DEISSLINGEN – Die Macher des Deißlinger Jugendclubs trafen sich mit Bürgermeister Ralf Ulbrich, Hauptamtsleiter Malte Kaupp und den Anwohnern zum Gespräch, an dessen Ende klar war: Der Jugendclub wird geschlossen.
Der Club im ehemaligen Hasenheim eröffnete im Mai letzten Jahres, und recht schnell gab es Ärger mit Lärm und Müll. Anwohner fanden Schnapsflaschen in ihren Gärten, teils volle, teils leere, Jugendliche feierten rund um den Club und auch in den umliegenden Straßen, randalierten teilweise, ein Zustand, den keiner wollte. Also wurde der Treff wieder geschlossen und ein neues Konzept überlegt. Anfang März ging es dann weiter, auf Bewährung sozusagen. Vier Samstage öffnete der Jugendclub wieder, und die Organisatoren wurden unterstützt von Security, die im Außenbereich für Ruhe und Ordnung sorgen sollten.
Doch daraus wurde nichts, im Gegenteil. Anwohner berichteten von Feiernden in ihren Höfen und Gärten, von demolierten Gegenständen, sogar von aus den Briefkästen geholten und angezündeten Prospekten. Und Manuel Hertlein, Chef von SWAT-Security, erzählte, dass seine Mitarbeiter die umherziehenden Gruppen zwar kontrollierten, auch Personalien aufnahmen, doch sobald sie außer Sichtweite seien, sei das Theater wieder losgegangen, auch Keilereien habe es gegeben.
Manche kämen offenbar nur nach Deißlingen, um Blödsinn zu machen, so Hertlein. Sie hörten zwar auf, wenn die Security käme, würden dann beispielsweise umgeschmissene Altkleidercontainer wieder aufstellen, doch danach machten sie gleich weiter. „Das ist wie ein großer Kindergarten!“ Seine Leute seien die ganze Nacht beschäftigt, „das ist ein sehr undankbarer Job!“ Nicht einmal der starke Schneefall habe die Leute davon abgehalten, durch den Ort zu ziehen und Quatsch zu machen, wie Bürgermeister Ralf Ulbrich erzählte, der selbst nächtens unterwegs war, um die Situation zu beobachten.
Inzwischen haben Gespräche stattgefunden mit den bekannten Randalierern, deren Eltern und der Polizei. Und dabei sei teils Haarsträubendes herausgekommen, so Ulbrich, eine Mutter habe gesagt, sie wolle doch nicht, dass ihr Sohn seine Kumpels mit nach Hause bringe. Auch Strafstunden seien verteilt worden, doch scheinbar ohne Erfolg. „Wir haben eigentlich keine große Lust mehr“, war denn auch der Tenor der Jugendlichen, die den Club betreiben.
Sie hätten den teils stark betrunkenen Besuchern immer wieder versucht, klar zu machen, dass man nur auf Bewährung offen habe, doch das habe nichts genutzt. Im Club wurde nur Wein, Bier und Sekt ausgeschenkt, und das natürlich nur an über 16-Jährige, doch viele hätten wohl schon vorgeglüht, wenn sie kamen, und ihre Schnapsflaschen rund um den Club deponiert.
„Ich bin ratlos“, meinte dann auch der Bürgermeister. Und konstatierte: „So werden wir nicht weitermachen“, auch wenn ihm das sehr leid tue für die engagierten Macher. „Es trifft immer die Falschen!“ Das war auch der Tenor der Anwohner, die übereinstimmend klarstellten, dass sie überhaupt nichts gegen einen Treffpunkt für Jugendliche hätten. „Wir hätten das früher auch gerne gehabt!“, sagte einer. Aber eben nicht mit den fatalen Nebenerscheinungen.
Damit ist der Jugendclub Deißlingen erst einmal Geschichte. Ein neues Konzept mit einem Sozialarbeiter für die Gemeinde wird nun überlegt. Und die Anwohner hoffen, dass es sich bald rumspricht, dass in Deißlingen nichts mehr geboten ist. Denn der Jugendclub hat sich zum Treffpunkt für Feierwütige aus der ganzen Region entwickelt, und das sogar zu Zeiten, wo er garnicht offen hatte. „Wir sind im Ranking der Polizei weit nach oben gerutscht“, so Ulbrich.