Freibäder: Erst hatte Rottweil, dann Oberndorf Probleme

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Eintrittskarte ganz entspannt online buchen oder sich unter der prallen Sonne in die lange Schlange stellen: Das schien anfangs, im Juni, die Freibäder Oberndorf und Rottweil zu unterscheiden. Und als am 24. Juni ein „Riesenandrang beim Freibad Rottweil“ herrschte, Menschen ewig in der Schlange gestanden haben und manche entsprechend muffig waren, da bot Oberndorf den Rottweilern Hilfe an: in Form ihres Online-Ticketing-Systems. Inzwischen aber hat sich das Blatt offenbar gewendet. Als in Oberndorf der Buchungs-Server zusammenbrach, da schwammen sie in Rottweil schon. Fazit: Dort will man kein Online-System.

Achtung, Großstörung auf unserem LOCALgenie-Server, wir arbeiten an der Fehlerbehebung. Leider ist aktuell keine Registrierung für den Freibadbesuch möglich. Wir informieren euch, sobald das „Schiff“ wieder auf Kurs ist.

Quelle: Facebook

„Großstörung.“ Nennen wir das an einem Tag mit gut 25 Grad eine Hiobsbotschaft. Sie kam am Sonntag aus Oberndorf, und sie bedeutete: Die obligatorische Buchung einer Eintrittskarte vor Besuch des dortigen Freibads lief nicht mehr. Die Buchungsplattform war zusammen gebrochen. Der Betreiber, „Localgenie“, reagierte transparent, vermeldete das Problem auf Facebook und arbeitete an der Lösung. Später hieß es: „Das Bezahlsystem der Stadt verursachte aufgrund eines Fehlers eine sehr lange Prozesslaufzeit, was unseren Server zum Schwitzen brachte.“ Localgenie bedankte sich bei den Freibadbesuchern für die Geduld und das Verständnis.

Rückblick: Es ist Mittwoch, 24. Juni, und die Temperaturen klettern Richtung 30 Grad. Vor dem Rottweiler Freibad bildet sich eine sehr lange Schlange. Eine Mutter erzählt, sie habe mit den Kindern eine Dreiviertelstunde in der prallen Nachmittagssonne auf Einlass gewartet – und dann aufgegeben. Die Situation sei nicht zumutbar gewesen. Ein Facebooknutzer hatte gerade ein Foto einer wohl einhundert Meter langen Schlange vor dem Kassenbereich des Bades online gestellt.

Auf Nachfrage der NRWZ reagierte damals der Betreiber des Bades, die ENRW, ebenfalls transparent. Die Begründung für den Stau: der in Corona-Zeiten notwendige Zwei-Schicht-Betrieb,  jeweils mit einer maximalen Auslastungsobergrenze von 800 Besuchern. „An schönen Tagen kann es daher sein, dass es sich vor allem gegen 14.30 Uhr – also der Zeit der Öffnung der zweiten Schicht – etwas staut. In der einstündigen Schließzeit von 13.30 bis 14.30 Uhr wird gereinigt und desinfiziert“, so ein ENRW-Sprecher damals.

Nett: Seinerzeit, drei Wochen vor ihrer eigenen Panne, gab sich „Localgenie“ noch ziemlich zuversichtlich. Und handelte nach Motto: „Wir haben uns umgeschaut, wir sind die Besten hier.“ Sie schrieben auf der NRWZ-Facebookseite an die Adresse der ENRW:

Hallo liebe Rottweiler, kurze Info vom Oberndorfer Online-Ticketing-System: Unsere Technik kann auch bei euch funktionieren, wäre innerhalb weniger Tage einsatzbereit und würde euch vom Schlange-Stehen erlösen :-) Tragt es weiter, wir sind bereit!

Quelle: Facebook

Leser unterstützten das, jemand schickte ein Foto vom Eingang des Oberndorfer Freibads, aufgenommen dort offenbar, während es in Rottweil zum Besucherstau kam. Es zeigte einen gähnend leeren Zugangsbereich. Kommentar dazu: „Eingang in Oberndorf gerade eben. Online angemeldet und per Paypal bezahlt. Dauert 2 Minuten. Sollte man dieses Konzept für Rottweil nicht auch andenken? Handy hat jeder und das ist auch was für nach Corona. In paar Jahren ist es ohnehin Standard.“

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Hochmut kommt vor dem Fall, möchte man da sagen. Aber kleinkriegen lässt man sich seitens „Localgenie“ nicht. Die NRWZ hakte nach, für das Unternehmen, das in Oberndorf neben dem Ticketing-System einen digitalen lokalen Marktplatz aufbaut, antwortete Frank Chudoba: „In Oberndorf kann selbst die Webseite schwer erreichbar sein, das Internet ausfallen oder die Welt untergehen. Die Schwimmbad-Besucher mussten trotz des Umstandes keine Wartezeiten in Kauf nehmen. Alles wurde im Sinne der Schwimmbad-Besucher eingerichtet, sogar die LOCALgenie-Hotline war am Sonntag erreichbar.“ Der eigentliche Fehler – die Störung der kommunalen Zahlungsschnittstelle – sei durch die gleichzeitig hohe Zahl der Seitenbesucher zustande gekommen, so Chudoba, die den Server an sein Limit gebracht habe. Das sei erst später entdeckt worden.

Chudoba schließt an: „Vielen Dank für das Verständnis der betroffenen Online-Bucher und die unkomplizierte Abwicklung durch das Freibad Oberndorf. Sollte nochmals die Zahlungsschnittstelle ausfallen, so können jetzt problemlos die kostenfreien Tickets für Dauerkarteninhaber und Kinder online abgewickelt werden. Genießt die Zeit im Oberndorfer Freibad.“

Währenddessen in Rottweil: Entspannung, allenthalben. „Es läuft gut“, so ENRW-Sprecher Dr. Jochen Schicht auf Nachfrage der NRWZ. Bis zum gestrigen Montag waren es nach seinen Worten seit Eröffnung am 15. Juni rund 14.200 Badegäste. „Es gab noch keine Unfälle und unsere Gäste halten sich weitestgehend an das Hygienekonzept“, so Schicht.

Lediglich während der ersten Öffnungstage hätten einige Jugendliche ihre Grenzen ausgetestet. „In ganz seltenen Fälle schreiten Security und unser eigenes Aufsichtspersonal ein, beispielsweise wenn sich Gruppen bilden und die Abstandsregeln nicht mehr eingehalten werden“, so Schicht, aber: „Wie gesagt, kommt dies nur ganz selten vor. Die meisten Menschen sind vernünftig und halten sich an die Regeln.“

Und dann, das dürfte wiederum an die Oberndorfer gerichtet sein: „Viele Gäste bedanken sich bei uns, dass wir nicht auf ein Online-Bezahl- und Buchungssystem gesetzt haben.“ Die Rottweiler Lösung werde überwiegend als unkompliziert und gerecht für jede Altersstufe empfunden. „Unsere Badegäste möchten spontan kommen, wenn sie Lust haben und das Wetter passt. Im Gegenzug nehmen sie auch mal eine gewisse Wartezeit in Kauf“, so ENRW-Sprecher Schicht.

Übrigens: Seit dem 1. Juli finden sich auf der Website des Energieversorgers Kontaktformulare, sodass bereits ausgefüllte Formulare mitgebracht werden können und sich so die Wartezeiten erheblich verkürzen lassen, ergänzt der Sprecher. „Wir bitten auch weiterhin darum, bereits ausgefüllte Formulare mitzubringen.“

Der Schwimmbetrieb im Schwimmerbecken funktioniere aktuell einwandfrei. „Es gibt sogar Gäste, die uns gebeten haben, die Regeln im Schwimmerbecken auch in die kommenden Saisonen so zu belassen. Dies müssen wir erst prüfen. Eine Sportschwimmerbahn bleibt aber natürlich auch nach Corona erhalten.“

Ebenfalls seit dem 1. Juli erlaubte es die novellierte Corona-Verordnung der ENRW, sechs von zehn Duschen zu öffnen. „Somit ist ein gründliches Waschen nach dem Schwimmen mit Seife und warmen Wasser auch wieder möglich“, sagt Sprecher Schicht.

Er appelliert im Namen des Bäderbetreibers und Energieversorgers aber weiterhin an die Badegäste, sich an die Regeln zu halten, „damit wir die Saison so lang wie möglich aufrechterhalten können“.

„Wir freuen uns jedenfalls sehr, dass wir die mit #Abstand besten Schwimmer in Rottweil haben“, schließt Schicht und schickt ein Bild mit:

Übrigens: In Schramberg, im Stadtteil Tennenbronn, da gibt es null Probleme mit Badegästen. Dort hat man einfach im Mai mitten in der Coronakrise in weiser Voraussicht das Becken mit Erde aufgefüllt und seitdem ist dort Ruhe. Man fragt sich, weshalb da nur die Schramberger drauf gekommen sind. „Wir waren halt mal wieder schlauer als die meisten anderen“, heißt es aus der Talstadt.

Bauarbeiten im Freibad Tennenbronn. Foto: him

Infos zu Localgenie und dem Freibad Oberndorf hier. Und hier gibt es Informationen zum Freibad Rottweil.

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Peter Arnegger (gg)
Peter Arnegger (gg)https://www.nrwz.de
... ist seit gut 25 Jahren Journalist. Mehr über ihn hier.

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