Auf Einladung der AWO trafen sich Mitglieder und Kandidaten der Kreistagfraktion der Freien Wähler am vergangenen Freitagnachmittag in der Spittelmühle in Rottweil, einer sozialen Einrichtung für Obdachlose, die neben anderen sozialen Einrichtungen von der AWO betrieben wird.
Rottweil. Neben dem früheren Vorstand der AWO, Hans Peter Faiẞst, dem Geschäftsführer der Spittelmühle Thomas Roth und dem Leiter der Spittelmühle Alexander Schiem waren etliche Mitglieder und Kandidaten der FWV erschienen. Insbesondere für die nicht in Rottweil wohnenden Teilnehmer war es interessant, zunächst über den jüngeren historischen Hintergrund des Gebäudes informiert zu werden und generell die soziale Einrichtung Spittelmühle kennenzulernen.
Das Gebäude der Spittelmühle war zu Zeiten der Duttenhoferschen Munitionsfabrik die Kistenfabrik. Hier wurden Holzkisten für den Versand der Munition hergestellt. Das interessante historische Gebäude wurde lange Jahre durch die AWO angemietet und 2023 dann erworben. Heute sind hier 24 Personen, etliche Büro und Besprechungsräume und eine professionelle eingerichtete Schreinerei sowie eine Weberei mit mechanischen Webstühlen untergebracht. Durch die Arbeit in der Schreinerei, in der von der AWO bezahlte Schreinermeister arbeiten und anleiten und der Weberei mit einer ebenfalls von der AWO bezahlten Webmeisterin ist es möglich, den aus der Bahn geworfenen Menschen wieder eine tägliche Struktur zu geben und sie an Arbeit heranzuführen.
Während früher viele so genannte Berber immer wieder an verschiedene Orte zogen und mehr oder weniger auf der Straße lebten, hat dies heute deutlich abgenommen. Diese Menschen leben heute, wo dies möglich ist, in einer sozialen Einrichtung und versuchen dort mit entsprechender, professioneller Betreuung ihre Drogen- Alkohol- und psychischen Probleme in den Griff zu bekommen. Derzeit leben in der Einrichtung der Spittelmühle ständig 24 Personen. Die Nachfrage ist so groß, dass sobald ein Platz frei wird, dieser auch schon wieder belegt ist. Die Wohnsituation ist sehr beengt. Vor allem sind die sanitären Anlagen nicht mehr zeitgemäß, müssen sich doch derzeit zehn Personen ein Bad mit Toiletten und eine Teeküche teilen.
Darum wurde bei der AWO beschlossen auf dem angrenzenden Grundstück einen Neubau zu errichten, um dort sechs neue Wohnräume sowie die bisher im Altbau untergebrachten Büros und Besprechungsräume unterzubringen. Gleichzeitig sollen Alt- und Neubau mit einer Brücke verbunden werden und durch einen im Neubau geplanten Aufzug auch eine behindertengerechte Zuwegung beider Gebäude erreicht werden. Baubeginn dieses ersten Abschnitts soll 2025 sein. Dies wird mittelfristig durch eine Renovierung im Altbau dann dazu führen, dass auch für die Zimmer im Altbau mehr Toiletten und Waschräume zu Verfügung stehen und sich nur noch drei Parteien ein Bad mit Toilette und eine Teeküche teilen müssen. Es werden dann insgesamt 30 Zimmer zur Verfügung stehen. Von den rund 2,2 Millionen Euro veranschlagten Kosten muss die AWO für diesen ersten Bauabschnitt rund 300.000 Euro Eigenmittel aufbringen.
50 Prozent der Kosten sollen vom KVJS und dem Land BW kommen. Auch verschiedene Fördereinrichtungen und Institutionen wie etwa Aktion Mensch oder DHW sollen angefragt werden. Eine langjährige Refinanzierung erfolgt über den Investitionskostensatz, der zusammen mit dem Massnahmenpauschalen von den jeweiligen Kostenträgern -in der Regel die Landkreise- monatlich zu entrichten ist. Für die Kreistagsfraktion war dies ein informativer und interessanter Nachmittag.