1940 wurden 15 französische Kriegsgefangene nach Dietingen gebracht. Eine Gedenktafel erinnert nun an deren Schicksal. Enthüllt wurde es im Beisein von acht Nachkommen der einstigen Gefangenen.
Rund 100 Menschen waren zu Feier am Fischerheim im Scheidwiesenweg, der einstigen Unterkunft der Franzosen, gekommen, wie die Erwachsenenbildung Dietingen in einer Pressemitteilung berichtet.
Die dort in Verbindung mit einem Foto der Männer angebrachte Gedenktafel trägt die Inschrift: „Kriegsgefangenen werden zu Freunden. Nie wieder Krieg zwischen Deutschland und Frankreich. Wir Kriegsgefangene sind dankbar für die Menschlichkeit der Dietinger Bauern und der Bevölkerung. Wir waren in den Kriegstagen eine Schicksalsgemeinschaft die sich gegenseitig geholfen hat!“ Albert Scheible von der Erwachsenenbildung Dietingen wertete die Gedenktafel als „ein Symbol für die Zukunft und ein ewiges Zeichen der Brüderlichkeit, des Friedens und der Versöhnung“.
Dass mehrere Nachkommen des Gefangenen Robert Bibard, der während der Gefangenschaft sich in eine Dietingerin verliebt und diese 1946 geheiratet hatte, zu der Feier aus Frankreich angereist waren, gab dem geschichtsträchtigen Ereignis eine besondere Note.
Guy Bibard, der Sohn Robert Bibards, dankte für die engagierte Aufarbeitung des Schicksals der Gefangenen sowie für die würdevolle Gedenkfeier mit großer Beteiligung der Bevölkerung.
Albert Scheible bedauerte, dass zur Familie von Nestor Vandeputte, der mit einem über 300-seitigen Tagebuch festgehalten hatte, was in den Kriegsjahren in Dietingen passierte, keine Verbindung mehr besteht. Auch zu den weiteren ehemaligen Gefangenen und deren Familien gebe es leider keine Kontakte.
Rolf Fußnecker, der die Geschichte der Kriegsgefangenen zusammen mit einem Team über Jahre aufwändig recherchiert hat, vermittelte Einblicke in die Kriegsereignisse, das Leben der Gefangenen und die Verbindungen über 1945 hinaus.
Altbürgermeister Hubert Burkard erinnerte an Besuche der ehemaligen Kriegsgefangenen in Dietingen, die von einer betont versöhnlichen, freundschaftlichen Atmosphäre geprägt waren. Ortsvorsteherin Bettina Baur unterstrich, wie wichtig eine gelebte Erinnerungskultur sei.
Pfarrer Zepf hob die Menschlichkeit in der Kriegszeit hervor, die häufig Wurzeln im christlichen Glauben hatte. Es sei wichtig, dass die Nachwelt die Hintergründe erfahre und sich ein Beispiel nehmen könne.
Die Erwachsenenbildung freute sich, dass nach der Enthüllung im Fischerheim Gelegenheit bestand, bei Kaffee und Kuchen und einer Fotoschau von Roland Ober mit historischen Bildern die Kontakte zu vertiefen. Dabei hatten auch Zeitzeugen die Möglichkeit, ihre Lebenserfahrungen auszutauschen.