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    Durch die Tiefen des Netzes zum PCR-Test

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    Zwei Balken auf dem Selbsttest-Dingens, also Corona-positiv. So passiert es manch einem hier, so passierte es auch dem bekannten Rottweiler Bürger Dieter E. Albrecht. Wie er auf Facebook seine Gemeinde informierte, wollte er wissen, was nun folgen sollte. Es folgte: Eine Fast-Odyssee durch die Tiefen des Netzes.

    Aber der Reihe nach. Seit November ist klar: Allzu viel muss man nicht machen, wenn man sich positiv getestet hat. Man darf das Haus nur verlassen, wenn der Abstand zu den Mitmenschen von einem Meter fünfzig gewahrt ist. Oder wenn man sich nur im Freien bewegt. Wer das nicht einhalten kann: Maultäschle drauf, also Maske. Nach fünf Tagen ist die Halb-Quarantäne wieder vorbei. Darüber informiert übrigens das Landratsamt auf seiner Webseite aktuell, mit entsprechenden Links.

    Das hat aber einen Nachteil: Nicht nur, dass ein nicht registrierter Corona-Erkrankter an der Statistik vorbeigeht – sprich: nicht zur Quote zählt. Vor allem aber gibt es keine Genesenen-Bescheinigung. Und die könnte ja notwendig sein. Also wollte Albrecht einen PCR-Test machen lassen. Einen zuverlässigen Test, um den Selbsttest zu bestätigen (oder noch lieber: zu korrigieren). Aber wo bekommt man den?

    Über die Suche schreibt Albrecht selbst – wir zitieren in Auszügen. „Mein Hausarzt war … nicht erreichbar. Recherchen, an wen ich mich wenden könne, auf der Homepage der Stadt Rottweil und des Landratsamts Rottweil mit Gesundheitsamt Rottweil, waren vergeblich, da bei allen fast alle Angaben völlig veraltet und überholt sind. Unter den angegebenen Kontakten war niemand erreichbar. Unter der Ärzte-Hotline für Notfälle, 116117, hing ich geduldige 30 Minuten vergeblich in der Warteschleife.“

    Dann ein Anruf in der Helios-Klinik: „Sie wollten mich …  als Infizierten mit Symptomen nicht untersuchen, hätten auch keine PCR-Tests, und für die Isolierstation war ich noch zu gesund (ganz abgesehen davon, dass ich lieber zu Hause gestorben wäre, als auf eine Isolierstation zu gehen). Ich hätte jemand mit den von mir in einem Schreiben festgehalten Symptomen und meinen Versichertenkärtchen hinschicken können, und damit hätten sie mir ein Rezept ausgestellt. Das erledigte zum Glück ‚mein‘ Frauenarzt, ohne Fahrt in die Klinik zu seinen Kollegen, und brachte mir die Medikamente nach Hause.“

    Für Samstag habe er angenommen, erzählt Albrecht weiter, „dass ich mit Symptomen nur an ein Freilufttestcenter darf. Es stellte sich heraus, dass die an der Saline zwar auf ihrer Homepage damit werben, PCR-Tests zu haben, doch das stimmte gar nicht mehr. Noch eine veraltete Internetseite.“

    Am Sonntag habe er dann recherchiert „… bzgl. der #Corona-#Schwerpunktpraxis von #Bernhard #Schönemann und machte wie dort angegeben für Covid-19-Fälle wie mich über das Onlineformular einen Termin aus. Am Montagmorgen erfuhr ich, … dass sie mich nicht untersuchen und das nicht mehr machen. … Weitere alte Homepageinhalte.“

    Ein Anruf auf dem Gesundheitsamt habe dann zur Lösung geführt. Allerdings nicht wegen offiziellen Informationen des Amtes, „sondern weil die Mitarbeiterin am Telefon selbst damit Erfahrung hatte“, berichtet Albrecht. Er sei dann am Nägelesgraben, im Mobilen Testzentrum, PCR-getestet worden. Positiv.

    Selbstversuch

    Das klingt schon ziemlich abenteuerlich. Und weil Dieter Albrecht seine Corona-Erlebnisse zur Warnung gerne in der Presse veröffentlicht haben wollte, haben wir einen Teil seiner Aussagen nachgeprüft. Wobei wir den Vorteil hatten, nicht krank zu sein.

    Erste Station: Webseite des Landratsamts. www.landkreis-rottweil.de. Übersichtlich die neue Startseite, relativ weit unten der Link zur Corona-Seite. Mit dem Hinweis „immer auf dem aktuellen Stand“. Das trifft, wie sich dann herausstellen sollte, nicht so ganz zu.

    Ein großes Versprechen. Trifft nicht auf alle Links zu.

    Doch erst mal geht es ratzfatz. Denn auf der Corona-Seite sind viele Links, darunter auch „Teststellen in Rottweil“. Hier sollte die Antwort erscheinen. Eigentlich. Allerdings: Dieser Link führt auf die Seite der Stadt Rottweil. Und die gibt unter anderem bekannt, dass beim Testzentrum auf dem Berner Feld aktuell Sommerpause ist. Liebe Stadtverwaltung: So heiß ist es nun, am 10. Januar, auch wieder nicht. Und dann lesen wir, dass der „aktuelle Stand“ der vom 4. Juli ist. 2022, immerhin. Überholt. Aber nicht völlig unbrauchbar, wie sich noch herausstellen wird.

    Nächster Versuch in der Nachbarschaft: „Teststellen in Zimmern“. Hier erhält man überhaupt keine Adresse, sondern die Auskunft „Diese Domain ist nicht mit einer Website verbunden. Gehen Sie auf wix.com“. Ja wirklich, kein verfrühter Aprilscherz.

    Immerhin aber gibt es auf der Landratsamts-Seite einen Link zum Sozialministerium, wo einige der Fragen beantwortet werden („Sie haben einen positiven Corona-Test? Hier finden Sie die nötigen Informationen und Merkblätter vom Land Baden-Württemberg zu den einzelnen Testarten.“). Wer sich dorthin klickt, findet einen Link, der hier von Interesse ist. Nämlich zu einem Merkblatt „Mein Schnelltest ist positiv – Was muss ich jetzt tun?“. Kann man sich als .pdf herunterladen. Da steht noch mal, was wichtig ist.

    Und auf diesem Blatt sind weitere Links, die unserem Patienten, sofern er noch Geduld hat, weiterhelfen. Der Link zum Schnelltestportal der Corona-Warn-App ist zwar eher verwirrend. Aber die Landesapothekenkammer, ebenfalls per Link zu erreichen, hilft. Endlich. Sie zeigt nach Eingabe des Standorts die zehn nächstgelegenen Apotheken an, mit Hinweis darauf, wo ein PCR-Test möglich ist. Eine, die Rottweiler Römer-Apotheke, bietet sogar zweierlei PCR-Tests an: Einen schnellen für 65 Euro, dessen Ergebnis nach 30 Minuten vorliegt, und einen nach Test-Verordnung, kostenfrei für den Patienten, der die Voraussetzungen erfüllt (zum Beispiel ein positiver Selbsttest). Und dessen Ergebnis am selben Tag vorliegt, so jedenfalls das Versprechen der Apotheke. Ein Versuch zeigt: Hier sind zahlreiche Termine frei – und es wird auch am Samstag getestet.

    Was nicht auf dieser Seite erscheint, ist das Mobile Testzentrum am Nägelesgraben (ist ja auch keine Apotheke). Zu diesem, wo sich Dieter Albrecht hat testen lassen, kommt man über die Liste der Teststellen in Rottweil, siehe oben. Hier braucht es nicht einmal eine Anmeldung. Und Albrecht jedenfalls ist voll des Lobes.

    Fazit dennoch: Nicht alles ist veraltet. Mit etwas Geduld waren beim Landkreis die richtigen und wegweisenden Informationen zu erhalten.

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    Dieter E. Albrecht
    1 Jahr her

    … nur, dass die Römer-Apotheke von Dreikönig bis zum Montag lt. Homepage diesen Service ebenfalls nicht anbot. Diese Informationen war korrekt auf ihrer Homepage zu finden. Das konnte die NRWZ nicht wissen, da sie erst danach recherchierte.
    Interessant ist noch dieser Link mit der Servicerufnummer für’s Wochenende, den die Nummer gibt’s gar nicht mehr:
    https://www.landkreis-rottweil.de/de/aktuelles/aktuelle-nachrichten/nachricht?view=publish&item=article&id=2682

    Ernst
    Ernst
    Antwort auf  Dieter E. Albrecht
    1 Jahr her

    Mensch Dieter und Wolf-Dieter, wann isch für euch dr Pandemiemaßnahmenzauber aumol vorbei?

    Dieter E. Albrecht
    Antwort auf  Ernst
    1 Jahr her

    Jetzt

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    Wolf-Dieter Bojus
    Wolf-Dieter Bojus
    ... war 2004 Mitbegründer der NRWZ und deren erster Redakteur. Mehr über ihn auf unserer Autoren-Seite.

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    Zwei Balken auf dem Selbsttest-Dingens, also Corona-positiv. So passiert es manch einem hier, so passierte es auch dem bekannten Rottweiler Bürger Dieter E. Albrecht. Wie er auf Facebook seine Gemeinde informierte, wollte er wissen, was nun folgen sollte. Es folgte: Eine Fast-Odyssee durch die Tiefen des Netzes.

    Aber der Reihe nach. Seit November ist klar: Allzu viel muss man nicht machen, wenn man sich positiv getestet hat. Man darf das Haus nur verlassen, wenn der Abstand zu den Mitmenschen von einem Meter fünfzig gewahrt ist. Oder wenn man sich nur im Freien bewegt. Wer das nicht einhalten kann: Maultäschle drauf, also Maske. Nach fünf Tagen ist die Halb-Quarantäne wieder vorbei. Darüber informiert übrigens das Landratsamt auf seiner Webseite aktuell, mit entsprechenden Links.

    Das hat aber einen Nachteil: Nicht nur, dass ein nicht registrierter Corona-Erkrankter an der Statistik vorbeigeht – sprich: nicht zur Quote zählt. Vor allem aber gibt es keine Genesenen-Bescheinigung. Und die könnte ja notwendig sein. Also wollte Albrecht einen PCR-Test machen lassen. Einen zuverlässigen Test, um den Selbsttest zu bestätigen (oder noch lieber: zu korrigieren). Aber wo bekommt man den?

    Über die Suche schreibt Albrecht selbst – wir zitieren in Auszügen. „Mein Hausarzt war … nicht erreichbar. Recherchen, an wen ich mich wenden könne, auf der Homepage der Stadt Rottweil und des Landratsamts Rottweil mit Gesundheitsamt Rottweil, waren vergeblich, da bei allen fast alle Angaben völlig veraltet und überholt sind. Unter den angegebenen Kontakten war niemand erreichbar. Unter der Ärzte-Hotline für Notfälle, 116117, hing ich geduldige 30 Minuten vergeblich in der Warteschleife.“

    Dann ein Anruf in der Helios-Klinik: „Sie wollten mich …  als Infizierten mit Symptomen nicht untersuchen, hätten auch keine PCR-Tests, und für die Isolierstation war ich noch zu gesund (ganz abgesehen davon, dass ich lieber zu Hause gestorben wäre, als auf eine Isolierstation zu gehen). Ich hätte jemand mit den von mir in einem Schreiben festgehalten Symptomen und meinen Versichertenkärtchen hinschicken können, und damit hätten sie mir ein Rezept ausgestellt. Das erledigte zum Glück ‚mein‘ Frauenarzt, ohne Fahrt in die Klinik zu seinen Kollegen, und brachte mir die Medikamente nach Hause.“

    Für Samstag habe er angenommen, erzählt Albrecht weiter, „dass ich mit Symptomen nur an ein Freilufttestcenter darf. Es stellte sich heraus, dass die an der Saline zwar auf ihrer Homepage damit werben, PCR-Tests zu haben, doch das stimmte gar nicht mehr. Noch eine veraltete Internetseite.“

    Am Sonntag habe er dann recherchiert „… bzgl. der #Corona-#Schwerpunktpraxis von #Bernhard #Schönemann und machte wie dort angegeben für Covid-19-Fälle wie mich über das Onlineformular einen Termin aus. Am Montagmorgen erfuhr ich, … dass sie mich nicht untersuchen und das nicht mehr machen. … Weitere alte Homepageinhalte.“

    Ein Anruf auf dem Gesundheitsamt habe dann zur Lösung geführt. Allerdings nicht wegen offiziellen Informationen des Amtes, „sondern weil die Mitarbeiterin am Telefon selbst damit Erfahrung hatte“, berichtet Albrecht. Er sei dann am Nägelesgraben, im Mobilen Testzentrum, PCR-getestet worden. Positiv.

    Selbstversuch

    Das klingt schon ziemlich abenteuerlich. Und weil Dieter Albrecht seine Corona-Erlebnisse zur Warnung gerne in der Presse veröffentlicht haben wollte, haben wir einen Teil seiner Aussagen nachgeprüft. Wobei wir den Vorteil hatten, nicht krank zu sein.

    Erste Station: Webseite des Landratsamts. www.landkreis-rottweil.de. Übersichtlich die neue Startseite, relativ weit unten der Link zur Corona-Seite. Mit dem Hinweis „immer auf dem aktuellen Stand“. Das trifft, wie sich dann herausstellen sollte, nicht so ganz zu.

    Ein großes Versprechen. Trifft nicht auf alle Links zu.

    Doch erst mal geht es ratzfatz. Denn auf der Corona-Seite sind viele Links, darunter auch „Teststellen in Rottweil“. Hier sollte die Antwort erscheinen. Eigentlich. Allerdings: Dieser Link führt auf die Seite der Stadt Rottweil. Und die gibt unter anderem bekannt, dass beim Testzentrum auf dem Berner Feld aktuell Sommerpause ist. Liebe Stadtverwaltung: So heiß ist es nun, am 10. Januar, auch wieder nicht. Und dann lesen wir, dass der „aktuelle Stand“ der vom 4. Juli ist. 2022, immerhin. Überholt. Aber nicht völlig unbrauchbar, wie sich noch herausstellen wird.

    Nächster Versuch in der Nachbarschaft: „Teststellen in Zimmern“. Hier erhält man überhaupt keine Adresse, sondern die Auskunft „Diese Domain ist nicht mit einer Website verbunden. Gehen Sie auf wix.com“. Ja wirklich, kein verfrühter Aprilscherz.

    Immerhin aber gibt es auf der Landratsamts-Seite einen Link zum Sozialministerium, wo einige der Fragen beantwortet werden („Sie haben einen positiven Corona-Test? Hier finden Sie die nötigen Informationen und Merkblätter vom Land Baden-Württemberg zu den einzelnen Testarten.“). Wer sich dorthin klickt, findet einen Link, der hier von Interesse ist. Nämlich zu einem Merkblatt „Mein Schnelltest ist positiv – Was muss ich jetzt tun?“. Kann man sich als .pdf herunterladen. Da steht noch mal, was wichtig ist.

    Und auf diesem Blatt sind weitere Links, die unserem Patienten, sofern er noch Geduld hat, weiterhelfen. Der Link zum Schnelltestportal der Corona-Warn-App ist zwar eher verwirrend. Aber die Landesapothekenkammer, ebenfalls per Link zu erreichen, hilft. Endlich. Sie zeigt nach Eingabe des Standorts die zehn nächstgelegenen Apotheken an, mit Hinweis darauf, wo ein PCR-Test möglich ist. Eine, die Rottweiler Römer-Apotheke, bietet sogar zweierlei PCR-Tests an: Einen schnellen für 65 Euro, dessen Ergebnis nach 30 Minuten vorliegt, und einen nach Test-Verordnung, kostenfrei für den Patienten, der die Voraussetzungen erfüllt (zum Beispiel ein positiver Selbsttest). Und dessen Ergebnis am selben Tag vorliegt, so jedenfalls das Versprechen der Apotheke. Ein Versuch zeigt: Hier sind zahlreiche Termine frei – und es wird auch am Samstag getestet.

    Was nicht auf dieser Seite erscheint, ist das Mobile Testzentrum am Nägelesgraben (ist ja auch keine Apotheke). Zu diesem, wo sich Dieter Albrecht hat testen lassen, kommt man über die Liste der Teststellen in Rottweil, siehe oben. Hier braucht es nicht einmal eine Anmeldung. Und Albrecht jedenfalls ist voll des Lobes.

    Fazit dennoch: Nicht alles ist veraltet. Mit etwas Geduld waren beim Landkreis die richtigen und wegweisenden Informationen zu erhalten.

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