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    „Bahn legt uns ein Überraschungs-Ei ins Nest“

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    Soll der Landkreis Rottweil die Kosten für den doppelspurigen Ausbau der Gäubahn bei Neufra übernehmen? Solches Ansinnen sei ihm bei Verhandlungen aufgetischt worden, berichtete Landrat Wolf-Rüdiger Michel mit unüberhörbarer Empörung in der Stimme.

    Der Kreistag hatte über die erste und zweite Planungsphase für Ausbau des Ringzugs und Elektrifizierung der Strecke Rottweil-Villingen („Ringzug 2.0“) beraten – entsprechende Beschlüsse hatten die Partnerkreise Tuttlingen und Schwarzwald-Baar bereits gefasst.

    Und nun das. „Die Bahn hat uns ein Überraschungs-Ei ins Nest gelegt“, berichtete Michel. Ein 20-Millionen-Ei. Begründung der Bahn: Der Kreis müsse zahlen, weil an dieser Stelle sich der Ringzug mit dem Gäubahn-Verkehr kreuze. „Es fällt auf, dass dort, wo die Bahn mit dem Ausbau im Verzug ist, die Kreuzung mit dem Ringzug sein soll“, sagte der Landrat. Und: „Wir zahlen doch nicht zwei Mal: Erst für die Doppelspur, dann für die Trasse!“

    Doch dann wurde es noch rätselhafter, wie Michel weiter vortrug: Nach seiner Ablehnung sei dann die Forderung gekommen, stattdessen eine Doppelspur-Insel beim Trossinger Staatsbahnhof zu berappen. Knapp auf Deißlinger Gemarkung, also noch im Kreis Rottweil. „Das ist doch auf einer ganz andere Bahnlinie“, wunderte sich Michel über den Schwenk. Außerdem sei ihm mitgeteilt worden, dort müsse eine Autobahnbrücke ab- und wieder neu aufgebaut werden.

    Insgesamt hat die Bahn daher weit höhere Kosten berechnet, als dies das Gutachten der SMA erbracht hatte.

    „Man merkt die Absicht und ist verstimmt“, gab Kreisrat Thomas Engeser (FWV) an. „Es kann nicht sein, dass wir die Aufgaben der Bahn übernehmen.“ Und Bürgermeister Ralf Ulbrich erinnerte daran, dass in Deißlingen ein zusätzliches Gleis liege, das für den Ausweichverkehr genutzt werden könne.

    Immerhin gab Michel dann noch an, „die Bahn geht noch mal in die Prüfung.“ Und er betonte, dass es nicht um die Grundsatzfrage gehe, sondern nur darum, die Bahn mit den Planungsphasen zu beauftragen – für das laufende Jahr 120.000 Euro (insgesamt nach Abzug der Zuschüsse 360.000).

    Nach längerer Diskussion stimmte schließlich eine Mehrheit für den Antrag. Einzig von Lauterbachs Bürgermeister Norbert Swoboda (FWV) kam eine Gegenstimme.

    Haltepunkte Rottweil und Lauffen

    Über die Maßnahme selbst wird der Kreistag dann gesondert beraten. Dazu gehört nicht nur die Elektrifizierung der Strecke nach Villingen, sondern auch der Haltepunkt in Lauffen und in Rottweil-Stadtmitte.

    Das Beratungsunternehmen PTV (das zu Porsche gehört) hat zwischenzeitlich die zu erwartenden Fahrgastzahlen ermittelt: In Lauffen 300 Ein- und Aussteiger, darunter 230 Schüler. Dieser Haltepunkt könne nur Sinn machen, wenn dafür Schulbusse nach Rottweil wegfallen könnten, schreibt die Verwaltung in ihrer Vorlage. Für Rottweil Stadtmitte wurden 670 Aus- und Einsteiger vorhergesagt, Schüler spielten hier keine Rolle (die steigen am Bahnhof in den Bus). Der Haltepunkt werde jedenfalls vom Landkreis ohne Schrägaufzug oder sonstige Verbindung in die Stadt gebaut, „das sage ich in Richtung auf Herrn Dr. Ruf“, betonte Michel und meinte Rottweils Bürgermeister.

    Möglicherweise müssen auch die Bahnsteige verlängert werden, je nachdem, welches Zugmaterial künftig auf den Ringzugstrecken verkehrt.

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    Wolf-Dieter Bojus
    Wolf-Dieter Bojus
    ... war 2004 Mitbegründer der NRWZ und deren erster Redakteur. Mehr über ihn auf unserer Autoren-Seite.

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    Der Kreistag hatte über die erste und zweite Planungsphase für Ausbau des Ringzugs und Elektrifizierung der Strecke Rottweil-Villingen („Ringzug 2.0“) beraten – entsprechende Beschlüsse hatten die Partnerkreise Tuttlingen und Schwarzwald-Baar bereits gefasst.

    Und nun das. „Die Bahn hat uns ein Überraschungs-Ei ins Nest gelegt“, berichtete Michel. Ein 20-Millionen-Ei. Begründung der Bahn: Der Kreis müsse zahlen, weil an dieser Stelle sich der Ringzug mit dem Gäubahn-Verkehr kreuze. „Es fällt auf, dass dort, wo die Bahn mit dem Ausbau im Verzug ist, die Kreuzung mit dem Ringzug sein soll“, sagte der Landrat. Und: „Wir zahlen doch nicht zwei Mal: Erst für die Doppelspur, dann für die Trasse!“

    Doch dann wurde es noch rätselhafter, wie Michel weiter vortrug: Nach seiner Ablehnung sei dann die Forderung gekommen, stattdessen eine Doppelspur-Insel beim Trossinger Staatsbahnhof zu berappen. Knapp auf Deißlinger Gemarkung, also noch im Kreis Rottweil. „Das ist doch auf einer ganz andere Bahnlinie“, wunderte sich Michel über den Schwenk. Außerdem sei ihm mitgeteilt worden, dort müsse eine Autobahnbrücke ab- und wieder neu aufgebaut werden.

    Insgesamt hat die Bahn daher weit höhere Kosten berechnet, als dies das Gutachten der SMA erbracht hatte.

    „Man merkt die Absicht und ist verstimmt“, gab Kreisrat Thomas Engeser (FWV) an. „Es kann nicht sein, dass wir die Aufgaben der Bahn übernehmen.“ Und Bürgermeister Ralf Ulbrich erinnerte daran, dass in Deißlingen ein zusätzliches Gleis liege, das für den Ausweichverkehr genutzt werden könne.

    Immerhin gab Michel dann noch an, „die Bahn geht noch mal in die Prüfung.“ Und er betonte, dass es nicht um die Grundsatzfrage gehe, sondern nur darum, die Bahn mit den Planungsphasen zu beauftragen – für das laufende Jahr 120.000 Euro (insgesamt nach Abzug der Zuschüsse 360.000).

    Nach längerer Diskussion stimmte schließlich eine Mehrheit für den Antrag. Einzig von Lauterbachs Bürgermeister Norbert Swoboda (FWV) kam eine Gegenstimme.

    Haltepunkte Rottweil und Lauffen

    Über die Maßnahme selbst wird der Kreistag dann gesondert beraten. Dazu gehört nicht nur die Elektrifizierung der Strecke nach Villingen, sondern auch der Haltepunkt in Lauffen und in Rottweil-Stadtmitte.

    Das Beratungsunternehmen PTV (das zu Porsche gehört) hat zwischenzeitlich die zu erwartenden Fahrgastzahlen ermittelt: In Lauffen 300 Ein- und Aussteiger, darunter 230 Schüler. Dieser Haltepunkt könne nur Sinn machen, wenn dafür Schulbusse nach Rottweil wegfallen könnten, schreibt die Verwaltung in ihrer Vorlage. Für Rottweil Stadtmitte wurden 670 Aus- und Einsteiger vorhergesagt, Schüler spielten hier keine Rolle (die steigen am Bahnhof in den Bus). Der Haltepunkt werde jedenfalls vom Landkreis ohne Schrägaufzug oder sonstige Verbindung in die Stadt gebaut, „das sage ich in Richtung auf Herrn Dr. Ruf“, betonte Michel und meinte Rottweils Bürgermeister.

    Möglicherweise müssen auch die Bahnsteige verlängert werden, je nachdem, welches Zugmaterial künftig auf den Ringzugstrecken verkehrt.

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