Das Landratsamt Rottweil hat am Mittwoch versucht, etwas Ruhe in die laufende Diskussion um proppenvolle Schulbusse zu Beginn der neuen Schulzeit zu bekommen. Das geht anscheinend nach hinten los. Auf der NRWZ-Facebook-Seite toben die Leser. Zentrale Frage: „Glauben die den Scheiß wirklich selber?
Kapazitätsengpässe an den ersten Schultagen seien „ein bekanntes Problem“. Die Diskussion über die Finanzierung sogenannter Verstärkerbusse läuft noch, teilweise aber seien bereits welche unterwegs. Mindestabstände seien im ÖPNV (ebenso wie im Schienenpersonennahverkehr) grundsätzlich nicht einzuhalten, da es die Pflicht zur Bedeckung von Mund und Nase mittels Maske oder anderer geeigneten Utensilien wie Schals oder Tücher gibt. Bei Einhaltung dieser Regeln seien keine erhöhten Infektionszahlen zu erwarten.
Das sind die zentralen Argumente des Landratsamts Rottweil, mit denen die Behörde am gestrigen Mittwochabend an die Öffentlichkeit gegangen ist. Siehe hier:
Auf Facebook, der Plattform, die nicht für die Zurückhaltung ihrer Nutzer bekannt ist, werden diese Argumente dem Landratsamt um die Ohren gehauen, und zwar mit Schmackes. So schreibt eine Nutzerin auf der NRWZ.de-Facebook-Seite:
Bin kürzlich in einem dieser überfüllten Busse mitgefahren. Es ist eine Katastrophe, mal abgesehen vom Infektionsrisiko gibt es noch ganz andere Dinge, die mir als vierfache Mama bitter aufgestoßen sind! Die Busfahrer sind unfreundlich, fahren wie die verrückten! Die Kids haben nur selten die Möglichkeit sich festzuhalten. Ein Sitzplatz ist ein Glückstreffer. Abstandsregeln können überhaupt nicht eingehalten werden, dazu kommt das eine sooo schlechte Luft in den Bussen ist, viele Kinder tragen ihre Masken nicht richtig!!! Aber wenn man nicht selber auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen ist, kann man mit Leichtigkeit behaupten, dass alles in Ordnung ist, einfach mal selber mitfahren und sich ein Bild davon machen, bevor man urteilt!!!
Dieser Kommentar erhielt besonders viel Zuspruch:
Immer wieder amüsant, wie Behörden, das Infektionsrisiko je nach Situation beurteilen. Sobald höhere Kosten entstehen können, sieht man plötzlich alles nicht mehr so eng. Finde die Beurteilung vom Landratsamt fadenscheinig und lächerlich. Es sollte mittlerweile bekannt sein, dass stehende Kinder im Bus bei Vollbremsungen und Unfällen schlechter geschützt sind, als sitzende. Aber wie immer, muss halt erst wahrscheinlich erst was passieren, damit reagiert wird. So langsam machen sich die Behörden unglaubwürdig, wenn einerseits in der Schule die AHA-Regel gilt und im Bus plötzlich nicht mehr. Aber mittlerweile wundert einen nichts mehr.
Mancher reagiert mit Sarkasmus und Ironie:
Das Virus hat keine Fahrkarte, deshalb fährt es im Bus nicht mit.
Und:
Ne ne, man wird dann im Unterricht angesteckt, im Bus macht Corona Pause. Frag mich nur immer wieder, wo die ganzen Kranken sind und was sie genau haben.
Vielfach wird angezweifelt, dass es okay sein soll, die Kinder in den Bussen so eng zusammenzustecken. Beispiel:
Was kommt eigentlich morgen in der Zeitung oder im Netz? Abstandsgebot zu Hause, jeder schläft in einem anderen Raum, aber im Bus ist kuscheln erlaubt …
Auch wird der Behörde vorgeworfen, mit zweierlei Maß zu messen:
Wenn die Ämter was tun müssen, ist alles nicht nötig. Ist der Bürger gefragt, muss alles sofort passieren.
Und einer der Vorwürfe geht dahin, dass die Beteiligten eigentlich Zeit gehabt haben müssten:
Unglaublich, so viel Zeit vergangen seit Ausbruch von Corona. Dann so ein Desaster. Da verliert man den Glauben. Zuerst im Bus zusammengepfercht, dann in der Schule Abstand halten, danach zurück in den überfüllten Bus. Sonst ist ja für allen Blödsinn Geld vorhanden.
Und:
Unabhängig von Corona ist es eine Frechheit, wenn wegen überfüllter Busse Schüler mit Fahrkarten einfach stehen gelassen werden und selber schauen müssen, wie sie nach Hause kommen. Da gibt es aber schon seit Jahren Handlungsbedarf!!!
Unterdessen meldet das Gesundheitsamt mit heutigem Stand sechs weitere Corona-Infektionen. Damit gab es im Landkreis bislang 761 positiv Getestete, davon 43 aktive Fälle, 27 Todesfälle.