Der Bürgermeister der Gemeinde Villingendorf, Marcus Türk, hat sich am heutigen Sonntagmorgen in einem Brief an die Bürger gewandt. Darin lobt er vor allem etwa die Hilfsbereitschaft der Villingendorfer. Türk möchte, so scheint es, einfach mal „Danke“ sagen. Und mehr.
Die NRWZ bringt den Brief im Wortlaut:
Liebe Bürgerinnen und Bürger von Villingendorf,
seit mehr als einem Monat gelten nun schon viele einschneidende Beschränkungen, um die Menschen vor dem Coronavirus zu schützen und eine Überforderung des Gesundheitssystems zu vermeiden. Wir erleben eine Situation, die uns als Gesellschaft vor große Herausforderungen stellt. Unser Leben hat sich seither drastisch geändert. Viele sind in ihrer Berufsausübung eingeschränkt und machen sich Sorgen um ihre wirtschaftliche Existenz. Andere stehen seit Wochen vor der Herausforderung, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen, da Kindertageseinrichtungen und Schulen grundsätzlich geschlossen sind. Selbstständige und Unternehmer wissen häufig nicht, wie lange sie wirtschaftlich noch überleben können. Vereine können ihre gemeinnützigen Tätigkeiten nicht ausüben und mussten bereits Veranstaltungen absagen.
All diese Einschränkungen treffen uns hart. Dennoch muss unsere oberste Priorität als Gesellschaft der Schutz und das Wohlergehen unserer Bevölkerung sein! Die Medien berichten scheinbar pausenlos über das Coronavirus. Wir sehen Bilder aus anderen Ländern, die uns Angst machen, insbesondere aus Italien, Spanien, Frankreich oder den USA. Gleichzeitig aber führen uns diese Bilder eindrucksvoll vor Augen, dass wir in Deutschland bisher vergleichsweise glimpflich durch diese Krise gekommen sind und dass wir auf unser funktionierendes Gesundheitssystem vertrauen können. Durch die Beschränkungen haben wir erreicht, dass die Infektionsgeschwindigkeit in Deutschland abgenommen hat. Dies hat unsere Bundeskanzlerin jüngst als „zerbrechlichen Zwischenerfolg“ bezeichnet, was zeigt, dass eine allzu frühe Aufhebung der Beschränkungen das Erreichte wieder zunichtemachen könnte.
Ein Lichtblick sind die neuen Lockerungen, die als Ergebnis der Telefonschaltkonferenz der Bundeskanzlerin mit den Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder vom 15. April 2020 festgehalten werden können. So soll ab Mai der Schulbetrieb wieder schrittweise aufgenommen werden. Die Kindertageseinrichtungen bleiben weiterhin grundsätzlich geschlossen, jedoch soll die Notbetreuung zum 27. April 2020 ausgeweitet werden. Ebenso dürfen einige Geschäfte, die bisher geschlossen bleiben mussten, wieder öffnen. Die Kontaktbeschränkungen wurden jedoch bis Anfang Mai verlängert. Auch bleiben wir alle aufgefordert, generell auf private Reisen und Besuche zu verzichten. Dem Verbot zur Durchführung von Großveranstaltungen wird auch unser Dorffest zum Opfer fallen, welches für Mitte Juli geplant war.
Da wir uns in einer dynamischen Situation befinden, ändern sich die Vorgaben und Handlungshinweise recht schnell. Dies zeigt sich auch daran, dass mittlerweile die fünfte Änderungsverordnung zur Corona-Verordnung gilt. Wir von der Gemeindeverwaltung befinden uns diesbezüglich im stetigen Kontakt mit den anderen Kommunen des Landkreises, dem Landratsamt Rottweil sowie weiteren zuständigen Behörden, um hier aktuelle Vorgaben und Hinweise unverzüglich umzusetzen. Grundlage hierbei sind immer die entsprechenden Vorgaben und Empfehlungen der Ministerien des Bundes und des Landes sowie des Robert Koch-Institutes. Ich möchte Sie bitten, sich hier regelmäßig auf dem Laufenden zu halten und die Veröffentlichungen und Aktualisierungen zu verfolgen. Am schnellsten und ohne Verzögerungen ist dies auf unserer Internetseite der Gemeinde Villingendorf möglich.
Der Betrieb der Gemeindeverwaltung ist weiterhin gewährleistet, wobei der Zugang zum Rathaus bis auf Weiteres eingeschränkt bleibt. Per Brief, E-Mail und Telefon sind wir jedoch wie gewohnt für Sie da. Ebenfalls bitte ich Sie um Verständnis dafür, dass ich weiterhin auf den Besuch von Alters- und Ehejubilaren sowie auf Firmenbesuche verzichte. Auch finden vorerst keine Bürgersprechstunden mehr statt.
Für die Gemeinde Villingendorf müssen wir davon ausgehen, dass wir die Auswirkungen der Coronakrise noch eine lange Zeit spüren werden. In Bezug auf unseren Haushalt müssen wir mit finanziellen Einbußen rechnen, die in ihrer Höhe allerdings noch nicht absehbar sind. Dies stellt uns gerade im Hinblick auf unser Großprojekt des Neubaus der Mehrzweckhalle vor immense finanzielle Herausforderungen, sodass wir uns hierauf mit ganzer Kraft konzentrieren müssen.
An dieser Stelle möchte ich nochmals an meinen Aufruf „Gemeinsam durch die Krise! Unterstützung für den Ort“ vom 25. März 2020 erinnern. Die Solidarität, welche die Bevölkerung insbesondere mit der Gastronomie und dem Lebensmitteleinzelhandel gezeigt hat, aber auch mit anderen Geschäften, Unternehmen und Handwerkern in Villingendorf, hat mich überwältigt und mir ein weiteres Mal gezeigt, wie unsere Gemeinde zusammensteht! Dies zeigt auch die große Hilfsbereitschaft der Villingendorfer Bürgerschaft untereinander, was sich beispielsweise in den Unterstützungsangeboten des Sportvereins Villingendorf und der Sozialgemeinschaft Villingendorf widerspiegelt. Deshalb meine erneute Bitte: Unterstützen Sie die Wirtschaft im Ort auch weiterhin, sodass auch sie die derzeitig schwierige Situation bewältigen kann.
Bei Ihnen allen möchte ich mich für Ihr Verständnis und Ihre Solidarität bedanken, die Sie auch dadurch zum Ausdruck bringen, dass Sie mit der Einhaltung der getroffenen Regelungen ihren Teil dazu beitragen, dass wir diese Krise gemeinsam überstehen. Mein Dank gilt auch unseren ehrenamtlich Tätigen vom Deutschen Roten Kreuz und der Freiwilligen Feuerwehr Villingendorf. Es ist beruhigend, zu wissen, dass Sie auch in dieser schweren Zeit für uns alle da sind.
Abschließend möchte ich mich bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Gemeinde für die großen Anstrengungen der letzten Wochen bedanken. Ebenfalls gilt mein Dank den Damen und Herren des Gemeinderates für ihre Unterstützung in der Zeit, in der keine Sitzungen stattfanden. Nicht vergessen möchte ich auch all diejenigen, die unentwegt ihrer Tätigkeiten nachgehen, um unser Alltagsleben – soweit es eben geht – am Laufen zu halten. So danke ich beispielsweise den Beschäftigten im Einzelhandel, im Gesundheitssystem, im Bereich der Pflege und allen anderen, die weiterhin täglich für uns da sind. Besonders gilt dies auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der zuständigen Ministerien von Bund und Land, des Polizeipräsidiums Konstanz sowie des Landratsamtes Rottweil, die in dieser Ausnahmesituation unverzüglich und ohne Rücksicht auf Sonn- und Feiertage Regelungen erlassen, umsetzen und überwachen müssen, die unser aller Sicherheit dienen.
Geben Sie bitte auf sich und Ihre Liebsten Acht und bleiben Sie gesund!
Es grüßt Sie herzlich
Ihr Marcus Türk
Bürgermeister