der Flüssigkeit noch zu einem anderen Zeitpunkt des Einsatzes eine Gefahr.”
    Immer wenn so eine Formulierung gewählt wird ist die Kacke so richtig am dampfen …
    Außerdem scheint die Zeitung arglistig zu verschweigen, was denn die „klebrige Flüssigkeit“ nun war.

    Peter Arnegger (gg)
    Antwort auf  Björn Kuhn
    1 Jahr her

    Wir haben beim Landratsamt nachgefragt. Melden es, sobald die Antwort vorliegt.

    Peter Arnegger (gg)
    Antwort auf  Björn Kuhn
    1 Jahr her

    Wir haben die Antwort auf Ihre Frage nun eingearbeitet.

    Florian
    Florian
    Antwort auf  Björn Kuhn
    1 Jahr her

    Wie müsste die Formulierung Ihrer Meinung nach lauten, wenn für Mensch und Umwelt tatsächlich zu keinem Zeitpunkt eines Einsatzes eine Gefahr besteht?

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    NRWZ-Redaktion
    NRWZ-Redaktion
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    Bei einem Verladeunfall ist ein Container in einem Industriegebiet in Dietingen-Böhringen leckgeschlagen. Das löste einen stundenlangen Feuerwehreinsatz aus. Die Einsatzkräfte waren mit tausenden Litern einer klebrigen Flüssigkeit konfrontiert, die auch den Weg in die Kanalisation fand. Wie inzwischen bekannt geworden ist, handelte es sich um einen Stoff, der zur Herstellung von Kleber verwendet wird.

    Update Mittwoch, 27.09.2023, 20.40 Uhr: Das Landratsamt Rottweil hat auf Nachfrage der NRWZ Details zum ausgelaufenen Stoff bekanntgegeben. Demnach handelt es sich um das Produkt Urecoll 118 flüssig – „ein Polymer auf Basis von Harnstoff und Formaldehyd“, wie eine Sprecherin des Landratsamtes berichtete. Der Stoff werde zur Herstellung von Klebstoff für die Papier- und Kartonagenverarbeitung sowie zum Etikettieren von Metallgebinden verwendet. Nach Einschätzung des Umweltschutzamtes seien etwa zwei Kubikmeter des Stoffes in die Kanalisation gelangt.

    Ein geringerer Teil habe sich auf die Betriebsfläche und auf eine unbefestigte Fläche ergossen. „Die Kanäle wurden gespült und das Wasser-Stoffgemisch auf der Kläranlage aufgefangen. Im Rahmen der Schadensbeseitigung werden die betroffenen Kanäle noch durch eine Kanalbefahrung inspiziert“, so die Sprecherin des Landratsamts nach Rücksprache mit dem Umweltschutzamt weiter. „Die Kontaminationen im Bereich der unbefestigten Fläche müssen ausgebaggert und ordnungsgemäß entsorgt werden.“

    Weiter teilt die Behörde mit: „Es gab keine Einleitungen in oberirdische Gewässer oder in das Grundwasser. Eine Exposition des Stoffes in die Luft war nicht gegeben, da dieser in flüssiger, nicht aerosoler Form vorlag.“ Deshalb habe es auch keine unmittelbare Gefährdung von Umwelt, Mensch und Tier durch den Unfall gegeben.

    Wie die Sprecherin abschließend erklärte, war zunächst ein Mitarbeiter des Umweltschutzamtes gestern vor Ort und hat die Schadensbehebung begleitet. Heute, am Tag nach dem Unfall, seien nochmals zwei Mitarbeiter zur Koordination der Schadensnachbereitung in Böhringen gewesen.

    Unser ursprünglicher Bericht: Bei Verladearbeiten in einem Industriegebiet in Böhringen geriet am Dienstag gegen 18 Uhr ein Container an einem mobilen Verladekran aus ungeklärter Ursache plötzlich in Schräglage und stürzte aus mehreren Metern Höhe ungebremst zu Boden. Darüber berichtet der Sprecher der Gesamtfeuerwehr Dietingen, Olaf Lutzkat. „Der mit einer klebrigen Flüssigkeit zur Bearbeitung von Papierprodukten befüllte Silocontainer schlug dabei leck. Es ergossen sich etwa 11.500 Liter einer zähen und klebrigen Flüssigkeit über den Hof der Firma“, so der Dietinger Feuerwehrsprecher.

    Foto: pm / Olaf Lutzkat

    Foto: pm / Olaf Lutzkat

    Die eintreffenden Kräfte sahen sich mit einer großen Sauerei konfrontiert. Die zunächst mit einem niedrigen Stichwort „Hilfeleistungseinsatz H1“ angeforderten Abteilungen der Freiwilligen Feuerwehr Dietingen aus den Ortsteilen Böhringen und Rotenzimmern alarmierten wegen des umfangreichen Schadensschildes umgehend die Abteilungen aus Irslingen und Dietingen nach. Außerdem habe Einsatzleiter Dominik Weißer zeitnah die Wasserwerke über eine mögliche Verunreinigung der Abwässer durch industrielle Stoffe informiert.

    Neben der Sicherung des leckgeschlagenen Silocontainers konzentrierten sich die Einsatzkräfte laut Lutzkat auf das Auffangen der weißen und klebrigen Flüssigkeit auf dem Betriebsgelände der Firma. „Leider konnte wegen des massiven Austrittes der Flüssigkeit aus dem Container der Eintritt der Substanz in das Abwassersystem des Ortes nicht verhindert werden“, so der Feuerwehrsprecher.

    Er kann aber Entwarnung geben: „Für Mensch und Umwelt bestand weder während des Austrittes der Flüssigkeit noch zu einem anderen Zeitpunkt des Einsatzes eine Gefahr.“ Es habe sich nicht um Gefahrgut gehandelt. Dies hätten nicht nur die Facharbeiter des Betriebes, sondern zudem ein hinzugerufener Fachmann aus dem Landratsamt Rottweil vor Ort noch während des laufenden Einsatzes bestätigt.

    Die Feuerwehr errichtete ein Sammelbecken, das einiges der klebrigen Flüssigkeit aufgefangen habe. Dieser Teil sei in Spezialbehälter abgepumpt worden. Dennoch gelangte ein anderer Teil in die Kanalisation. Über einen Lageplan des Abwassersystems des Ortsteils Böhringen machten sich die Einsatzkräfte laut ihres Sprechers daran, festzustellen, in welche Kanälen sich die weiße und ungefährliche, aber klebrige Flüssigkeit ihren Weg gebahnt hatte. Dazu wurden laut Lutzkat mehrere Einsatzfahrzeuge auf Kontrollfahrt geschickt, um an ausgewählten Knotenpunkten in Böhringen eine Sichtung in den Abwässerschächten vorzunehmen.

    In Zusammenarbeit und nach Genehmigung durch das Landratsamt Rottweil sind die betroffenen Abwasserleitungen sicherheitshalber gespült worden. Die ausgetretene Flüssigkeit sei mit Wasser verdünnt und der Abfluss in den Kanälen damit beschleunigt worden. Dies alles geschah überwacht von den Wasserwerken.

    Foto: pm / Olaf Lutzkat

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    Schließlich ging’s ans Aufräumen. Hier kam die Schlauchwerkstatt des Landkreises, die in Schramberg-Sulgen stationiert ist, ins Spiel. Ein Team dieser Abteilung wurde zur Einsatzstelle gerufen, um das verunreinigte Schlauchmaterial der Kameradinnen und Kameraden aus Dietingen aufzunehmen und fachgerecht zu reinigen.

    Im Einsatz war die Feuerwehr Dietingen mit fünf Fahrzeugen und 42 Einsatzkräften, sowie die Polizei Rottweil mit einer Streifenwagenbesatzung. Feuerwehrsprecher Lutzkat berichtete noch in der Nacht erleichtert: „Das Einsatzende konnte gegen 21.30 Uhr vermeldet werden.“

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