DIETINGEN – An Karfreitag und Karsamstag gibt es in katholischen Gemeinden den Brauch des „Rätschens“. Auch in Dietingen wird er gepflegt – mit einer Rätsche, die die Jahreszahl 1768 trägt, also genau 250 Jahre alt ist.
Da die Kirchenglocken als Zeichen der Trauer vom Gloria in der Messe am Gründonnerstag, bis zum Gloria in der Osternacht schweigen, beziehungsweise wie es im Volksmund heißt, „nach Rom fliegen“, werden die Gläubigen zu den Gottesdiensten mit dem lauten Rasseln der Rätsche gerufen.
Vor dem Hintergrund des „Jubiläums“ der Dietinger Rätsche, hat sich Stefan Török auf die Suche nach Dokumenten zu dem Geräuscherzeuger gemacht. Er ist dabei auf eine Fotografie gestoßen, die vermutlich aus dem Jahr 1963 stammt: Sie zeigt Franz Hoffmann, Edgar Ohnmacht, Josef Scheible, Heinrich
Graf, Albert Scheible, Josef Graf sowie Ludwig und Bernhard Baur, wie sie mit der Rätsche in Dietingen an Karfreitag oder Karsamstag unterwegs sind.
„Wenn man bedenkt, was diese Rätsche in ihren 250 Jahren alles gesehen und erlebt hat und wie viele Dietinger Jungen und Mädchen schon damit gerätscht haben – so erfüllt es jeden mit großer Freude, der daran rätschen darf“, erläutert Stefan Török.
1768 war Joseph II. Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, in Frankreich herrschte Ludwig XV. noch absolutistisch und nach über 300 Jahren endete die Zugehörigkeit Hamburgs zum dänisch regierten Herzogtum Holstein. Während das alles längst Geschichte ist, macht die
Dietinger Rätsche auch nach 250 Jahren noch zuverlässig das, wofür sie einst sehr solide gebaut wurde: Lärm.
Vor einiger Zeit erhielt die Rätsche eine grundlegende Restauration, damit sie auch die nächsten 250 Jahre treu ihren Dienst in unserer St. Nikolaus-Gemeinde verrichten kann. Während der Kar- und Ostertage kann die Rätsche in der Dietinger Pfarrkirche besichtigt werden.