Landkreis Rottweil. Die Corona-Pandemie wirkt sich mittlerweile auch spürbar auf den Arbeitsmarkt aus. Alleine die Daten der Agentur für Arbeit spiegeln die aktuelle Entwicklung nur unvollständig wider. Sie beziehen sich auf den Stichtag 12. März. Vorgelegt wurden die Zahlen am Dienstag, 31. März.
In der Mitteilung der Agentur für Arbeit heißt es: „Aufgrund der dynamischen Entwicklung infolge der Corona-Pandemie können die bis zu diesem Stichtag erfassten Daten die aktuelle Situation nicht vollständig widerspiegeln. ,Durch die Corona-Krise und deren wirtschaftliche Auswirkungen haben sich die Zahlen nach dem Stichtag bis heute deutlich verändert‘, erklärt Sylvia Scholz, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Rottweil – Villingen-Schwenningen. Welche Folgen die Krise auf den Arbeitsmarkt hat, kann frühestens ab dem nächsten Monat bilanziert werden.“
Kurzarbeitergeld
Das Kurzarbeitergeld ist ein wichtiges Instrument, um von der Krise betroffene Unternehmen zu unterstützen. Arbeitsausfälle können dadurch finanziell überbrückt und Entlassungen vermieden werden. Die Corona-Krise und die daraus folgenden Einschränkungen der wirtschaftlichen Aktivitäten haben zu einem deutlichen Anstieg von Beratungen und Anzeigen für Kurzarbeitergeld geführt. „Die erleichterten Regeln für Kurzarbeit ermöglichen eine schnelle und unbürokratische Unterstützung, sehr viele Unternehmen machen jetzt von diesem Angebot Gebrauch“, so Sylvia Scholz. Aktuell liegen rund 3100 Anzeigen von Betrieben aller Größen und aller Branchen aus dem Agenturbezirk Rottweil – Villingen-Schwenningen vor. „Manche Anzeigen werden aber über mehrere Kanäle gleichzeitig eingereicht“, beschreibt Sylvia Scholz die eingeschränkte Aussagekraft der aktuellen Zahlen. Doppelungen können so nicht ausgeschlossen werden. „Hinter einer eingegangenen Anzeige kann sich ein Handwerksbetrieb mit sieben Mitarbeitern oder ein Großunternehmen mit mehreren hundert Beschäftigten verbergen.“
Wie viele Beschäftigte letztendlich von Kurzarbeit betroffen sind, werden in wenigen Monaten die Abrechnungen zeigen. Das liegt am Ablauf des Prozesses: Wenn Betriebe Kurzarbeit planen, müssen sie das bei der Agentur für Arbeit zunächst anzeigen. Ohne Anzeige ist später keine Zahlung möglich. Wenn tatsächlich kurzgearbeitet wird, kann der Betrieb innerhalb von drei Monaten die erforderliche Abrechnungsliste einreichen. Erst dann liegen endgültige Daten vor, wie viele Personen genau kurzgearbeitet haben, in welcher Branche und wie groß der Arbeitsausfall war.
Um die telefonische Beratung der Arbeitgeber und die rechtzeitige Bearbeitung und Auszahlungen der Leistungen sicherzustellen, hat die Agentur für Arbeit Rottweil-Villingen-Schwenningen die Teams zur Bearbeitung von Kurzarbeitergeld und Arbeitslosenanträgen massiv mit Mitarbeiter*innen anderer Bereiche verstärkt. „Kurzarbeitergeld und Arbeitslosengeld sind eine Pflichtleistung aus der Arbeitslosenversicherung. Die große Anzahl an Anzeigen macht es erforderlich, dass wir uns mit allen Kräften auf diese Aufgabe fokussieren“, sagt Sylvia Scholz. Gleichzeitig appelliert sie an alle, die bereits ihre Unterlagen eingereicht haben: „Bitte sehen Sie von Nachfragen ab. Warten Sie, bis wir uns mit Rückfragen bei Ihnen melden oder Sie Ihren Bescheid bekommen. Damit können wir uns auf die Antragsbearbeitung konzentrieren.“
Der Arbeitsmarkt
Im Bezirk der Agentur für Arbeit Rottweil – Villingen-Schwenningen ist die Zahl der Arbeitslosen von Februar auf März um 38 oder 0,4 Prozent auf 9.169 Personen nur leicht gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat März ist dagegen ein deutlicher Anstieg um 1.761 oder 23,8 Prozent zu verzeichnen. Die Arbeitslosenquote im Agenturbezirk lag – wie im Februar – bei 3,2 Prozent.
Arbeitslosenquote nach Landkreisen
Im Kreis Rottweil sank die Zahl der Arbeitslosen um 18 auf 2.242. Die Quote beträgt 2,8 Prozent. Im Landkreis Tuttlingen wurden im März 2.559 Arbeitslose gezählt, 32 mehr als im Vormonat. Die Arbeitslosenquote beläuft sich somit auf 3,1 Prozent. Im Schwarzwald-Baar-Kreis gab es mit plus 24 auf 4.368 einen leichten Anstieg bei den Arbeitslosen. Die Quote beträgt hier 3,6 Prozent.
Entwicklung nach Rechtskreisen
Im Bereich der Arbeitslosenversicherung (Rechtskreis SGB III) gab es agenturweit 5.652 Arbeitslose, 83 oder 1,5 Prozent mehr als im Vormonat aber 1.657 oder 41,5 Prozent mehr als vor einem Jahr. Im Bereich der Grundsicherung (Rechtskreis SGB II) gab es 3.517 Arbeitslose, 45 oder 1,3 Prozent weniger als im Februar und 104 oder 3 Prozent mehr als im März 2019.
Im Kreis Rottweil hat sich die Arbeitslosigkeit im März, wie oben beschrieben, um 18 auf 2.242 verringert. Im Vergleich zum Vorjahresmonat gab es 416 Arbeitslose mehr. Die Arbeitslosenquote auf Basis aller zivilen Erwerbspersonen betrug im März 2,8 Prozent; vor einem Jahr hatte sie sich auf 2,3 Prozent belaufen. Im Rechtskreis SGB III lag die Arbeitslosigkeit bei 1479, das sind 14 mehr als im Vormonat und 441 mehr als
im Vorjahr. Die anteilige SGB III-Arbeitslosenquote lag bei 1,8 Prozent. Im Rechtskreis SGB II gab es 763 Arbeitslose, das ist ein Minus von 32 gegenüber Februar; im Vergleich zum März 2019 waren es 25 Arbeitslose weniger. Die anteilige SGB II-Arbeitslosenquote
betrug 0,9Prozent.
Bestand der Arbeitslosen nach Personengruppen
Nach Personengruppen entwickelte sich die Arbeitslosigkeit im Kreis Rottweil recht unterschiedlich, allerdings waren bei allen Anstiege gegenüber dem Vorjahresmonat zu verzeichnen. Die Spanne der Veränderungen reicht im März von +21 Prozent bei 50-Jährigen und Älteren bis +36 Prozent bei 15- bis unter 25-Jährigen. Auch der Anteil der ausgewählten Personengruppen am Arbeitslosenbestand ist unterschiedlich groß. Bei der Interpretation der Daten ist zu berücksichtigen, dass Mehrfachzählungen möglich sind, da ein Arbeitsloser in der Regel mehreren der hier abgebildeten Personengruppen angehört. Somit kann die individuelle Situation von Arbeitslosen von der Entwicklung der jeweiligen Personengruppe abweichen.
Zugang in und Abgang aus Arbeitslosigkeit
Arbeitslosigkeit ist kein fester Block, vielmehr gibt es auf dem Arbeitsmarkt viel Bewegung. Im März meldeten sich 673 Personen (neu oder erneut) arbeitslos, das waren 32 mehr als vor einem Jahr. Gleichzeitig beendeten 687 Personen ihre Arbeitslosigkeit, 29 mehr als im März 2019. Seit Jahresbeginn gab es 2.119 Zugänge von Arbeitslosen, gegenüber dem Vorjahreszeitraum ist das eine Abnahme von 14 Meldungen. Dem gegenüber stehen 1.816 Abmeldungen von Arbeitslosen, im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist das eine Abnahme von 112 Abmeldungen. Im März meldeten sich 314 zuvor erwerbstätige Personen arbeitslos, 35 mehr als vor einem Jahr. Durch Aufnahme einer Erwerbstätigkeit konnten in diesem Monat 263 Personen ihre Arbeitslosigkeit beenden, 48 mehr als vor einem Jahr.
Stellenmarkt
Die Nachfrage nach Arbeitskräften ist im Vergleich zum Vorjahr stark gesunken: Im März waren im Agenturbezirk Rottweil – Villingen-Schwenningen 4994 offene Stellen gemeldet, 1.716 oder 25,6 Prozent weniger als vor einem Jahr.
Im Kreis Rottweil waren im März 1532 Arbeitsstellen gemeldet, gegenüber Februar ist das ein Rückgang von 16 oder 1 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahresmonat gab es 417 Stellen weniger (–21 Prozent). Arbeitgeber meldeten im März 376 neue Arbeitsstellen, das waren 123 oder 25 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Seit Jahresbeginn sind damit 1.084 Stellen eingegangen, das ist eine Abnahme gegenüber dem Vorjahreszeitraum von 317 oder 23 Prozent. Zudem wurden im März 392 Arbeitsstellen abgemeldet, 116 oder 23 Prozent weniger als im Vorjahr. Von Januar bis März gab es insgesamt 1.105 Stellenabgänge, im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist das eine Abnahme von 262 oder 19 Prozent.
Ausbildungsmarkt
Im März waren 3987 Ausbildungsstellen für das Berufsberatungsjahr 2019/2020 gemeldet, dies entspricht einem leichten Rückgang im Vergleich zum Vorjahresmonat um 1,4 Prozent. Die Zahl der Bewerber für betriebliche Ausbildungsstellen ist dagegen um 1,4 Prozent auf 2407 gestiegen.
Beginn des Berufsberatungsjahres im Oktober vergangenen Jahres meldeten sich im Kreis Rottweil 737 Bewerber für Berufsausbildungsstellen, etwa so viele wie im Vorjahreszeitraum (–0,4 Prozent). Zugleich gab es 1.139 Meldungen für Berufsausbildungsstellen, das entspricht einem Minus von 5,1 Prozent. Ende März waren 428 Bewerber noch unversorgt und 679 Ausbildungsstellen noch unbesetzt. Im Vergleich zum Vorjahresmonat gab es mehr unversorgte Bewerber für Berufsausbildungsstellen (+2,6 Prozent), die Zahl der unbesetzten Berufsausbildungsstellen war kleiner (–2,0 Prozent). Eine Beurteilung der aktuellen Lage am Ausbildungsmarkt ist auf der Grundlage von gemeldeten Bewerbern und gemeldeten Berufsausbildungsstellen im Vergleich zu vorhergehenden Berichtsjahren möglich; eine Hilfestellung hierzu bietet das Diagramm.