Bei seiner Telefon-Pressekonferenz am Freitagmittag hat Landrat Wolf-Rüdiger Michel von „nicht mehr so erfreulichen Zahlen“ bei den mit dem Corona-Infizierten im Kreis Rottweil gesprochen. Die Inzidenz liege inzwischen mehr als drei Tage hintereinander über 50. Aktuell seien im Kreis gut 74 Menschen je 100.000 mit dem Virus infiziert. Die liege in erster Linie an einem Ausbruch in Schramberg und hier insbesondere in Tennenbronn (siehe gesonderter Bericht.) Mehr als 40 Prozent aller akuten Fälle stammten derzeit aus Schramberg. Auch bei den Kontaktpersonen ersten Grades seien hier die Zahlen sehr hoch.
Michel weist auf eine deutliche Veränderung bei der Altersstruktur der Erkrankten hin. Erstmals gebe es einen deutlichen Schwerpunkt bei den jungen Menschen bis zehn und bis 19 Jahren. Gut ein Viertel der Infizierten stammen aus dieser Gruppe. Auch unter diesen Menschen hätten einige mit schweren Symptomen zu kämpfen.
Ältere Menschen inzwischen besser geschützt
Erfreulich sei, dass weniger als acht Prozent der Infizierten zur Gruppe der Über-70-Jährigen gehöre. Dies sei im Winter noch ganz anders gewesen. Es habe auch keine weiteren Todesfälle in den vergangenen Tagen gegeben.
Insgesamt seien seit Beginn der Pandemie bis heute 5450 Menschen mit dem Virus infiziert gewesen, bisher im März waren es 330 Personen. Eine Änderung sieht Michel bei der „britischen Variante“, die im Kreis lange unterdurchschnittlich vertreten gewesen sei. Vor einer Woche waren etwa ein Viertel mit dieser Variante infiziert, nun liege man bei 50 Prozent. Der Landesdurchschnitt liege bei 80 Prozent. Stephan Vilgis vom Gesundheitsamt sieht mit Blick auf Tennenbronn die britische Variante „auf dem Vormarsch“. Man habe aber noch nicht alle Befunde und könne deshalb noch keine endgültige Aussage dazu treffen.
14.400 Impfungen im KIZ
Beim Impfen sei der Landkreis gut vorangekommen, so Landrat Michel. Bisher habe man im Kreisimpfzentrum (KIZ) 14.400 Mal geimpft. Davon waren 3620 Zweitimpfungen. Etwa zwei Drittel erhielten den BioNtech Impfstoff, ein Drittel AstraZeneca.
Die Lage in den Pflegeheimen sei erfreulich. Mitte der Woche gab es weder bei den Bewohnern noch bei den Beschäftigten akute Infektionen. „Impfungen zeigen Wirkung“, so Michel. Bei einem Ausbruch in Sulz hätten sich zwar auch Bewohnerinnen und Bewohner, die eine Erstimpfung erhalten hatten, infiziert. „Aber sie haben nur ganz wenige Symptome gehabt.“ Er habe beim Gedanken in die Pflegeheime „ein gutes Gefühl“, wenn die Beschäftigten und die Bewohner tatsächlich auch geimpft sind. Der Landrat appellierte denn auch an noch nicht geimpfte Pflegekräfte: „Lassen Sie sich impfen für sich, ihre Familien und die Bewohner.“
Thomas Seeger, der Leiter des Ordnungsamts im Kreis ergänzte, dass inzwischen auch im Bereich der Tagespflege die meisten Menschen ihre Impfungen erhalten haben. Die mobilen Impfteams müssten nur noch wenige Nachzügler versorgen. Auch bei den Heimen gebe es noch Impftermine. Dort, wo wegen akuter Fälle nicht geimpft werden konnte, werde das nun nachgeholt.
Bei den Behinderteneinrichtungen sei die Planung abgeschlossen. In drei Einrichtungen seien die ersten Impfungen erfolgt, in drei weiteren werde im April geimpft.
Warteliste abgearbeitet
Kreisbrandmeister Nico Laetsch berichtete aus dem KIZ, dass man in den letzten Tagen die lange Warteliste des Landessozialministeriums abgearbeitet habe. Dabei konnten sich die Über 80-Jährigen auf eine Warteliste nehmen lassen. Die landesweite Terminvergabe hatte das Land bis heute früh gesperrt, damit die KIZ diese Warteliste zunächst abarbeiten konnten. „Wir haben 970 Personen abtelefoniert und allen, die wollten, Termine angeboten“, so Laetsch. Nun seien die Wartelisten abgearbeitet. Seit heute früh laufe die Terminvergabe wieder über die 116 117.
Hoffnung auf „Bewertete Inzidenz“
Noch nicht klar ist, ob wegen des Anstiegs der Inzidenz die Lockerungen im Einzelhandel wieder zurückgeschraubt werden müssen. Bis dato sei das noch nicht entschieden. Dazu müssten die Zahlen genau analysiert und dargestellt werden, so Seeger, das solle am Freitag und Samstag geschehen. „Die letzte Entscheidung liegt beim Sozialministerium“, so Seeger. Nur mit dessen Einvernehmen könne der Landkreis seine bewertete Inzidenz sich anrechnen lassen und müsse nicht die Einkaufsmöglichkeiten einschränken.
Wenn es sich in Tennenbronn eindeutig um einen Ausbruch mit drei Strängen handle, könne das klappen, so Michel. Wenn das Ministerium aber ein diffuses Infektionsgeschehen im Kreis sehe, gehe das nicht. Eine Entscheidung werde wohl am Wochenende fallen und dann auch gleich veröffentlicht. Landrat Michel warnte aber: „Wir können die Zahlen auch nicht einfach so lange in die Luft werfen, bis sie uns gefallen.“