Nach einer längeren Wegstrecke geht es nun in die Zielgerade: Dank Landes-Fördermitteln in Höhe von 1,8 Millionen Euro wird es im
Landkreis Rottweil bald ein Frauenhaus geben. Landrat Dr. Wolf-Rüdiger Michel überreichte jetzt den Förderbescheid an Stefan Guhl, den
Vorstand der Stiftung St. Franziskus Heiligenbronn. Die Stiftung fungiert laut Mitteilung des Landratsamts als Träger für das Frauenhaus.
Kreis Rottweil/Heiligenbronn. Frauenhäuser sind Schutzeinrichtungen, die Frauen und ihre Kinder vor häuslicher Gewalt schützen und ihnen vorübergehend eine sichere Unterkunft geben. Betroffene Frauen werden im Landkreis bisher in Schutzwohnungen untergebracht, außerdem gibt es über verschiedene Beratungs- und Unterstützungsangebote Hilfe.
Langgehegter Wunsch
Ein solches Angebot macht auch der Verein Frauen helfen Frauen + AUSWEGE, der gerade auch in der Nachbetreuung nach dem Ende eines Frauenhaus-Aufenthaltes tätig wird. Und so boten die Räume des Vereins den passenden Rahmen für die Übergabe des Förderbescheides. Schon bei der Vereinsgründung, so Vorstandsmitglied Petra Wagner, habe man den Wunsch nach einem Frauenhaus im Landkreis Rottweil in der Satzung festgehalten: „Das war uns immer eine Herzensangelegenheit.“
Auch beim Landkreis, so Dr. Michel, habe das Thema schon vor vielen Jahren auf der Agenda gestanden. Die Suche nach an geeigneten
Räumlichkeiten und fehlende Förderung hätten allen Projektbeteiligten jedoch viel Geduld abverlangt. „Umso mehr freue ich mich jetzt über
den Zuschuss des Landes für dieses Vorhaben“ so Dr. Michel. Bedauerlicherweise steige der Bedarf für Frauenhausplätze, und es sei mehr als positiv, dass man bald auch im Kreis Rottweil Plätze anbieten könne.
„Als wir uns nach einem freien Träger für das Frauenhaus auf die Suche gemacht haben, war die Stiftung St. Franziskus unser
Wunschpartner“, so der Landrat. Die Stiftung wird das Frauenhaus betreiben, und so durfte Michel den Förderbescheid an Vorstandsmitglied
Stefan Guhl überreichen. „Wir haben eine enorme Wegstrecke hinter uns“, erinnerte Guhl an die letzten Jahre, in denen man vergeblich auf
Zuschüsse gehofft habe. Seinen besonderen Dank sprach er Sozialdezernentin Angela Jetter und Landrat Dr. Michel aus, die sich
persönlich beim Sozialministerium für die Fördermittel eingesetzt hatten.
Bis 2027 sollen zwölf Plätze bereit stehen
Renate Weiler von der Beratungsstelle Frauen helfen Frauen + AUSWEGE gab einen kurzen Einblick in ihre Arbeit. Der Bedarf an
Unterbringungsmöglichkeiten sei hoch, und die Plätze müssten schnell verfügbar sein. „Ich erhoffe mir durch das Frauenhaus, dass Plätze
auch kurzfristig zur Verfügung stehen“, so Weiler. Matthias Ries, Leiter Aufgabenfeld Kinder- und Jugendhilfe bei der
Stiftung St. Franziskus, berichtete zum Zeitplan bis zur Fertigstellung. Die Planungen stehen, nun beginnt die Genehmigungsphase, und 2027 soll das Frauenhaus mit seinen zwölf Plätzen dann in Betrieb gehen.
Sozialdezernentin Angela Jetter sieht in dem Frauenhaus eine Entlastung auch für ihre Mitarbeitenden. Im Bereitschaftsdienst sei es, gerade
nachts, extrem schwierig, wenn man eine Mutter mit Kindern unterbringen müsse. „Wer selbst keine Plätze im Landkreis anbieten kann, hat auch wenig Chancen, in einem anderen Landkreis einen Platz zu bekommen“, so Jetter. Diese Situation entspanne sich deutlich, wenn es auch im Landkreis Rottweil ein entsprechendes Angebot gebe.