Bildungs- und Begegnungsreise führte neuerlich nach Warschau

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Seit 2022 wird die Zusammenarbeit der vhs Rottweil mit der Initiative Gedenkstätte Eckerwald, der Israelischen Kultusgemeinde und dem Verein ehemaliger Synagoge immer enger. So luden alle Kooperationspartner die vhs-Leiterin ein, damit man einander näher kennen lernen konnte, um gemeinsam für in der Gegenwart und für die Zukunft planen zu können.

Dabei konnte Rudolf unter anderem erfahren, dass zu der jährlichen Begegnungswoche der Gedenkstätte Eckerwald inzwischen die Kinder und Enkel der Opfer des ehemaligen Außenlagers von Nazweiler-Struthof, nahe Schörzingen gelegen, kommen. Denn obwohl nahezu alle Zeitzeugen, viele von ihnen kamen aus Polen, inzwischen verstorben sind, ist es den Mitgliedern der Initiative und den Angehörigen der ehemaligen Zwangsarbeitern eine Herzensabgelegenheit, die langjährigen Beziehungen und daraus erwachsenen Freundschaften auch weiterhin mit Leben zu erfüllen.

In diesem Zusammenhang entwickelten der Vorstand der Initiative Gedenkstätte Eckerwald und vhs-Leiterin Rudolf die Idee, durch gemeinsame Veranstaltungen und Gesprächsinitiativen vor Ort, die Frage zu beleuchten, wie man Gedenken und Erinnern auch hier vor Ort, im Landkreis Rottweil, in die nächste Generation weitertragen könne. Dabei sollte es nicht darum gehen, der nächsten Generation vorzuschreiben, was sie zu denken oder machen habe. Stattdessen wollte man zuhören und erfahren, was diese denkt, fühlt, entscheidet und wie sie mittel- und langfristig agieren möchte. Denn jeder Mensch ist verschieden, von seinem Umfeld und seiner Geschichte geprägt und hat eine eigene Sicht auf Dinge und Ereignisse.

Um auch die polnischen Nachkommen von dieser Idee zu begeistern, plante man einen Austausch vor Ort in Warschau. Durch das Programm Erasmus+ für Weiterbildungseinrichtungen wurde diese Idee unterstützt. So fand im März 2024 eine erste Bildungsreise mit Vertretern und Vertreterinnen aus Gemeinderat, Schulleitung, der Initiative Eckerwald und der Volkshochschule statt. Dank der Historikerin Dr. Karin Stoll, die die Gruppe in Warschau wissenschaftlich unterstützte und das Programm vor Ort leitete und der vielfältigen Kontakte, die die Mitlieder der Initiative Eckerwald seit Jahrzenten pflegen, kam es zu vielen Begegnungen und Gesprächen. Dadurch war die Reise für die Beteiligten nicht zu inhaltsreich und beeindruckend, sondern auch menschlich bereichernd und fröhlich.

So entstand noch vor Ort die Idee, in 2025 eine Bildungs- und Begegnungsreise mit und für junge Erwachsenen, die aktiv die Jugendverbandsarbeit und die Politik im Kreis Rottweil mitgestalten, zu ermöglichen. Anknüpfend an die gemeinsame Deutsch-Polnische Geschichte und die Arbeit der Gedenkstätte Eckerwald e.V. hoffte man, einen Funken in dieser Generation zu entfachen. Zu diesem Zeitpunkt wurde Luzia Marquart, Kreisjugendreferat des Landkreises, zu einer wichtigen Kooperationspartnerin, die die Idee begeistert aufnahm und mit weiterentwickelte. Und wiederum gelang es Rudolf, dass das Programm durch Erasmus+ für Weiterbildungseinrichtungen unterstützt wurde.

So besuchte vom 8. bis 12 Januar 2025 eine zehnköpfige, altersgemischte Reisegruppe aus dem Landkreis Rottweil Warschau. Durch das Erkunden der Stadt, ihrer Gedenkstätten und Museen, neuerlich in Begleitung der Historikerin Stoll, wurde den Teilnehmenden die Deutsch-Polnische Geschichte anschaulich nahegebracht. Themen waren dabei u.a. die Besatzung Polens, die Geschichte der polnischen Juden, das Warschauer Ghetto und der Ghetto Aufstand, der Holocaust sowie die Geschichte des zivilen Warschauer Aufstands 1944, dessen Niederschlagung und die darauffolgende totale Zerstörung Warschaus durch die deutsche Besatzung.

Einen Schwerpunkt des Programms bildeten aber vor allen Dingen die Begegnungen und Gespräche mit Kindern und Enkeln der Zeitzeugen. Die deutschen Teilnehmenden zeigten sich überrascht über das moderne und dynamische Bild der Stadt Warschau, erforschten das reiche kulturelle Angebot und lernten Stadt, Kultur, Geschichte und Menschen kennen.

In Gesprächen mit den jungen Warschauern beleuchteten sie Politik, Wirtschaft, Arbeitsmarkt, Digitalisierung, Kultur und Freizeit, Ähnlichkeiten und Unterschiede. Hier wurde der Gruppe aus dem Landkreis Rottweil der Auftrag mitgegeben, die Erinnerung wach zu halten, an Frieden und Versöhnung zu arbeiten und achtsam zu sein, denn „Auch Hitler wurde demokratisch gewählt.“ (ZITAT). Aber wie könnte dieser Auftrag ausgeführt werden? Die kurze winterliche Begegnung hat Horizonte geöffnet und Interesse für Mehr geweckt. Man darf gespannt sein, wie die jungen Leute den an Sie gerichteten Auftrag umsetzen und ob weitere Besuche, Freundschaften, Jugendbegegnungen daraus entstehen.

Die Arbeit der Initiative Eckerwald geht selbstverständlich weiter. So lädt sie heute schon alle Interessierten zur Feier im Rahmen der jährlichen Begegnungswoche, am Sonntag 18. Mai, um 10 Uhr in die Gedenkstätte Eckerwald ein.




Pressemitteilung (pm)

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