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    Coronaausbruch in Kiga-Gruppe – Deißlingens Bürgermeister sieht seine Teststrategie bestätigt

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    Nach einem Coronaausbruch in einer Gruppe eines Deißlinger Kindergartens sieht der Bürgermeister der Gemeinde, Ralf Ulbrich, seine – teils kritisierte – Teststrategie bestätigt. Das hat einen einfachen Hintergrund. Derweil ärgert sich ein Vater. Von jetzt auf sofort ist sein dreijähriger Sohn wieder zuhause. Das hätte anders laufen müssen, glaubt er.

    Nasal- statt Lolli-Test: Diese Entscheidung, getroffen zum Jahresende 2021, brachte dem Deißlinger Bürgermeister Ralf Ulbrich Ärger ein. Der reichte bis zu einer Online-Petition, der sich gut 600 Unterzeichnende (aus allen Himmelsrichtungen, nicht nur aus der Gemeinde selbst) angeschlossen haben. Ausführlich hatte Ulbrich sich erklärt. Wörtlich schrieb er in einer Stellungnahme in der NRWZ:

    Die Erfahrung der vergangenen Monate – bundesweit, aber auch in unseren Einrichtungen – haben nun gezeigt, dass die Lolli-Tests in der Tat nur selten das halten, was sie versprechen. Die Fehlerquote beim Test ist als hoch zu bezeichnen, da es regelmäßig zu falsch positiven Testungen kommt, was epidemiologisch zwar die unkritischere Falschtestung ist, aus Sicht der Betroffenen aber weitreichende Konsequenzen hat: Nicht nur bei uns in Deißlingen, sondern auch in Spaichingen, Friedrichshafen und anderen Kommunen wurden in den vergangenen Wochen daraufhin Gruppen geschlossen, nur um sie nach erfolgter PCR-Testung (die an Zuverlässigkeit nicht zu überbieten ist) wieder zu öffnen. 

    Ralf Ulbrich, Bürgermeister, Deißlingen

    Ausbruch im Fronhof-Kindergarten

    Denn jetzt ist der gegenteilige Fall eingetreten. Nach einem positiven Schnelltest hat ein nachfolgender PCR-Test eine Coronainfektion in einer Gruppe des Fronhof-Kindergartens bestätigt. Weitere vier Kinder sind laut einer Mitteilung der Kindergartenleitung an die Eltern vom heutigen Dienstag im Rahmen eines Schnelltests positiv gewesen. Das Gesundheitsamt Rottweil geht daher von einem Coronaausbruch aus und ordnete Absonderung an, schloss also die Gruppe. „Die nicht innerhalb der letzten drei Monate genesenen Kinder“, heißt es in einem Schreiben des Gesundheitsamts ebenfalls vom heutigen Dienstag, müssen sich für zehn Tage, wohl bis 28. Januar, in Absonderung begeben. Symptomfreie Kinder können nach fünf Tagen freigetestet werden.

    Für Ulbrich ist dieser Ablauf eine Bestätigung, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. „Der erste Positivfall dieser Gruppe wurde zwischenzeitlich per PCR-Test bestätigt, auch das spricht wiederum für die Wirksamkeit unserer verwendeten Nasal-Tests. Wir hoffen sehr, dass das Ausbruchsgeschehen nicht über diese Gruppe hinaus reicht“, erklärt er auf Nachfrage der NRWZ.

    Vater sorgt sich um Sohn, Ulbrich sieht Problem bei den Eltern

    Diese Nasal-Tests aber, sie sorgen weiter für Diskussionen unter Deißlinger Eltern. Bürgermeister Ulbrich berichtet, dass es einzelne Eltern gebe, „die aus welchen Gründen auch immer damit ein Problem haben“. So läge in einem Fall eine ärztlich attestierte Vorerkrankung vor, die keinen Nasen-Test zulasse. Das hält Ulbrich für „völlig nachvollziehbar“. Von den mehr als 250 in der Gemeinde betreuten Kindern hätten allerdings rund 90 Prozent überhaupt kein Problem mit der Nasal-Testung.

    „Bei den wenigen Fällen, die eine solche Testung nicht möchten, sind es im Übrigen in aller Regel die Eltern und nicht die Kinder, die damit ein Problem haben“, wird der Bürgermeister deutlicher. Und tatsächlich meldet sich am Dienstag ein Familienvater bei der NRWZ, der aus seiner Sicht für seinen dreijährigen Sohn kämpft. Er spricht von „Schikane“ und „Wahnsinn“, der in Deißlingen aus ihm unverständlichen Gründen betrieben werde. So müssten er und seine Frau den Sohn umständlich in einer der Nachbargemeinden per Lolli testen lassen, bevor er in den Deißlinger Kindergarten könne, weil er den Nasal-Test ablehne. Außerdem: „Dadurch, dass das Testen der Kinder vor Ort stattfindet, werden auch hier bei einer positiven Testung die Kinder bloßgestellt.“ Man könnte doch bei einer positiven Testung oder wenn man weiterhin wie andere Gemeinden und Kindergarteneinrichtungen von zu Hause aus testen würde, die anderen Kinder schützen. Denn dann wären diese dann nicht in Kontakt mit den positiv getesteten Kindern getreten, argumentiert dieser Vater.

    Zuverlässigere Tests sollen Infektionsherde verhindern

    Deißlingen aber besteht auf einer Testung vor Eintritt in den Kindergarten, jedoch nicht zuhause. Man wolle nur noch Kinder betreuen, die einen gültigen Negativ-Test vorweisen können. „Es steht allen Eltern frei, mit Ihren Kindern alternativ zum Nasal-Test einen Spucke-Test in einem der privaten Testzentren abzulegen und das Testzertifikat mitzubringen“, so der Bürgermeister. „Sollte eines der Testzentren mit Lolli-Test arbeiten, können wir das nicht infrage stellen. Wir – und damit schließe ich alle unsere Kindergartenleitungen mit ein – sind aber von diesen Tests nicht mehr überzeugt und wollen die Tests nicht als bloßes ‚Feigenblatt‘ benutzen, sondern um Infektionsherde in unseren Einrichtungen zu verhindern.“

    Nicht nur kritische Stimmen

    Er hätte sich eine hundertprozentige Zustimmung der Elternschaft gewünscht, sagt Ulbrich, „was bei diesem teilweise emotional besetzten Thema wohl nicht möglich war“, wie er zugleich einschränkt. Auf der anderen Seite habe er in den vergangenen Tagen auch direkt mehrere Rückmeldungen aus der Elternschaft bekommen, die ihn und die Gemeinde in der gewählten Teststrategie bestärkten. Mitunter seien diese Kinder zu Hause früher zusätzlich zum im Kindergarten verwendeten Lolli-Test mit Nasal-Tests von den Eltern getestet worden, da auch dort Zweifel an der Zuverlässigkeit aufgekommen waren.

    Als Antwort an den besorgten Vater: „Die Kinder werden wie bisher schon praktiziert im gewohnten Umfeld im Gruppenraum von den Erzieherinnen getestet, von einer Stigmatisierung oder Bloßstellung kann in keinem Fall die Rede sein“, sagt der Bürgermeister. Letztlich sei es „auch hier wieder wichtig, wie Eltern mit dem Thema umgehen und was zu Hause vermittelt wird“.

    Der genannte Vater wird damit nicht zufrieden sein. Unter den Eltern rumore es, herrsche großes Unverständnis gegenüber der in Deißlingen praktizierten Teststrategie. „Bei Apotheken, Kinderärzten und offiziellen Teststellen, wo wir aktuell mit unserem Kleinen hinfahren müssen, wird nur mit dem Kopf geschüttelt und uns mitgeteilt, dass bei ihnen weiterhin per Lolli-Test von zu Hause aus getestet wird.“

    Was ihn umtreibt: Er und seine Frau sind berufstätig, haben zwei Kinder. Und hätten sich gewünscht, „dass der Kindergarten es hinbekommt“, die infizierten und die gesunden Kinder nicht in Kontakt miteinander zu bringen. Nun müssten sie von jetzt auf gleich wieder den Kleinen aus dem Kindi abholen und sehen, wo sie bleiben.

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    Peter Arnegger (gg)
    Peter Arnegger (gg)
    … ist seit gut 25 Jahren Journalist. Seine Anfänge hatte er bei der Redaktion der “Schwäbischen Zeitung” in Rottweil, beim Schwäbischen Verlag in Leutkirch volontierte er. Nach einem Engagement bei der zu diesem Verlag gehörenden Aalener Volkszeitung wechselte Arnegger zur PC Welt nach München, einem auf Computer-Hard- und -Software spezialisierten Magazin. Es folgten Tätigkeiten in PR und Webentwicklung.2004, wieder in seiner Heimat angekommen, half Arnegger mit, die NRWZ aus der Taufe zu heben. Zunächst war er deren Chefredakteur, und ist zwischenzeitlich Geschäftsführer der NRWZ Verwaltungs GmbH – und als solcher der verantwortliche Journalist der NRWZ.Peter Arnegger ist 1968 in Oberndorf / Neckar geboren worden.

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